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Veröffentlicht am 10­.01.2018

10.1.2018 - infranken.de

Gläubige sind nicht ganz glücklich

Die geplante Vergrößerung der Seelsorgebereiche im Erzbistum Bamberg stößt in Herzogenaurach nicht auf ungeteilte Zustimmung.

Dass ihnen die Zukunft ihrer katholischen Pfarreien vor Ort am Herzen liegt, bewiesen über 100 Gläubige bei der Pfarrversammlung im Pfarrsaal von St. Otto in Herzogenaurach. Ein neuer und größerer Zuschnitt der Seelsorgebereiche im Erzbistum Bamberg steht bevor.

Herzogenaurach war bereits ein Vorzeigeprojekt im Erzbistum Bamberg beim Zusammenwachsen dreier Pfarreien in einem Seelsorgebereich. "Die Bedenken waren umsonst", konnten die Engagierten in St. Otto, St. Josef und St. Maria Magdalena rückblickend feststellen. "Wir wollen keinen Schritt zurückgehen", erklärte Stadtpfarrer Helmut Hetzel zum Zusammenwachsen der drei Herzogenauracher Pfarreien.

Aus dem Vorstandsteam gab Jennifer Prockl einen Rückblick auf die zurückliegende Zeit. Für den Seelsorgebereich wurde eine eigene Homepage erstellt und der neue Gemeindebrief "Miteinander" gestaltet. Außerdem wurden die Gottesdienstordnungen aufeinander abgestimmt. Als sehr beliebt erwiesen sich die Gottesdienste an Pfingsten und der Silvestergottesdienst genauso wie das Drei-Türme-Fest im Weihersbach. Die drei Pfarrbüros wurden untereinander vernetzt, so dass immer ein Ansprechpartner erreichbar ist. Zur Zeit wird eine Neubürgerbroschüre erarbeitet.

Neue Herausforderungen stehen bevor. Bis zum Jahr 2028 wird sich das pastorale Personal (Pfarrer, Pastoralreferenten, Gemeindereferenten) um 50 Prozent reduzieren, so Stadtpfarrer Hetzel. Pastoralreferent Thomas Matzick erläuterte die Personalplanung im Erzbistum Bamberg bis zum Jahr 2028. Ein Projektteam sammelte im Vorfeld Informationen. Daraus wurde eine neue Struktur geplant. Die neuen Seelsorgebereiche sollen mindestens 12 000 Gläubige auf dem Land und 17 000 in der Stadt umfassen. Bis zum Jahr 2019 sollen die Seelsorgebereiche neu installiert und bis 2022 endgültig aufgestellt werden. Es stelle sich die grundsätzliche Frage, wie in den neuen Bereichen die Seelsorge organisiert werden könne. "Wichtig ist, dass ein Gesicht vor Ort ist", so die einhellige Meinung der Verantwortlichen.

Seebachgrund wird favorisiert

Im Gegensatz zu anderen Bistümern setze das Erzbistum Bamberg darauf, dass sich die Seelsorgeeinheiten eigenständig bilden. Daraus ergebe sich die Frage: "Mit wem wollen wir vor Ort in der Seelsorge zusammenarbeiten?" Bei einer Klausursitzung der Herzogenauracher Seelsorgebereichsräte wurde von der überwältigenden Mehrheit beschlossen, mit den Pfarreien Weisendorf und Hannberg/Großenseebach aus dem Seelsorgebereichsrat Erlangen-Nordwest eine Verbindung einzugehen. Offensichtlich können es sich auch die Seebachgründer vorstellen, eine Kooperation mit Herzogenaurach einzugehen. Dagegen tendieren andere Pfarreien wie Röttenbach, Hemhofen und Dechsendorf eher nach Erlangen.

Hermann Josef Conrads ging auf die Frage ein, welche Verbindungen es gibt. Ein Vorteil seien bereits bestehende Kontakte durch Schulen und Vereine. Ohnehin würden die Kindergärten schon von Herzogenaurach aus verwaltet. Für Stadtpfarrer Helmut Hetzel könne es auch bedeuten: "In Zukunft, wenn es ideal läuft, kann man auch mal nach Hannberg in den Gottesdienst gehen." Jasmin Stephan fand die Entscheidung gut, "die Beste", wie sie es formulierte. In der sich anschließenden Diskussion zeigte sich Hans Meister alles andere als überzeugt von der Zusammenlegung mehrerer Pfarreien. In kleineren Einheiten könne sich die Pastoral besser entwickeln. Auch Günter Doliwa war der Überzeugung: "Wir hätten viele Berufungen in der Kirche, aber die Kirche verändert nicht die Berufszulassungen." Stattdessen würden immer größere Gemeinden geplant.

Die Gemeinde erneuern

"Die Gemeinde muss ein eigenes System werden, das sich sein eigenes Personal wählt", schlug Doliwa als Lösung vor. Er verwies auf die Bewegung "Wir sind Kirche", die bei einer Konferenz im März 2017 in Würzburg Eckpunkte für eine neue Kirchenzukunft durch Gemeindeerneuerung beschlossen habe, an denen man sich orientieren könne. Außerdem merkte er noch an: "Nicht jeder mag in einem Gremium wie dem Seelsorgebereichsrat sitzen." Die Gläubigen könnten sich auch anders in den Pfarreien engagieren.

In die gleich Kerbe hieb auch Heinrich Bucher: "Die Gemeinde muss selbstständig werden und sich vom Pfarrer lösen." Er plädierte in diesem Zusammenhang auch für die Frauenordination. Auch Konrad Eitel sprach sich für mehr Eigenverantwortung in den Pfarreien aus.

"Keiner hat alle Fähigkeiten und niemand hat keine Fähigkeiten", stellte Stadtpfarrer Hetzel klar und rief dazu auf, sich als Kandidat zur kommenden Wahl des Seelsorgebereichsrats aufstellen zu lassen. Im Sinne des Zweiten Vatikanums formulierte Hetzel es im fränkischen Sinn: "Hebt euer Hintern hoch und packen wir es an."

http://www.infranken.de/regional/erlangenhoechstadt/glaeubige-sind-nicht-ganz-gluecklich;art215,3121073

Zuletzt geändert am 10­.01.2018