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Veröffentlicht am 28­.09.2007

28.9.2007 - Publik-Forum

Wo bleibt die Entschuldigung?

Bischof Müller und der sexuelle Missbrauch eines Pfarrers

Die Kritik an Regensburgs Bischof Gerhard Ludwig Müller wächst, doch der wäscht seine Hände in Unschuld. Nach der Verhaftung des früheren Pfarrers von Riekofen wegen Missbrauchsvorwürfen vertritt Müller weiter den Standpunkt, dass er in der Angelegenheit keinen Fehler gemacht habe. Seine Kritiker sehen das ganz anders. Denn bereits vor acht Jahren war derselbe Pfarrer, der jetzt in Untersuchungshaft sitzt, im 60 Kilometer entfernten Viechtach auffällig geworden. Der Geistliche wurde daraufhin wegen sexuellen Missbrauchs eines jungen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Nach Ablauf dieser Strafe und Vorlage eines Gutachtens hatte sich Bischof Müller entschieden, den Pfarrer erneut einzusetzen. Der Gemeinde war über dessen Vorgeschichte nichts mitgeteilt worden. Die Kirchenvolksbewegung Wir sind Kirche beschuldigt Müller, gegen die Leitlinien der Bischofskonferenz verstoßen zu haben. Diese besagen, dass dem Täter nach der Verbüßung seiner Strafe keine Aufgaben mehr übertragen werden dürfen, die ihn in Verbindung mit Kindern und jugendlichen bringen. Wir sind Kirche fordert den Bischof auf, Konsequenzen aus seinem Fehler zu ziehen.

Müller dagegen verteidigt sein Vorgehen: Das Gutachten habe von einem »einmaligen, regressiven Verhalten« gesprochen. Er habe dem Priester eine zweite Chance nicht versagen wollen. Doch kann ein pädophiler Geistlicher nach einer Therapie in den Kirchendienst zurückkehren? »Ein Priester, der eindeutig pädophil veranlagt ist, kann auch nach einer Therapie nicht in der Seelsorge eingesetzt werden«, urteilt Psychotherapeut Wunibald Müller, Leiter des Recollectio-Hauses der Benediktinerabtei Münsterschwarzach. »Der Betroffene leidet an einer unheilbaren Krankheit.« Der Bischof beharrt dagegen darauf, dass ihm keine Aussagen vorlagen, die auf eine pädophile Fixierung des Geistlichen hinwiesen. Den Opfern und ihren Familien dürfte diese Rechtfertigung jedoch wenig helfen. Müller sicherte den Betroffenen zwar jede erdenkliche Hilfe zu, ein Eingeständnis eigener Fehler oder gar eine Entschuldigung kam ihm bisher jedoch nicht über die Lippen. Der Amtseinführung des neuen Pfarrers in Riekofen blieb Müller fern; er wolle Einführung und Aufarbeitung der Vorwürfe auseinanderhalten, so Müller. Dabei wäre es jetzt dringend notwendig, dass er sich dem Ärger der Riekofener stellt. Zumal sich jetzt auch Eltern zu Wort gemeldet haben, deren Kinder bereits früher von katholischen Geistlichen sexuell missbraucht wurden und die dem Bistum nun Vertuschung vorwerfen - auch wenn diese Vorgänge nicht in Müllers Amtszeit fallen. - Wir sind Kirche hat den Papst inzwischen aufgefordert, einen Koadjutor einzuset- zen, um noch größeren Schaden vom Bis- tum abzuwenden.

Ute Pawlitschek

Zuletzt geändert am 29­.09.2007