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Veröffentlicht am 20­.01.2008

20.1.2008 - kath.net

Freude am Glauben könne man nicht verordnen

20. Januar 2008, 11:21 Bischof Marx: Ökumenischen Fortschritt nur an der Eucharistie festzumachen, halte ich für eine völlig schiefe und damit auch belastende Vorstellung - Entscheidung der Suspendierung von Professor Gotthold Hasenhüttl ist mir schwer gefallen.

Trier (www.kath.net/pbt)
Als eine „von der pastoralen Aktivität her intensive Zeit“ hat der Trierer Bischof Reinhard Marx seine Amtszeit im Bistum Trier bezeichnet. In einem am 16. Januar erschienenen Interview mit der Trierer Bistumszeitung „Paulinus“ zieht Marx Bilanz seiner Zeit in Trier. „Sechs Jahre sind eine relativ kurze Zeitspanne. Aber wenn ich jetzt zurückschaue auf die sechs Jahre, dann fällt mir auf, dass es doch relativ viel war, was wir angegangen sind“, sagt der Bischof rückblickend.

Er denke etwa an die Strukturveränderungen und an die vielen pastoralen Diskussionen, die er geführt habe. Die strukturelle Neuorganisation solle dazu führen, dass Netzwerke entstünden, in denen „der eine von den Stärken des anderen profitiert“. „Eine weitere Aufsplitterung kann da nicht die Lösung sein“, begründet Bischof Marx angesichts der zurückgehenden Zahl von Katholiken die Strukturreform im Bistum Trier.

Weiter fordert Bischof Marx im Gespräch mit dem „Paulinus“, dass der Glaube an Christus wieder „zu einer alltäglichen selbstverständlichen Lebensform“ werden müsse. Diese „mentale Wende“ dauere allerdings länger, als manche vermuteten. „Wir sind sicher nicht an dem Punkt, an dem ich sagen könnte, es läuft alles wunderbar, alle sind gut gelaunt, alle sind fröhliche Christen. Aber diese Freude am Glauben, diese geistliche Vertiefung, das kann man nicht in sechs Jahren erreichen. Das ist eine ständige Aufgabe“, sagt der Trierer Bischof und designierte Erzbischof von München und Freising.

Diese „mentale Wende“ und die Freude am Glauben könne man nicht verordnen. Bischof Marx: „Es geht vielmehr darum, dass Menschen wieder erkennen, es ist wunderbar, dass ich katholischer Christ bin, ich schäme mich nicht dafür. Es ist etwas, das mein Leben erweitert und vertieft. Das ist eine Bewegung, die in jedem Herzen vonstatten gehen muss, die kann man nicht einfach verordnen. Aber wir können nicht anders, wir müssen versuchen da, wo Müdigkeit eingetreten ist, wo die Freude am Glauben zurückgegangen ist, Zeuginnen und Zeugen eines Glaubens sein, der wirklich dem Leben aufhilft, wo jeder spürt: Das ist eine starke Truppe; da sind Leute, mit denen möchte ich gerne zusammen sein.“

Mit Blick auf die Ökumene sagt Marx, dass ihm besonders die Entscheidung der Suspendierung von Professor Gotthold Hasenhüttl im Anschluss an den vergangenen Ökumenischen Kirchentag und die Auseinandersetzung danach schwer gefallen seien. „Das habe ich nicht so leicht weggesteckt“, unterstreicht Marx. Er wünsche sich, dass „wir den Weg einer anspruchsvollen Ökumene gehen“. „Dass es einen Stillstand gibt, sehen vor allem Leute so, die auf einen Punkt, auf die Feier der Eucharistie fixiert sind. Aber ökumenischen Fortschritt nur an diesem Punkt festzumachen, halte ich für eine völlig schiefe und damit auch belastende Vorstellung“, macht Marx deutlich.

Gerne erinnere er sich dagegen an die Begegnungen in den Pfarreien und an die „großen Begegnungen und Feste im Dom“, der „einfach eine wunderbare Kirche“ sei. Von Trier fortzugehen, falle ihm nach sechs Jahren schwer: "Es hört sich vielleicht etwas romantisch an, aber das Bistum Trier ist ein Bistum, in das man sich schon verlieben kann", sagt der Bischof.

Zuletzt geändert am 20­.01.2008