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Veröffentlicht am 25­.10.2016

25.10.2016 - Würzburger katholisches Sonntagsblatt

Hätte er doch geschwiegen

zu: "So wie man’s von früher kennt – Benedikt XVI. übt Kritik an der Kirche in Deutschland – und erntet Widerspruch"

„Letzte Gespräche“ eines ehemaligen Papstes hätten nicht erscheinen dürfen. Er wolle als "Mönch" zurückgezogen leben, hatte Benedikt im Amt verfügt. Jetzt, als eine Privatperson, kann er seine Meinung äußern, aber bitte nicht vor der Weltöffentlichkeit.

Von Versöhnung mit der deutschen Kirche keine Spur, eher Verbitterung und fest zementierte Vorurteile. Vierzig Jahr alte Feindbilder werden aufgewärmt: Einen "Überhang an ungeistlicher Bürokratie" und "Gewerkschaftsmentalität" wirft er den Deutschen vor.

Wieso benutzt er ausgerechnet den diskriminierenden Begriff "Gewerk-schaftsmentalität"? Man sollte annehmen, dass er die "Würzburger Synode" kennt: "Dennoch appellieren wir an die katholischen Arbeiter, in den Gewerkschaften mitzutun. Es müsste selbstverständlich sein, dass der katholische Arbeiter sich gewerkschaftlich organisiert. Seine Mitarbeit ist einmal Ausdruck einer solidarischen Verbundenheit im gemeinsamen Einsatz für Menschlichkeit in den Arbeits- und Lebensbedingungen, zum anderen ist sie ein Dienst im Sinne des Weltauftrags der Kirche." (Synodenbeschluss "Kirche und Arbeiterschaft") Der Sprachgebrauch ist eines emeritierten Papstes unwürdig.

Man reibt sich die Augen über den "weißen Großvater" (Franziskus über Benedikt). Seit Jahrzehnten hat er an Bischofsernennungen in Deutschland maßgeblich mitgewirkt. Er hat nichts gegen Bürokratismus, nicht zuletzt in Generalvikariaten, unternommen. Muss er am Ende seines Lebens die Medien nutzen, um den Bischofkollegen die Meinung zu sagen? Er nützt damit jenen, denen die starke Präsenz der Kirchen in unserer Gesellschaft ohnehin missfällt. Ich stimme dem Herausgeber der "Stimmen der Zeit", dem Jesuitenpater Andreas Batlogg, zu: „Wenn du geschwiegen hättest, wärst du ein Philosoph geblieben“ (Si tacuisses, philosophus mansisses). Für die Zukunft müssen das Rücktrittsszenario und die nachfolgenden Modalitäten besser geregelt werden. Das päpstliche Weiß und die Anrede "Eure Heiligkeit" ziemt sich für Ratzinger/Benedikt nicht mehr! Es gibt nur einen Papst, nicht zwei!

Dr. Edgar Büttner, 83043 Bad Aibling

Zuletzt geändert am 24­.11.2016