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Veröffentlicht am 26­.01.2009

26.1.2009 - AP

Kritik an Aufhebung der Exkommunizierung von Traditionalisten

Reformbewegung rechnet mit Empörung unter Gläubigen

Osnabrück (AP) Die Reformbewegung «Wir sind Kirche» rechnet nach der Aufhebung der Exkommunikation für vier traditionalistische Bischöfe um den verstorbenen Erzbischof Marcel Lefebvre mit großer Empörung bei den Gläubigen. Sprecher Christian Weisner kritisierte in der «Neuen Osnabrücker Zeitung», dass der Vatikan ohne jede Vorbedingung auf die Traditionalisten zugegangen sei. Noch im Juni 2008 habe die Priesterbruderschaft Pius X. eine Aufforderung zur theologischen und kirchenpolitischen Aussöhnung abgelehnt. Eine Rückkehr in die volle Gemeinschaft der katholischen Kirche könne nur möglich sein, wenn die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils ohne Wenn und Aber anerkannt würden, sagte Weisner. Daher sei die Erklärung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, zur Aufhebung der Exkommunikation «voll und ganz» zu unterstützen. Zollitsch hatte erklärt, Papst Benedikt XVI. lasse keine Zweifel daran, dass die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils unabdingbare Grundlage für das Leben der Kirche seien. Weisner bezeichnete es als besonderes Ärgernis, dass einer der vier Bischöfe, Richard Williamson, den Holocaust geleugnet hat. Dadurch werde das Verhältnis zu den Juden zusätzlich belastet.

Der Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Heinz-Wilhelm Brockmann, verteidigte in der «Frankfurter Rundschau» den Schritt des Papstes als Versuch, «mehr Einheit in der Kirche herzustellen». Der Vatikan gehe auf eine Gruppe zu, die sich in vielen Fragen von der Kirche entfernt habe. «Sie leugnet ganz zentrale Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils etwa in der Liturgie und der Religionsfreiheit. Offenbar seien die öffentlichen Reaktionen auf die Rücknahme der Exkommunikation von vier Bischöfen nicht bedacht worden, aber durch die Aufhebung der Exkommunikation werde die Bruderschaft zum Gesprächspartner, sagte Brockmann. «Vielleicht war das die Bedingung für weitere Gespräche.» Die Leugnung des Holocausts nannte er «völlig unakzeptabel und eine schreckliche Verbohrtheit». Wenn sich ein Bischof in einer politischen und geschichtlichen Bewertung derart vergreife, bedeute dies aber nicht, «dass der Papst bei der gesamten Bruderschaft bei einer Exkommunikation bleiben muss, die aus ganz anderen Gründen ausgesprochen worden ist».

Zuletzt geändert am 26­.01.2009