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Veröffentlicht am 29­.11.2016

11/2016 Würzburger Sonntagsblatt

Leserbrief zum Artikel „Eine Theorie polarisiert“ (42/2016)

Gott schuf den Menschen männlich und weiblich – und noch mehr?

Die Stuttgarter Katholische Akademie hat sich des Reizworts „Gender“ angenommen. Schnell ist man da mit dem Hammer „Ideologie“ zugange.

Wie verhängnisvoll es ist, wenn das biologische Geschlecht mit der soziologischen Geschlechterrolle gleichgesetzt wird, zeigt sich ja gerade in der römischen Kirche. Aus dem unterschiedlichen biologischen Geschlecht folgert die Kirchenleitung bis heute, dass die Rolle der Frau eine andere sein müsse als die des Mannes und lässt die Frau deshalb mit auch theologisch fragwürdigen Argumenten nicht zum priesterlichen Dienst zu.

Das christliche Menschenbild, nämlich dass Gott den Menschen männlich und weiblich als sein Ebenbild geschaffen hat, ist theologisch sicher richtig und die Konsequenz daraus, nämlich Ehe und Familie auch. Wir dürfen aber nicht nach dem Motto verfahren: „Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.“ Es gibt nun einmal Homosexuelle – und sie tun niemandem etwas zuleide. Und es gibt noch mehr als Mann und Frau: Zwitter z.B. und Transsexuelle. Deren menschliche und sexuelle Problematik dürfen wir ebenfalls nicht einfach ausklammern mit dem Hinweis, dass Gott das nicht vorgesehen hat.

Was ist nun „Ideologie“? Mit sachfremden Argumenten seine eigene Meinung untermauern. Die Kirche müsste hier sehr zurückhaltend sein, wird doch bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil als der „Zweck der Ehe“ die Kindererzeugung genannt – nicht etwa Liebe und Treue und ein gemeinsam verantwortetes Leben. Wie sehr hat man damit Menschen belastet, die sich eben nicht wie die Karnickel vermehren wollten. So sieht es auch Papst Franziskus.

Magnus Lux
97453 Schonungen

Zuletzt geändert am 29­.11.2016