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Veröffentlicht am 27­.04.2011

27.4.2011 - finanznachrichten.de

Prominente Katholiken kritisieren Seligsprechung Johannes Pauls II.

Ein Bündnis von prominenten Theologen, katholischen Politikern und basiskirchlichen Gruppen, hat Vorwürfe gegen den 2005 verstorbenen Papst Johannes Paul II. erhoben, der am 1. Mai selig gesprochen werden soll. In einem Aufruf, den die "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" vorab veröffentlicht, fordert das Bündnis zugleich eine Heiligsprechung des vor 31 Jahren ermordeten Erzbischofs Óscar Arnulfo Romero aus San Salvador. Der Aufruf solle "zugleich als Umkehrruf in den Kirchen der Reichen gehört werden", heißt es in dem Text, der von rund 50 Gruppen in Europa sowie Nord- und Südamerika und rund 300 Einzelpersonen unterzeichnet wurde, darunter der frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geißler.

Zu den rund 50 unterzeichnenden Theologieprofessoren zählen der Tübinger Theologe Hans Küng, der Sozialethiker Friedhelm Hengsbach, der Frankfurter Religionssoziologe Friedhelm Mennekes, der Tübinger Ethiker Dietmar Mieth, die in den USA lehrende feministische Theologin Elisabeth Schüssler Fiorenza und der evangelische Theologe Fulbert Steffensky. Der 1980 ermordete Romero entwickelte sich von einem konservativen Kirchenführer zum Befreiungstheologen und Kritiker der korrupten Regierung seines Landes. In dem Appell heißt es, durch Romeros Kampf gegen die "blutige Christenverfolgung" in El Salvador seien die herrschende Schicht, aber auch "mächtige Kardinäle der römischen Kurie" seine Gegner geworden. Johannes Paul II. habe ihm weder Gehör geschenkt noch ihn unterstützt. Initiatoren des Appells sind die drei Gruppen "Christliche Initiative Romero", "Kirche von unten" und "Wir sind Kirche". Gegenüber "Christ & Welt" sagte Geißler, Johannes Paul II. habe die Armen in Lateinamerika "regelrecht verraten", weil er Romero zu guten Beziehungen zu den Machthabern seines Landes geraten habe. Der Antikommunismus des früheren Papstes habe zwar zum Fall des Ostblocks beigetragen, doch habe er den Pontifex auch "verblendet" gegenüber dem Machtmissbrauch in El Salvador. Auch habe Johannes Paul "dauernd die Falschen zu Heiligen ernannt", etwa den wegen seiner Kontakte zu Militärdiktatoren umstrittenen Opus-Dei-Gründer Josemaría Escrivá. Der Romero-Aufruf ist die dritte Protestwelle in kurzer Folge, die über die katholische Kirche hinweggeht. Im Januar hatten katholische Spitzenpolitiker ihre Bischöfe aufgefordert, verheiratete Priester zuzulassen. Im Februar hatten katholische Theologen in einem Memorandum weitreichende Reformen in ihrer Kirche angemahnt. Es trägt inzwischen mehr als 300 Unterschriften.

Zuletzt geändert am 27­.04.2011