| |
Veröffentlicht am 27­.09.2011

27.9.2011 - Derwesten.de

Die Basis wünscht sich Antworten

Haltern Am See, 26.09.2011, Katharina Müller

Haltern am See. „Wo Gott ist, da ist Zukunft“, unter diesem Motto reiste Papst Benedikt XVI. in den vergangenen Tagen durch Deutschland, traf Politiker, Vertreter verschiedener Glaubensgemeinschaften, Missbrauchsopfer, begeisterte Gläubige.

Viele Gespräche hat das Oberhaupt der katholischen Kirche geführt und doch viele Fragen offen gelassen. Auch die nach der Zukunft seiner Kirche, der zunehmend die Schäfchen weglaufen.

Auch im Vest zweifeln Gläubige, ob der Glaube an die Anwesenheit Gottes allein Garant für eine Zukunft der katholischen Kirche ist. „Es gibt keine Glaubenskrise. Das Problem ist vielmehr, dass die Menschen auf ihrem Weg zu Gott über Strukturen gehen müssen, die ihnen nicht mehr entsprechen“ bemängelt Annegret Laakmann. Die Halterner Referentin der Kirchenvolksbewegung ist mit dem Besuch des Heiligen Vaters alles andere als zufrieden: „Ehrlich gesagt bin ich ganz froh, dass er wieder weg ist. Ich glaube der Papst nimmt ein völlig verkehrtes Bild mit nach Hause, von sehr höflichen, mitunter jubelnden Menschen.“

Dabei brodelt es an der Basis. „Ich fand es schön, dass zumindest von Seiten einiger Politiker deutlich gemacht wurde, dass es Probleme in der Kirche gibt, aber der Papst ist die Antworten darauf schuldig geblieben“, so die 68-Jährige.

Es sind drängende Fragen, die die Frauen und Männer in den Gemeinden vor Ort bewegen. Fragen nach der vollen Gleichberechtigung der Frauen, nach einer Überwindung der Kluft zwischen Klerus und Laien, nach einer Lockerung des Zölibats, einer stärkeren Hinwendung zur Ökumene.

„Papst Benedikt hat uns lediglich daran erinnert: Fest soll mein Taufbund immer stehen, ich will die Kirche hören. Aber das ist keine Antwort auf die Probleme, die die Kirche hat“, ärgert sich Laakmann. Kleine Zugeständnisse wären es gewesen, die viele Gläubige an der Basis das Hoffen gelehrt hätten: „Ich hätte mir beispielsweise ein bisschen Barmherzigkeit für ökumenische Paare gewünscht, dass der evangelische Partner zur Eucharistie gehen darf. Das sind doch kleine Schritte.“

Ihre katholische Identität hat Annegret Laakmann wie so viele ihrer Gleichgesinnten nie in Frage gestellt: „Ich bin katholisch getauft und sozialisiert, und ich habe im Rahmen meiner Arbeit in der katholischen Kirche viele tolle Menschen getroffen, die etwas ändern wollen.“ Dass sich der Wind drehen wird, daran glauben die Reformer nach wie vor. Notfalls müsse man eben den Weg des Ungehorsams oder zumindest des „vorauseilenden“ Gehorsams gehen.

So wird es künftig vor allem um eine Bündelung der Kräfte gehen. „Reformgruppen schießen ja wie Pilze aus dem Boden und es ist unsere Aufgabe als große, alte Reformbewegung für eine stärkere Vernetzung zu sorgen“, so die Expertin. Mitunter keine leichte Aufgabe, da viele der kleineren jüngeren Reformgruppen sehr lokal agieren und schwer in einen großen überregionalen Kontext einzubinden sind.

Auch hier setzen die Aktiven auf eine Politik der kleinen Schritte, für die Zukunft ihrer Kirche. Ob aber die Basis weiterhin abfangen kann, was an der Spitze schief läuft, bleibt fraglich. „Die Zahl der Austritte im vergangenen Jahr war groß, was sicher vor allem mit den Missbrauchsfällen, insbesondere aber mit dem strukturellen Versagen der Kirche zu tun hat.“

http://www.derwesten.de/staedte/haltern-am-see/Die-Basis-wuenscht-sich-Antworten-id5103831.html

Zuletzt geändert am 27­.09.2011