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Veröffentlicht am 06­.04.2018

6.4.2018 - Mittelbayerische

Bischöfe streiten um die Kommunion

Sieben Oberhirten stellen sich gegen Kardinal Marx und den Papst, darunter auch die aus Regensburg und Passau.
Von Katharina Kellner

Regensburg.Dürfen evangelische Ehepartner von Katholiken in Einzelfällen zur katholischen Kommunion gehen? Das ist ein Streitpunkt, den mancher schon beinahe als überwunden ansah. Doch nun gibt es darüber innerhalb der katholischen Kirche heftige Meinungsverschiedenheiten.

Mit einem an den Vatikan adressierten Brief haben sich sieben katholische Bischöfe gegen eine Mehrheitsentscheidung der Deutschen Bischofskonferenz gewandt. Sie protestieren gegen die Öffnung der Kommunion für Protestanten, die die Deutsche Bischofskonferenz unter Vorsitz des Münchner Kardinals Reinhard Marx im Februar mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossen hatte – „mit 13 Nein-Stimmen bei 60 anwesenden Bischöfen“, wie der Kölner Stadtanzeiger berichtete. Die Zeitung, deren Redaktion der Brief vorliegt, hatte als erstes Medium darüber berichtet.

Fünf der sieben Unterzeichner des dreiseitigen Schreibens kommen aus Bayern: Neben dem Kölner Kardinal Rainer Woelki, der als federführend gilt, sind es der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sowie die Bischöfe Konrad Zdarsa (Augsburg), Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Wolfgang Ipolt (Görlitz), Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Stefan Oster (Passau). Dies bestätigte die Pressestelle des Bistums Regensburg der MZ.

Reaktionen

  • Thomas Sternberg, 
    der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), kritisierte den Brief: „Mich wundert dieses Verhalten, das mir ziemlich unsolidarisch erscheint“, schrieb er auf Twitter:

  • Die Initiative „Wir sind Kirche“ 
    erklärte, der Brief der sieben Bischöfe sei kein gutes Zeichen für den innerkirchlichen Dialog und die Ökumene. Es sei bedauerlich, dass sich eine Minderheit der Bischöfe so vehement gegen sichtbare Zeichen der Ökumene stemme. (dpa)

Die sieben Bischöfe um Woelki haben zum einen inhaltliche Bedenken an der „pastoralen Handreichung“, die die Bischofskonferenz beschlossen hat. Zum anderen zweifeln sie an der Zuständigkeit des Gremiums: Das Erzbistum Köln erklärte, die Unterzeichner hätten Kardinal Kurt Koch, den Präsidenten des „Rates für die Einheit der Christen“, gebeten, klar zu stellen, ob eine nationale Bischofskonferenz die Frage des Kommunionempfangs konfessionsverschiedener Ehepartner entscheiden kann oder ob eine Entscheidung der Universalkirche notwendig ist. Ziel „in einer so zentralen Frage des Glaubens und der Einheit der Kirche“ müsse es sein, „nationale Sonderwege zu vermeiden und in einem ökumenischen Gespräch zu einer weltweit einheitlichen und tragfähigen Lösung zu kommen“.

Marx: Vom Papst ermutigt

Kardinal Marx antwortete darauf in einer von der Bischofskonferenz veröffentlichten Stellungnahme, die Vollversammlung habe ihre Entscheidung vor dem Hintergrund theologischer und ökumenischer Bezugstexte und kirchenrechtlicher Regelungsmöglichkeiten getroffen. Deshalb sehe sie die Rückbindung mit der Universalkirche als klar gegeben an, „zumal nach der Ermutigung von Papst Franziskus zu weiteren Schritten in der Ökumene, auch in der Seelsorge. Die Handreichung setzt diesen Wunsch behutsam um mit der Absicht, für die Seelsorger und die Eheleute eine größere Klarheit zu schaffen.“

„Eine Chance für Franziskus“

In theologischer Hinsicht geht das von der Bischofskonferenz beschlossene Dokument davon aus, dass in einer Ehe, in der ein Partner vom Kommunionempfang ausgeschlossen ist, eine geistliche Notlage entstehen könne. Diese könne mit der Zulassung des evangelischen Partners behoben werden. Die sieben Bischöfe argumentieren dagegen, die offiziell nicht gegebene Abendmahlsgemeinschaft sei „keine andere als die der Ökumene insgesamt, also jedes ernsthaft nach Einheit trachtenden Christen. Damit taugt sie in unseren Augen nicht mehr zu einem Ausnahmekriterium.“

Kardinal Marx antwortete darauf, die Unterzeichner gingen fälschlicherweise davon aus, dass die Konfessionsverschiedenheit der Ehe als schwere geistliche Notlage angesehen werde. Es werde aber lediglich „dargelegt, dass ein schwerwiegendes geistliches Bedürfnis“ nach gemeinsamer Kommunion „aus dem gemeinsamen Eheleben in einer konfessionsverschiedenen Ehe im Einzelfall entstehen kann“.

Dr. Hans-Martin Weiss, Regensburgs evangelischer Regionalbischof, sprach sich im MZ-Gespräch gestern für einen unaufgeregten Umgang mit der Kontroverse aus. Auf die Frage, wie er das Schreiben der sieben katholischen Bischöfe bewerte, sagte er: „Ich bin dafür, die Sache ohne Hitze zu analysieren und Druck aus dem Kessel zu nehmen. Das soll diejenigen Lügen strafen, die sagen: So schnell ist es vorbei mit eurer guten Stimmung vom Reformationsfest.“

Weiss sagte, er sei anderer Meinung als die sieben Bischöfe. Er betonte aber, wie wichtig ein offener Austausch der Standpunkte sei. In der Auseinandersetzung um ein gemeinsames Abendmahl sei es wichtig, Zumutungen gleichermaßen ertragen und auch aussprechen zu können. „Ökumene ist alternativlos“, sagte Weiss, der sein gutes Verhältnis zu Bischof Voderholzer betonte: „Wir sind nicht immer einer Meinung, aber wir haben gegenseitig hohen Respekt vor der pastoralen und theologischen Kompetenz des jeweils anderen.“

Der katholische Theologe Thomas Söding sagte in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur epd, dass der Vatikan sich der geplanten Öffnung der Kommunion für Protestanten in Deutschland nicht in den Weg stellen wird. „Die Handreichung liegt ganz auf der Linie von Papst Franziskus. Im Übrigen wird es wohl dauern, bis es eine offizielle Antwort aus Rom gibt. Die Handreichung der deutschen Bischöfe wird bis dahin längst in Kraft sein.“ Hinter dem Widerstand der sieben deutschen Bischöfe vermutet er grundsätzliche Vorbehalte. So schlecht ist ihr Vorstoß seiner Meinung nach nicht: „Papst Franziskus hat jetzt eine Chance, klarzustellen, was er will.“

https://www.mittelbayerische.de/bayern-nachrichten/bischoefe-streiten-um-die-kommunion-21705-art1634087.html

Zuletzt geändert am 07­.04.2018