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Veröffentlicht am 03­.02.2019

3.2.2019 - Konradsblatt

Mentalitätswandel

Zum Beitrag „Veränderungsdruck“ von Michael Winter in Konradsblatt 3/2019, Seiten 8/9

Auf den „Veränderungsdruck in der Kirche“ will Erzbischof Burger reagieren mit einer „umfassenden Neugestaltung grundlegender Strukturen“. Dazu wird eine neue Kommission „Macht und Missbrauch“ im Ordinariat gebildet. Und dann kommt auch noch das Projekt „Kirchenentwicklung 2030“, Details werden noch ausgearbeitet.

Kein Wort des Bischofs dazu, dass heute 90 Prozent der Katholiken dem Sonntagsgottesdienst fern bleiben; 1964 waren es nur 54 Prozent. Das Durchschnittsalter dürfte bei 60+ liegen Immer mehr Pfarreien werden zu XXL-Gemeinden zusammengelegt. In vielen Gemeinden werden inzwischen am Sonntag „Wortgottesfeiern“ statt Eucharistiefeiern angeboten.

Sehr drastisch äußerte sich dazu schon 1987 der brasilianische Kardinal Aloisio Lorscheider: „Da haben einige den Wunsch nach dem Empfang des Sakraments aus der Mottenkiste geholt, das sei gleich viel wert usw. Aber das steht in ihrem Buch, nicht im Leben. Im Leben ist das anders. Die sollen mal bei uns ins Landesinnere gehen und sehen, was das heißt, wenn monatelang niemand kommt, dass sie zusammen Eucharistie feiern können.“

Vom Erzbischof wird nicht einmal die Möglichkeit angesprochen, so genannte „viri probati“ (bewährte verheiratete Männer) zum priesterlichen Dienst zuzulassen, obwohl die Würzburger Synode (1972) die (deutschen) Bischöfe darauf verpflichtet (!) zu prüfen: „Ist eine solche pastorale Notsituation heute und in absehbarer Zukunft in Deutschland gegeben? Welche konkreten Modelle lassen sich entwickeln, um einen geordneten Heilsdienst in den Gemeinden sicherzustellen?“ (Pastorale Dienste in der Gemeinde 5.4.6). Auch Papst Franziskus hat in einem Interview in DIE ZEIT (8.3 .2017) die Möglichkeit nicht grundsätzlich ausgeschlossen: „Wir müssen darüber nachdenken, ob Viri probati eine Möglichkeit sind. Dann müssen wir auch bestimmen, welche Aufgaben sie übernehmen können.“

Es brauche einen Mentalitätswandel in der ganzen Kirche, fordert Papst Franziskus in seinem Brief „an das Volk Gottes“ (22. August 2018). Auch bei den Bischöfen.

Norbert Scholl, Wilhelmsfeld

Zuletzt geändert am 04­.02.2019