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Veröffentlicht am 03­.08.2015

3.8.2015 - Bayernchronik Bayern2 (www.br.de)

Johannes Grabmeier von "Wir sind Kirche" "Bischof Oster liegt ganz verkehrt"

Drei bayerische Bistümer wollen das neue kirchliche Arbeitsrecht nicht umsetzen. Der Bischof von Regensburg verweigert sich mit fadenscheinigen Argumenten, sagt Johannes Grabmeier von der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche". Von Markus Wolf

Herr Grabmeier, in der Predigt vom Bischof Voderholzer in Regensburg ging es mit keinem Wort um die Änderungen im Arbeitsrecht. Überrascht Sie das?

Das Überrascht mich aus zweifacher Hinsicht überhaupt nicht. Erstens handelt es sich um eine liturgische Verkündigung, da redet man eigentlich nicht übers Arbeitsrecht, obwohl es da natürlich Zusammenhänge gibt. Zweitens hat der Bischof Voderholzer sich auch noch nie öffentlich dazu in den Medien geäußert, da lässt er seinen Pressesprecher reden.

Wie finden Sie denn die Haltung des Bistums Regensburgs zu den Änderungen im Arbeitsrechts?

Die Haltung ist ja so, dass man zusammen mit Eichstätt und Passau überhaupt nichts ändert. Man will weiter prüfen und das ist schon sehr eigenartig. Wir haben jetzt seit 1. August 23 von 27 deutschen Bischöfen, die hier jetzt wirklich mal in die richtige Richtung los marschiert sind, wobei das ja immer noch erst ganz kleine Schritte sind, die gemacht sind. Das ist also noch ein weiter Weg bis die Bischöfe da sind, wo jetzt die Gesellschaft ist, nämlich in der gesellschaftlichen Realität. Regensburg verweigert sich hier mit fadenscheinigen Argumenten wie zum Beispiel kirchenrechtlicher Prüfung, wie auch Bischof Oster in Passau sagt.

Was vermuten Sie denn, was die wahren Gründe hinter der Verweigerung sind?

Da kann man jetzt viel spekulieren. Voderholzer und Oster sind sozusagen die theologischen Schüler und Statthalter von Kardinal Müller hier in Bayern. Unter ihm hat die Diozöse zehn Jahre gelitten, er ist der Hardliner im Vatikan, stellt sich auch schon mal gegen Papst Franziskus und seinen Widersacher, den Kardinal Marx. Da kann es schon sein, dass es Intrigen gibt. Auch wenn Müller immer wieder sagt, die Kirche sei kein Verein oder keine Partei, aber er weiß das Intrigenspiel schon gut zu steuern.

Wie sehen die Regensburger Laien es, dass es in fast allen Bistümern Änderungen gibt, nur in Regensburg nicht?

Bei der letzten Mitgliederversammlung haben wir die Themen diskutiert und das kann kein Mensch verstehen. Man darf sich hier ja auch nicht zu viel erhoffen. Es handelt sich immer noch nur um einen kleinen Schritt von den Bischöfen, da müssen noch weitere folgen.

Was würden Sie konkret ändern im Arbeitsrecht der Kirche?

Das Problem ist, dass die Kirche ein vom Staat akzeptierter Tendenzbetrieb ist. Man kann einer Kirche nicht zumuten, dass ein Pfarrer, der vom Glauben abgefallen ist oder eine Pastoralreferentin, die islamisch geworden ist, noch weiter in der Verkündigung sein kann. Für diese Zwecke der Verkündigung und der Liturgie im engeren Sinne ist dieses Recht da. Die Kirchen haben dieses Recht allerdings massiv auf alle karitativen Einrichtungen und Krankenhäuser und so weiter ausgeweitet. Da hat die Kirche wirklich vom Staat das Recht erhalten, zu diskriminieren! Da sind hunderttausende von Menschen betroffen. Die Laien verstehen nicht, dass der Staat diese Stellen zu 80 bis 90 Prozent bezahlt. Die Kirche verlangt aber, ihr Recht des Tendenzbetriebs auch darauf anwenden zu dürfen. Dafür gibt es kein Verständnis mehr - das muss zurück gebaut werden, entweder von ihnen selbst oder vom Staat.

Kennen Sie denn selbst Betroffene, die vom Arbeitsrecht profitieren könnten oder eben nicht?

Ich kenne viele die hauptamtlich in der Kirche angestellt sind, aber bisher hat sich noch keiner von ihnen bei uns gemeldet. Seit der jetzige Kardinal Müller 2003 Bischof in Regensburg geworden ist, hat er den aktiven Laien und "Wir sind Kirche" verfolgt. Da wurde das Klima seitens der Bistumsleitung vergiftet. Die trauen sich gar nicht mehr mit uns zu reden. Wir von "Wir sind Kirche" waren immer die ganz Bösen, die außerhalb der Kirche stehen. Klassisches Mobbing, sag ich mal.

Manch einer sagt, dass durch solche Änderungen des Arbeitsrechts der katholische Charakter von kirchlichen Einrichtungen verloren geht. Sehen Sie das auch so?

Manch einer, da meinen Sie wahrscheinlich den Bischof Oster mit seinem berühmt gewordenen Facebook-Eintrag. Das ist wieder so ein vorgeschobenes Ding, denn das sind ja keine kirchlichen Einrichtungen, sondern die zahlt ja der Staat. Die Einrichtungen und Stellen werden nur noch von der Kirche verwaltet. Da kann man nicht sagen, außen ist Kirche drauf und innen ist keine Kirche mehr drin, da liegt der Bischof Oster ganz verkehrt.






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http://www.br.de/radio/bayern2/gesellschaft/notizbuch/kirche-arbeitsrecht-grabmeier-100.html

Zuletzt geändert am 03­.08.2015