| |
Veröffentlicht am 03­.02.2010

03.02.10 - Ad-hoc-news.de

Politprominenz - Viel Politprominenz zum Ökumenischen Kirchentag erwartet - Soziale Fragen und Globalisierung im Fokus - Kein gemeinsames Abendmal

Viel Politprominenz, einige Pop- und Rockstars, gemeinsames Gebet und Debatten über drängende gesellschaftliche Themen: Der 2. Ökumenische Kirchentag im Mai in München will Impulse geben, Orientierung bieten, unterhalten und zugleich für die Kirchen werben. Drei Monate vor der Großveranstaltung stellten die beiden ÖKT-Präsidenten, Alois Glück und Eckhard Nagel, am Mittwoch das Programm vor. Zugleich warnten sie eindringlich davor, mit einem provokanten Alleingang beim Konfliktthema gemeinsames Abendmal dem Anliegen des ÖKT zu schaden.

Die Liste der Spitzenpolitiker, die ihr Kommen zum ÖKT vom 12. bis 16. Mai zugesagt haben ist lang: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Horst Köhler werden erwartet, mindestens ein halbes Dutzend Bundesminister, CSU-Chef Horst Seehofer, die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth sowie SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles. Sie sollen sich an der Diskussion über «große Themen unserer Zeit» beteiligen: Vor dem Hintergrund der Debatte über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr soll über Friedensethik diskutiert werden, mit Blick auf religiösen Fanatismus über das Verhältnis der Kulturen.

Und angesichts der Wirtschaftskrise sollen auch Globalisierung, Gerechtigkeit und soziale Ordnung eine zentrale Rolle spielen. Derzeit würden die Mittel knapper, die Verteilungskämpfe größer, wodurch die sozialen Spannungen wachsen könnten, sagte Glück. Der 2. ÖKT falle damit in eine «bewegte» Zeit. Darin liege eine «ganz große Chance».

Für die Unterhaltung der erwarteten mehr als 100 000 Kirchentagsbesucher sollen unter anderen die Musiker Bob Geldof, Christina Stürmer und Fools Garden sowie die Kabarettisten Eckart von Hirschhausen und Jürgen Becker sorgen. Geplant sind auch eine Nacht der Poesie, eine Kulturnacht, ein Jugendzentrum und ein Kinderprogramm.

In erster Linie will der Kirchentag laut Nagel deutlich machen, dass Katholiken, Protestanten und Orthodoxe «mehr zusammenhält als uns trennt». Als eines «der ganz wichtigen Symbole» der Großveranstaltung sei eine große «Tischgemeinschaft» in der Münchner Innenstadt geplant: Nach einer orthodoxen Vesper sollen Kirchentagsbesucher an 1000 Tischen mitten in der Münchner City gesegnetes Brot miteinander teilen. Nagel räumt aber ein, dies sei kein Ersatz für ein gemeinsames Abendmal, das weiterhin nicht möglich sei: «Wir machen ganz klar, dass es uns schmerzt.»

Nur zu gut wissen die Veranstalter, welche Gefahr gerade beim Thema Abendmahl lauert. 2003 hatte der 1. ÖKT in Berlin gerade durch den Streit um eine inoffizielle gemeinsame Abendmahlfeier für Wirbel gesorgt, bei der der Saarbrücker Theologieprofessor Gotthold Hasenhüttl auch Protestanten in die Eucharistie mit einbezogen hatte. Er wurde wenige Wochen später vom damaligen Trierer Bischof Reinhard Marx, der inzwischen nach München gewechselt ist, vom Priesteramt suspendiert und verlor später auch die kirchliche Lehrerlaubnis. Glück mahnt vor diesem Hintergrund eindringlich, auf «demonstrative und provokative Versuche» zu verzichten, da dies dem Anliegen des ÖKT und der Ökumene nur schaden würde.

Der Sprecher der Bewegung «Wir sind Kirche», Christian Weisner, weist dies auf Anfrage zurück. Der Schaden für die Ökumene sei nicht durch das gemeinsame Abendmal entstanden, sondern durch das «unverhältnismäßig harte Abstrafen» durch die Bischöfe. «Wir sind Kirche» plant für den ÖKT zwar eine «ökumenische Mahlfeier», ein Gottesdienst wie 2003 in Berlin ist laut Weisner aber nicht vorgesehen. Die Bewegung rufe aber alle Kirchentagsbesucher auf, sich über das Nein des Vatikans hinwegzusetzen und «Gemeinschaft zu praktizieren». Weisner betonte: «Wenn der Hirte nicht mitkommt, geht die Herde allein.»

(oekt.de)

ddp/pje/muc

Zuletzt geändert am 04­.02.2010