29.11.2007 - Der Tagesspiegel
„Wer glaubt, der zittert nicht“
Reinhard Marx, gelernter Professor für Christliche Gesellschaftswissenschaften, hat eine steile Karriere hinter sich. 1996 wurde er Weihbischof in Paderborn, danach Diözesanbischof in Trier, der ältesten deutschen Bischofsstadt. In München würde Marx nicht nur den Vorsitz der Freisinger Bischofskonferenz übernehmen, sondern auch Aussichten auf die Nachfolge von Kardinal Karl Lehmann an der Spitze der Deutschen Bischofskonferenz haben. Denn vor der Ära Lehmann wechselten sich die Kölner und Münchner Erzbischöfe in dieser Rolle ab.
Marx verkörpert ebenso wie der am Mittwoch frisch ernannte neue Oberhirte von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst, einen beginnenden Generationswechsel unter den katholischen Oberhirten. Tebartz-van Elst ist mit 48 Jahren der jüngste deutsche Diözesanbischof. Er löst Franz Kamphaus ab, der Anfang Februar seinen Rücktritt in Rom eingereicht hatte.
Der sechs Jahre ältere Reinhard Marx fungiert in der Deutschen Bischofskonferenz seit langem als Sozialexperte. Theologisch, kirchenpolitisch und vor allem liturgisch denkt er konservativ. Als der Saarbrücker Theologieprofessor Gotthold Hasenhüttl am Rande des Ersten Ökumenischen Kirchentags 2003 in Berlin evangelische Christen zur Kommunion einlud, suspendierte er ihn von seinen Ämtern. 2006 war Marx Gastgeber des Katholikentags in Saarbrücken. Diese Erfahrung käme ihm für den Zweiten Ökumenischen Kirchentag 2010 in München zugute. Mit seinem Vorgänger Wetter verbindet ihn die Wertschätzung des Konzilspapstes Johannes XXIII. Beide zitieren gern dessen Satz: „Wer glaubt, der zittert nicht.“
Martin Gehlen
Zuletzt geändert am 29.11.2007