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Veröffentlicht am 18­.09.2019

18.9.2019 an Bergische Landeszeitung – Kölnische Rundschau

Leserbrief zur Verbindlichen Synode

Leserbrief zu: Verbindliche Synode – verschiedene Berichte und Leserbriefe in der Kölnischen Rundschau

Sehr geehrte Damen und Herren,

die römisch katholisch Kirche hat weltweit etwa 1,3 Milliarden Mitglieder. Eine so große Gemeinschaft von Menschen kommt nicht ohne strenge Ordnungsstrukturen aus. Die stehen für die katholische Kirche im Kirchenrecht. Das wird nach der Abkürzung für den lateinischen Namen CIC genannt. Es hat 1752 Paragrafen. Ein Paragraf heißt im CIC allerdings Canon. Im CIC steht also drin, was ein Pfarrer in seiner Pfarrei zu sagen hat, wie man Bischof oder gar Papst wird und vieles mehr.

Das CIC ist konstruiert wie eine absolutistische Herrschaft der Mitte des 18. Jahrhunderts in Europa. Das Rechtsverständnis des CIC ist völlig unvereinbar mit modernem staatlichen und bürgerlichem Recht. Es gibt im CIC ausdrücklich keine Grundrechte. In der Pfarrei entscheidet allein der Pfarrer. Im Bistum trifft allein der Bischof alle Personal- und Sachentscheidungen. Was der Bischof zu glauben lehrt, haben die Christen in christlichem Gehorsam anzunehmen. Es gibt keine Rückfragen oder kritische Meinungsäußerungen. Einspruch geht nicht.

Es gibt in der katholischen Kirche mancherlei Räte oder Konferenzen oder Synoden oder Ausschüsse. Was diese beraten und beschließen, wird nur wirksam mit der Anordnung des Bischofs.

Auch die Beschlüsse der Deutschen Bischofskonferenz sind nur unverbindliche Erklärungen. So ist das auch mit dem jetzt mit Aufwand begonnenen verbindlichen synodalen Weg. Da wird letztlich nicht mehr herauskommen als bei der letzten Veranstaltung dieser Art, wo es am Schluss hieß. „Schön, dass wir miteinander geredet haben!“

Mit all dem werden aber die anstehenden Probleme nicht gelöst: Die Verteilung von Macht auf eine handvoll geweihter Männer, die fehlenden Menschenrechte; die Missachtung von Frauen; die Diskriminierung von Homosexuellen. Leider werden noch wichtigere Probleme nicht öffentlich angesprochen: Wir brauchen endlich eine verlässliche, einheitliche und kommentierte Bibelübersetzung. Wir müssen fragen, ob die uralten Liturgien mit der aufwendigen Dienstkleidung der Priester noch zeitgemäß ist. Eine Revision mancher dogmatischer Lehren ist überfällig.

Wenn man aber nur an einer Stelle etwas ändern will, dann geht das nur weltweit. Es ist eine Änderung des CIC nötig. Damit würde aber ein Dominoeffekt gestartet. Hinterher ist alles anders als jetzt.

Davor haben leider viel zu viele Bischöfe Angst.

Mit freundlichen Grüßen

Wilhelm Gatzen

51427 Bergisch Gladbach

 

Zuletzt geändert am 18­.09.2019