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Veröffentlicht am 22­.01.2013

22.1.2013 - Wochenblatt

Kritische Laien hoffen auf Gorbatschow-Effekt durch neuen Regensburger Bischof

Wir sind Kirche hat mit Gerhard Ludwig noch eine Rechnung offen. Die versuchte man am Dienstag, 22. Januar, bei einer Pressekonferenz zu begleichen – gleichzeitig wollte man dem designierten Regensburger Bischof Rudolf die Hand reichen. Ein schmaler Grat.



Nur 40 Vereinsmitglieder sind es, die sich in einer kritischen Laienorganisation im Bistum Regensburg organisiert haben. Entstanden ist der Verein, als Gerhard Ludwig 2005 damit begann, die Laien-Gremium gründlich nach seinen Vorstellungen umzubauen. Einer, der damals auf der Strecke blieb, ist Fritz Wallner. Heute formuliert er positive Botschaften an den neuen Bischof Rudolf Voderholzer: „Wir haben den neuen Bischof von Regensburg mit einer Karte im Bistum willkommen geheißen“, sagt Wallner. Gleichzeitig macht er klar, dass die Lage der Kirche von Regensburg nicht rosig ist: „Man muss sich schon vor Augen halten, dass in der Zeit Gerhard Ludwig Müllers als Bischof am Ende 117.000 Katholiken weniger gezählt werden als bei Amtsantritt.“

Nicht alle seien ausgetreten, doch viele hätten der Kirche den Rücken zugewandt. Auch Johannes Grabmeier ist einer, der mit Müller harte Auseinandersetzungen hatte. Am gestrigen Dienstag stellt er den Journalisten ein Buch vor: „Kirchlicher Rechtsweg – vatikanische Sackgasse“ heißt es. Vor den kirchlichen Gerichten, so sein Tenor, herrsche keine Gerechtigkeit. Gleichzeitig wünscht er sich vom neuen Bischof einen „Gorbatschow-Effekt“ – auch Wallner wünscht sich das. Erste Forderung an den neuen Bischof Rudolf: „Die unsägliche Nichtöffentlichkeit des Pfarrgemeinderates wieder rückgängig machen!“

Da sind noch ein paar Rechnungen offen Es scheint, als hätte Wir sind Kirche und der von Grabmeier und Wallner verantwortete Verein Laienverantwortung noch eine große Rechnung offen mit Müller. Sigrid Grabmeier macht die schmerzlichste aller Rechnungen für die Kirche auf, die Debatte um die Missbrauchsfälle. Regensburg und München sind die Bistümer, die kürzlich die Studie mit dem Kriminologen Christian Pfeiffer platzen ließen. Das sagt zumindest Pfeiffer. „Klar ist auch, warum“, sagt Grabmeier. „Regensburg wegen Müller und München wegen Ratzinger.“

Trotz all dieser Differenzen: Die kritischen Laien wünschen sich, dass der neue Bischof mit ihnen in Dialog tritt. Ob das geschieht, liegt allein an Rudolf Voderholzer – der gilt als offen. Man wird sehen.

http://www.wochenblatt.de/nachrichten/regensburg/regionales/Kritische-Laien-hoffen-auf-Gorbatschow-Effekt-durch-neuen-Regensburger-Bischof;art1172,158464

Zuletzt geändert am 23­.01.2013