6.11.2025 - mittelbayerische.de
Kommentar zum 30-jährigen Bestehen von „Wir sind Kirche“: Keine Ersatz-Bischöfe
Christian Eckl
Normalerweise sollten auch in den Bischöflichen Ordinariaten die Sektkorken knallen. Denn für die katholische Kirche in Deutschland ist es ein gutes Zeichen, dass sich seit 30 Jahren kritische Laien engagieren. Die Kirche sollte sich eher um jene sorgen, die sich überhaupt nichts mehr um sie scheren. Die Aktivisten von „Wir sind Kirche“ indes sorgen sich zumindest noch um eine Institution, die zunehmend ihre Mitglieder verliert. Die langen Schlangen in den Einwohnermeldeämtern sollten die Bischöfe schrecken, nicht diejenigen, die sich um die Zukunft einer Kirche sorgen. Eine Kirche,
die wie viele andere gesellschaftliche Institutionen eine sie erschütternde Krise durchlebt. Allerdings müssen auch die Kritiker in den Kirchenbänken Kritik vertragen. Eine kam deutlich vom verstorbenen Papst Franziskus, der gewohnt schlagfertig darauf hinwies, dass Deutschland schon eine gute protestantische Kirche habe – eine zweite brauche das Land nicht.
Bei mancher Forderung von „Wir sind Kirche“, etwa die nach der Ehe für Priester, wird deutlich, dass die Laienvereinigung die katholische Kirche nur
evangelischer machen will. Was die Kirche nicht braucht, sind Ersatz-Bischöfe. Sie braucht Mahner, die dort hindeuten,wo der Geist Jesu missachtet und der Kern des Glaubens mit Füßen getreten wird. Was dessen Kern ist? Die Liebe. Der Rest ist Auslegungssache.
Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Dr. Christian Eckl PNP
Zuletzt geändert am 06.11.2025

