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Veröffentlicht am 01­.05.2021

Mai 2021 – „Kirche In“ (Kolumne „Unzensiert“)

Wir sind gefragt – Segnen und Segen sein

Die Reaktionen auf die Aussage aus dem Vatikan, Homosexuelle Paare dürften nicht gesegnet werden, waren international heftig – und widersprüchlich. Die ersten Jubler kamen in Deutschland, wen wundert es, aus den Bistümern Regensburg, Passau und Köln. Die Unmittelbarkeit der Zustimmung aus Regensburg durch Bischof Voderholzer legt den Schluss nahe, dass aus diesem Umfeld, auch im Widerspruch zum Geschehen des Synodalen Weges, die Anfrage im Vatikan gekommen sein könnte.

Diese Jubler verhallten gegenüber den ablehnenden Reaktionen. Bischof Overbeck, der einst selbst Homosexualität als sündhaft gebrandmarkt hatte, war einer der ersten, die darauf hinwiesen, dass es nicht nur in Deutschland sondern auch in der Weltkirche Stimmen gebe, die nach vorne gehen wollten und für einen anderen Umgang mit Homosexualität und gleichgeschlechtlichen Paaren einträten. Ähnliches ließ Bischof Bätzing von Limburg, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz verlauten. Erfreulich waren die vielen Reaktionen auch in Gemeinden, in denen die Regenbogenfahne aufgehängt wurde und von Seelsorgern, die darauf verwiesen, dass sie weiterhin schwule und lesbische Paare segnen würden.

Nun haben sich bundesweit Maria 2.0 Aktive entschlossen, im Mai Segnungsfeiern gemeinsam mit queeren Gemeinden durchzuführen. Ein sehr gutes Signal, denn zum einen ist es die richtige Antwort auf den ehernen Hohlsprech ( 1Kor, 13) aus Rom. Zum anderen macht das deutlich: der Klerus hat keinen Ausschließlichkeitsanspruch auf das Segnen. Im Gegenteil. Es wird immer noch die Segensbitte an Gott gerichtet. Dazu brauchen wir beileibe keinen Priester, keinen Bischof  noch einen Papst. „Bittet, so wird euch gegeben.“ (Mt 7,7) Und das Ehesakrament – soviel noch zur Ergänzung, spendet ebenfalls nicht der Priester, sondern das Paar sich gegenseitig.

Es ist allerhöchste Zeit, dass wir das, was früher so alltäglich war, das Segnen z.B. des Brotes vor dem Anschneiden, das Kreuzzeichen durch die Mutter auf der Stirn, wenn wir das Haus verließen, oder, so wie ich es erlebt habe, das Kreuzzeichen auf meinen schwangeren Bauch durch meine Schwiegergroßmutter, die die Geburt nicht mehr erlebte, uns wieder neu zu eigen machen. Das Segnen, unser uns gewärtig machen, dass wir nicht alles selbst regeln können, dass wir hineingestellt sind in einen großen Bund des Lebens, dass wir aber auch die Kraft haben, den Segen herab zu rufen, herbei zu bitten. Segen, zu dem wir selbst werden können für andere.

Sigrid Grabmeier

Zuletzt geändert am 20­.04.2021