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Veröffentlicht am 22­.09.2007

22.9.2007 - dpa

dpa-Gespräch zur Bischofsnachfolge im Erzbistum München und Freising

München (dpa/lby) – Die katholische Reformbewegung «Wir sind Kirche» wünscht sich für den Bischofsstuhl in München-Freising einen Kandidaten mit «klarem ökumenischen Profil» und fordert erneut, die Laien stärker bei einer derartigen Personalentscheidung einzubeziehen. «Die zunehmende Entfremdung von Kirchenvolk und Kirchenleitung könnte so reduziert werden», sagte Christian Weisner vom Bundesteam von «Wir sind Kirche» in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Im Hinblick auf den 2. Ökumenischen Kirchentag, der 2010 in München stattfinden wird, sollte die Ökumene ein Schwerpunkt in der Tätigkeit des künftigen Oberhirten der Erzdiözese München-Freising sein. «Die Ökumene darf nicht stagnieren, sondern muss vom neuen Erzbischof weitergeführt und mit Leben gefüllt werden.»

Kardinal Friedrich Wetter hatte im Februar, ein Jahr vor seinem 80. Geburtstag, sein Amt als Erzbischof niedergelegt; er wird die Diözese als Apostolischer Administrator aber so lange weiter leiten, bis sein Nachfolger das Amt antritt. Unklar ist derzeit noch, wann die Entscheidung Papst Benedikts XVI. über einen neuen Erzbischof bekannt gemacht wird. Anders als in Eichstätt, als «Wir sind Kirche» selbst konkret Namen möglicher Kandidaten genannt hatte, will man sich im Falle von München-Freising zurückhalten, «wir wollen die Gerüchteküche nicht weiter anheizen», sagt Weisner.

Wichtiger sei das Profil des neuen Bischofs. «Er sollte ein Bischof für die Diözese sein und nicht für Rom», hofft Weisner. «Der Geist von Kardinal Döpfner und des Zweiten Vatikanischen Konzils ist in München noch vorhanden – diesen Geist brauchen wir heute mehr denn je.» Der neue Oberhirte müsse also die Diözese im Sinne des Konzils weiterführen, «alles andere wäre ein Schlag gegen das Kirchenvolk». Döpfner, Wetters Vorvorgänger im Amt, war maßgeblich an der Umsetzung der Konzilsbeschlüsse in den deutschen Bistümern beteiligt.

Die «KirchenVolksBewegung» setzt sich dafür ein, dass bei Bischofsernennungen auch die Meinung des Kirchenvolks gehört wird. «Man müsste die Priester und Laien der Diözese auf jeden Fall fragen, welche Qualifikationen der neue Bischof haben sollte.» Würde man die Wünsche der jeweiligen Ortskirche einbeziehen, mache dies das Verfahren transparenter. Die Reformbewegung sieht sich mit dieser Forderung in der Tradition der Urkirche, «sie war hierarchiekritisch.» Auch das synodale Prinzip entspreche eher der Urkirche als die heutige «Fixierung auf das Papstamt».

Trotz der im Vergleich zu anderen Ländern immer noch guten finanziellen Ausstattung der Kirche in Deutschland werde künftig ehrenamtliches Engagement immer wichtiger. «Aber die Menschen machen nur mit, wenn sie auch gehört werden und mitentscheiden können», ist Weisner überzeugt.

Bei der Besetzung bayerischer Bischofsstühle erhält der Papst zwar Vorschlaglisten, ist aber an keinerlei innerkirchliche Mitspracherechte gebunden. Lediglich die bayerische Staatsregierung muss laut Konkordat der Ernennung zustimmen. Das Kirchenrecht räume aber durchaus Möglichkeiten der Laien-Mitwirkung ein, verwies Weisner auf die Regensburger Kirchenrechts-Professorin Sabine Demel. Sie stellte im März 2007 fest: «Für die Mitwirkung von Laien am Verfahren der Bestellung eines Bischofs ist weder ein Rechtsanspruch noch ein Verbot rechtlich festgelegt.»

Zuletzt geändert am 27­.09.2007