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Veröffentlicht am 16­.05.2006

16. Mai 2006 - epd

Die ganze Bandbreite katholischen Lebens

Am 24. Mai beginnt der Deutsche Katholikentag in Saarbrücken

Von Marlene Grund (epd)

Saarbrücken (epd). Meditation oder die lebende Musikbox, Benjamin Brittens «War Requiem» oder der Workshop zum umstrittenen Bestseller «Sakrileg» von Dan Brown, die Bundeskanzlerin Angela Merkel oder doch lieber Alice Schwarzer? Die 22.000 Dauergäste und Tagesbesucher des 96. Deutschen Katholikentages in Saarbrücken können sich vom 24. bis 28. Mai aus mehr als tausend Veranstaltungen ihr eigenes Programm mit Gottesdiensten, Vorträgen Diskussionen, Ausstellungen, Lesungen und Konzerten zusammenstellen. Neben dem offiziellen Angebot zeigen rund 200 Verbände, Orden und Gemeinschaften in einer «Kirchenmeile» in der Saarbrücker Innenstadt die ganze Bandbreite katholischen Lebens.

«Bei uns dehemm» heißt das Begrüßungsfest zum Start des 96. Deutschen Katholikentages in Saarbrücken. Zum ersten Mal in seiner fast 160jährigen Geschichte hat das kirchliche Großereignis den Weg ins Saarland gefunden, mit nur 30 Prozent Nichtkatholiken in der Bevölkerung das katholischste aller deutschen Bundesländer. Für die Veranstaltung sind Kosten in Höhe von 6,7 Millionen Euro veranschlagt, aufgebracht vom Saarland, der Stadt Saarbrücken, dem Bistum Trier sowie durch Spenden, Kollekten und Teilnehmerbeiträgen.

Das Motto «Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht» sei ein aktuelles deutsches und europäisches Thema, betont Hans Joachim Meyer, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, das gemeinsam mit dem Bistum Trier Veranstalter des Katholikentages ist. Für Bischof Reinhard Marx haben Christen eine besondere Verantwortung für die Weiterentwicklung der europäischen Einheit. Marx erhofft sich Impulse für eine breite gesellschaftliche Diskussion über Gerechtigkeit.

Das Thema Europa wird beim Katholikentag viele Prominente beschäftigten, darunter Bundespräsident Horst Köhler und Kanzlerin Merkel. Aber es gibt auch ein grenzüberschreitendes Miteinander in der Praxis. Aus Lothringen und Luxemburg werden so viele Tagesgäste zum größten katholischen Laientreffen erwartet, dass Plakate und Prospekte, aber auch etliche Gottesdienste und Veranstaltungen deutsch-französisch angelegt sind.

Dass auch Religionsgemeinschaften ein offenes Miteinander pflegen, zeigte die Quartiersuche für Katholikentagsbesucher. Zwei islamische Gemeinden der Stadt werden ihre Moscheen für müde Christen öffnen und jeweils 30 in den muslimischen Gebetshäusern zur Ruhe kommen lassen, streng nach Geschlechtern getrennt. Von den rund 160.000 saarländischen Mitgliedern der evangelischen rheinischen Kirche beteiligen sich viele am Katholikentag, als Helfer und Quartiergeber, als Verleiher von Kirchen und Gemeinderäumen und als Ausrichter einer Reihe zum Thema «Das Labyrinth Auf Umwegen unterwegs mit Gott».

Zu den Höhepunkten evangelischer Präsenz gehört der zentrale ökumenische Gottesdienst am 27. Mai, den Bischof Marx und der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, gemeinsam feiern. Auf der langen Liste der Prominenten stehen Politiker, Kardinäle und Bischöfe aus dem In- und Ausland und viele hochrangige Vertreter anderer Glaubensgemeinschaften, darunter der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber.

Keinen Platz im offiziellen Programm gibt es für den Saarbrücker Theologieprofessor Gotthold Hasenhüttl, den wegen einer Eucharistiefeier mit evangelischen Christen suspendierten Priester und Ökumeneverfechter. Er wird am Rande des Katholikentages auftreten, und auf Einladung katholischer Basisgruppen mit den evangelischen Theologen Johanna Haberer und Fulbert Steffensky über die Zukunft der Ökumene diskutieren.

Zuletzt geändert am 17­.05.2006