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Veröffentlicht am 06­.05.2011

6.5.2011 - Main-Post

Homosexueller Theologe verliert Lehrerlaubnis

Autor des Buches „Der heilige Schein“

Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner (r) und der Theologe und Buchautor, David Berger, liegen im Streit: Meisner hat dem schwulen Autor die Erlaubnis zum Religionsunterricht entzogen. Der Kardinal begründete dies am Donnerstag mit Bergers öffentlichen Äußerungen und Publikationen, die sein Vertrauen zu ihm zerstört hätten.


Vor gut einem Jahr hat sich der katholische Theologe David Berger öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt. Nun hat der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner dem 43-Jährigen die kirchliche Lehrerlaubnis für den katholischen Religionsunterricht entzogen. Berger, in Würzburg geboren und aufgewachsen, war überrascht, dass es tatsächlich dazu gekommen ist. Und was ihn erschüttert hat, ist sein Eindruck, dass Kardinal Meisner „eingeknickt“ sei. Denn spätestens seit dem Erscheinen seines Insider-Buches „Der heilige Schein“ (Ullstein) im Herbst 2010, wurde David Berger heftig von extrem radikalen Katholiken angefeindet, sagt er. Sie hätten in einschlägigen Internetforen allerdings nicht nur den Entzug der sogenannten Missio canonica gefordert, „sondern auch die Todesstrafe für Homosexuelle“.

David Berger hat in der Kirche einst eine steile Karriere hingelegt, war korrespondierender Professor der Päpstlichen Akademie des heiligen Thomas von Aquin und Herausgeber von „Theologisches“, der führenden Zeitschrift konservativer Katholiken. Die Zeitschrift verließ er freiwillig, die Päpstliche Akademie schloss ihn aus. Und nun darf er am Ville-Gymnasium in Erftstadt nicht mehr Religion, sondern nur noch Deutsch unterrichten.

In einer vom Erzbistum Köln veröffentlichten Meldung steht, dass Kardinal Meisner gezwungen gewesen sei, die Lehrerlaubnis zu entziehen, „weil Dr. Berger durch seine Veröffentlichungen und Äußerungen in den Medien selbst den unwidersprochenen Anschein gesetzt hat, in Lehre und Lebensführung mit den moralischen und gesetzlichen Normen der Kirche nicht übereinzustimmen“. Berger sagt, dass die „Anklageschrift“ sehr pauschal gewesen sei und er um Konkretisierung der Vorwürfe gebeten habe. Diese sei jedoch ausgeblieben. „Man hat auch kein persönliches Gespräch mehr gesucht, sondern gleich disziplinarisch zugeschlagen.“

Im Bistum Würzburg wurde laut Pressesprecher Bernhard Schweßinger zwei Mal die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen: Anfang der 1980er Jahre einem Religionslehrer, der nicht bereit gewesen sei, seine Kinder taufen zu lassen; Mitte der 1980er Jahre einem Priester und Theologieprofessor an der Uni Würzburg, der geheiratet habe. Im Bistum Würzburg gelte, so Schweßinger, was die römische Glaubenskongregation verbindlich geäußert habe: „Homosexuelle dürfen persönlich nicht diskriminiert werden. Ein Ausleben der Homosexualität ist mit dem christlichen Schöpfungsverständnis aber nicht vereinbar.“

Theologe Magnus Lux (Schonungen) von der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ spricht von Heuchelei. „Homosexualität wird in der Kirche geduldet, solange sich keiner dazu offen bekennt.“ Und: „Ausgerechnet die katholische Kirche, die sich für Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit einsetzt, bestraft diejenigen, die ehrlich und aufrichtig sind.“ Es sei allerhöchste Zeit, dass die Kirche ihre Sexualmoral überdenkt.

David Berger, der noch heute von seiner schönen Schulzeit am Egbert-Gymnasium der Benediktinerabtei in Münsterschwarzach schwärmt („weltoffen und modern“), hat sein „Outing“ und die Veröffentlichung seines Buches nicht bereut. Der Zuspruch sei enorm gewesen. „Es gibt innerhalb der katholischen Kirche einen sehr starken Leidensdruck.“ Priesteramtskandidaten würden sich das Leben nehmen, Priester psychisch krank werden, weil sie den Druck, der wegen ihrer homosexuellen Veranlagung auf sie ausgeübt wird, nicht mehr aushalten, sagt er. „Jeder Tag, den ich noch weiter geschwiegen hätte, hätte mich selbst psychisch schwer belastet. Weil ich so getan hätte, als ob alles bestens wäre. Das hätte ich mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren können.“ Seine Schüler planen, sagt er, einen Protestmarsch zum Wohnsitz des Kölner Erzbischofs. Etliche Eltern seiner Schüler hätten angekündigt, aus der Kirche auszutreten.

http://www.mainpost.de/regional/franken/Homosexueller-Theologe-verliert-Lehrerlaubnis;art1727,6132357,1#__

Zuletzt geändert am 07­.05.2011