19.10.2008 - Christ in der Gegenwart
Rabbiner spricht zur Synode: „Viele Juden stehen mit mir hier"
Erstmals bei einer Weltbischofssynode im Vatikan hat ein Rabbiner das Wort an die Versammlung gerichtet: Shear-Yashuv Cohen von Haifa. Der 82-jährige Geistliche, der auch jüdischer Präsident der israelischvatikanischen Dialogkommission ist sowie im ständigen Rat zur Regelung der rechtlichen Verhältnisse der katholischen Kirche im Heiligen Land mitwirkt, betonte, dass die Einladung angesichts der langen Geschichte von Hass und Entzweiung zwischen Christen und Juden für beide Seiten „von größter Bedeutung" sei: „Ich sehe mich in einer Linie mit der Arbeit, die Papst Johannes XXIII. begonnen hat und die ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte im Leben von Johannes Paul IV' Gegenüber „Radio Vatikari` erklärte Cohen: Er stehe hier nicht als Individuum, sondern als Vertreter des israelischen Großrabbinats. „Die Mehrheit (der luden) ist mit mir hier."
Die rund 400 Synoden-Teilnehmer im Vatikan - 253 Bischöfe, etwa vierzig Fachleute und viele Gäste und Delegierte anderer Kirchen - befassen sich bis zum 26. Oktober mit der Rolle der Bibel im Leben der Pfarrgemeinden.
Bei der ersten Plenarsitzung nahm Papst Benedikt XVI. Bezug auf die globale Finanzkrise. Sie sei eine Mahnung, nicht auf falsche Werte zu setzen. Der Zusammenbruch der großen Banken zeige, dass Geld einfach verschwinden könne und letztlich nichts sei. „Ein Realist ist, wer im Wort Gottes das Fundament allen Seins erkennt." Der Papst hatte auch in der Kirche Santa Croce di Gerusalemme eine die Synode begleitende Bibel-Marathon-Lesung mit dem ersten Kapitel aus dem Buch Genesis begonnen. Die Veranstaltung, an der viele prominente Künstler, Sportler, Politiker und Intellektuelle des Landes teilnehmen, wird vom staatlichen italienischen Fernsehen live übertragen.
In seinem Eröffnungsvortrag ging Kardinal Marc Ouellet, einer der Synodensekretäre, auf die Bedeutung der biblischen Botschaft in den Pfarrgemeinden ein. Was das Zweite Vatikanische Konzil angeregt hat - die Beschäftigung mit der Heiligen Schrift -, habe sich oftmals nicht durchgesetzt. Er regte an, den Begriff der Offenbarung neu zu überdenken. Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche" mahnte, die Bibel dürfe nicht „als Steinbruch zur Untermauerung kirchlicher Lehraussagen" missbraucht werden. Zugänge wie die feministische Bibelauslegung oder die tiefenpsychologische Interpretation sollten stärker berücksichtigt werden.
Zuletzt geändert am 06.11.2008