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Veröffentlicht am 12­.02.2013

12.2.2013 - Stuttgarter Nachrichten

„So nicht mehr handlungsfähig“

Christian Weisner. Der Reformkatholik setzt nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. auf einen Neuanfang im Vatikan.

Von Winfried Weithofer

Herr Weisner, wie bewerten Sie den plötzlichen Rücktritt des Papstes?
Das ist ein mutiger Schritt, den Papst Benedikt da gegangen ist. Es ist auch ein historischer Schritt,weil es so etwas jahrhundertelang nicht gegeben hat. Dafür verdient er zunächst einmal Respekt. Die Frage ist, wie es um das römischkatholische Gotteshaus bestellt ist. Die Kirche braucht jetzt einen Papst, der Führung imguten Sinne praktiziert. Es geht um mehr Teamfähigkeit, wir brauchen eine verstärkte Einbindung der Ortskirchen. Benedikt hat sicher eine faszinierende Sprache gehabt, aber diese Sprache hat dieMenschen nichtmehr erreicht.

Wen sehen Sie als Nachfolger?
Man braucht jemanden, der die Weltkirche kennt, aber auchEuropa versteht, denKernkontinent des Christentums. Der also versteht, warum die christliche Botschaft von den Menschen nicht mehr so wahrgenommen wird. Vor allem muss der neue Papst auch den Vatikan und die römische Kurie verstehen, umReformen anzuschieben.

Sie erwarten also den totalen Neuanfang?
Ich meine, es reicht nicht aus,nur eineP erson an der Spitze auszutauschen. Es muss klar sein, dass das hierarische System in der Katholischen Kirche mit 1,2 Milliarden Menschen so nicht mehr handlungsfähig ist. Sie muss sich angesichts der Krisen mehr den Menschen zuwenden.

Zuletzt geändert am 13­.02.2013