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Veröffentlicht am 01­.03.2012

März 2012 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

Eucharistie im Baumarkt!

Abgesehen davon, dass der Einkauf im Baumarkt mit der sonntäglichen Eucharistiefeier nun gar nicht vergleichbar ist, so hat die Assoziation des Augsburger Bischofs Zdarsa doch einiges für sich. Warum nicht wie Jesus zu den Menschen gehen, ihnen entgegenkommen und mit ihnen da feiern, wo sie sind. Vor Jahren habe ich in einem Supermarkt in einem Neubaugebiet in Sottomarina bei Chioggia in einem Supermarkt Eucharistie erlebt, am Sonntag. Zugegeben, es war ein ehemaliger Supermarkt. Aber dafür habe ich dann in Chioggia in einer profanierten Kirche Milch, Fleisch und Pasta eingekauft. Man muss dazusagen, in Chioggia am Markt stehen gefühlte tausend Kirchen und wenn eine im Sinne der Anwohnenden zu einem Lebensmittelladen umgewidmet wurde, dann gibt es immer noch einige andere, die für das Seelenheil offen stehen.

Was aber geschieht mit den Dorfkirchen in der Diözese Augsburg, in denen am Sonntag mangels ordentlich Geweihter keine Eucharistiefeier mehr stattfinden kann? Die deutschen Bischöfe haben in ihrem Pastoralen Schreiben „Mitte und Höhepunkt des ganzen Lebens der christlichen Gemeinde“ von 2003 die Bedeutung der Wortgottesfeiern hervorgehoben: „So ist es in vielen Situationen wünschenswert und sinnvoll, dass die Gemeinde dennoch zusammenkommt, um miteinander auf das Wort Gottes zu hören und zu beten…. Wenn keine Messfeier möglich ist, können die Wortgottesfeiern an Werktagen und in den vom zuständigen Diözesanbischof näher zu bestimmenden Notfällen auch an Sonntagen gefeiert werden.“ Aber davon hält Zdarsa nichts. Deshalb sollen die Menschen, die ja alle auch in die Oper und in den Baumarkt fahren, an einen zentralen Gottesdienstort kommen. Und an den Kirchentüren steht am Sonntag dann: „Gotteshaus geschlossen – wenden Sie sich an Ihren zuständigen Baumarkt“ oder „Unbeaufsichtigtes gemeinsames Beten und Singen am Sonntag verboten“ oder „Betreten der Kirche nur mit bischöflicher Sondergenehmigung“.

Mag sein, dass hinter den schroffen Worten des Bischofs ein weitblickender Plan steht: zuerst werden die Kirchen komplett geleert, dann profaniert, um sie dann einer menschenfreundlichen und attraktiven Neuverwendung zuzuführen wie z.B. die Kletterkirche in Mönchengladbach, die ein weitreichendes Angebot für Familien, Senioren und Sportkletterer hat, zudem Öffnungszeichen, die den Menschen entgegenkommen. Irgendwo findet sich dann schon ein Fleckchen für die Eucharistiefeier – zur Not im Baumarkt.

Sigrid Grabmeier
Wir sind Kirche Deutschland – www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 16­.02.2012