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Veröffentlicht am 07­.10.2011

7.10.2011 - DPA

Bischöfe durch Papstbesuch gestärkt - Kein Steuerverzicht

Die katholischen Bischöfe wollen besser mit dem Kirchenvolk in Deutschland ins Gespräch kommen. Vom Papst-Besuch fühlen sie sich ermutigt, die Krisen-Themen anzupacken. Kirchen-Kritiker mahnen zur Eile bei Reformen und dem Lösen gesellschaftlicher Streitfragen.

Fulda (dpa) - Die katholischen Bischöfe in Deutschland haben bei der Auswertung des Papst-Besuches wichtige Zukunftsaufgaben ausgemacht und wollen einen Weg der Erneuerung gehen. Bei der Debatte um Staatsleistungen für die Kirche stellte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) Äußerungen von Benedikt XVI. klar. «Der Papst spricht nicht von der Abschaffung des Kirchensteuersystems», sagte der DBK-Vorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch (Freiburg), am Freitag zum Abschluss der Herbst-Vollversammlung in Fulda. Es sei keine Aufforderung zur Ablösung der Staatsleistungen zu erkennen.

Die Bischöfe wollten sich einer Debatte über Privilegien aber nicht verschließen. «Schon heute treffen die Kirche und einzelne Bundesländer immer wieder Absprachen über Änderungen einzelner Staatsleistungen. Die Kirche wird sich Lösungen nicht verschließen, wenn diese ausgewogen sind», erklärte Zollitsch.

Bei dem traditionellen Treffen der 69 DBK-Mitglieder wurden auch die Papst-Reden bei seiner Deutschland-Reise ausgewertet. Zollitsch sagte: «Der Besuch des Heiligen Vaters hat die Einheit der Kirche gezeigt und gestärkt. Die zahlreichen wertvollen Impulse für unsere Arbeit werden wir aufnehmen und für unsere Arbeit fruchtbar machen.» Die deutschen Oberhirten hätten viele Aufgaben vom Kirchen-Oberhaupt empfangen. «Der Papst hat uns ermuntert, den Weg der Ökumene weiterzugehen», so Zollitsch. Der Papst habe sich auf den Reformator Martin Luther zubewegt. Zudem müsse es künftig um eine Vertiefung des Glaubens und eine Erneuerung der Kirche gehen. 2010 waren mehr als 180 000 Katholiken bundesweit aus der Kirche ausgetreten.

Ermutigt fühlen sich die Bischöfe darin, ihren Dialogprozess fortzusetzen. Dazu hatte im Juli in Mannheim ein großes Auftaktreffen mit 300 Vertretern aus allen Bistümern, auch von Verbänden, den Universitäten und Orden stattgefunden. Ein Ergebnis des Treffens war, dass drei Themen stärker behandelt werden müssen: der Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen, die gemeinsame Verantwortung aller Getauften in der Kirche und auch die Kommunikationsfähigkeit der Kirche. Die Gespräche darüber würden auch bei der nächsten Sitzung des Ständigen Rates im November fortgeführt.

Für den Gesprächsprozess steht Mitte September 2012 erneut in Mannheim ein großes Jahrestreffen auf dem Programm. Die Initiative war vor einem Jahr in Fulda ausgerufen worden und ist auf fünf Jahre bis 2015 mit verschiedenen Schwerpunkten ausgelegt. «Der Papst hat uns ermutigt, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Der Gesprächsprozess ist letztlich ein Mittel, um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen», so Zollitsch. Beschlüsse würden nicht gefasst.

Zum Besuch von Benedikt XVI. sagte Zollitsch noch: «Auch der Papst kann bei seiner Reise nach Deutschland nicht Erwartungen einer Änderung der kirchlichen Lehre erfüllen.» Er sei auch nicht gekommen, um zu allen möglichen Einzelthemen Stellung zu beziehen. Von manchen Bischöfen war zu hören, dass der Papst dadurch Gestaltungsspielräume offen gelassen habe. Zollitsch betonte: «Wir dürfen keinen deutschen Sonderweg für die sogenannten sperrigen Themen forcieren.»

Zu den Papst-Reden bemerkte Zollitsch: «Der Besuch des Heiligen Vaters entzieht sich einer vordergründigen politischen Deutung und auch manchen Denkschablonen.» Die kirchenkritische Reformbewegung «Wir sind Kirche» kritisierte, dass die professoralen Reden zu abgehoben gewesen seien und fürs Kirchenvolk schlecht verständlich.

Die Reformbewegung forderte die katholischen Bischöfe auf, Reformen voranzutreiben. Wenn sie nicht endlich die wichtigen gesellschaftlichen Themen angingen, führe der Weg in die Katastrophe, sagte Christian Weisner. Die Teilhabe der Laien und vor allem der Frauen am kirchlichen Leben etwa sei eminent wichtig. Die Kirchenkritiker betonten aber auch, dass sie keinen deutschen Sonderweg und keine Abkehr von Rom wollten.

Zuletzt geändert am 12­.10.2011