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Veröffentlicht am 26­.07.2021

Zum Moto Proprio "Traditionis custodes"

Papst Franziskus beendet die weitgehende Freigabe der Tridentinischen Messe durch Benedikt XVI. mit folgenden Worten: „Um die Einheit des Leibes Christi zu verteidigen, bin ich gezwungen, die von meinen Vorgängern gewährte Befugnis zu widerrufen.“

«Traditionis Custodes»
Apostolisches Schreiben in Form eines Motu Proprio von Papst Franziskus

Über den Gebrauch der römischen Liturgie in der Gestalt vor der Reform von 1970
> Wortlaut bei vatican.va 16.7.2021

 

2007 zum Motu Proprio „Summorum Pontificum“ zum Tridentinischen Ritus
"Das II. Vatikanische Konzil kann und darf nicht in Frage gestellt werden!"
> Wir sind Kirche-Pressemitteilung 7. Juli 2007

 

Berichte und Reaktionen in chronologischer Folge:

Papst Franziskus kehrt der Tridentinischen Messe den Rücken
> Christ in der Gegenwart 15.7.2021

Papst Franziskus schränkt Feier der Alten Messe ein
> katholisch.de 16.7.2021

Neues Motu proprio: Franziskus stärkt die Rolle der Diözesanbischöfe
> die-tagespost.de 16.7.2021

Wolfgang Rothe: Warum ich «Traditionis Custodes» für problematisch halte
> kath.ch 18.7.2021

Frankreich: „Traditionis Custodes“ will „liturgische Erneuerung“
> vaticannews.va 18.7.2021

Liturgiewissenschaftler Hoping kritisiert "Traditionis custodes" "Summorum Pontificum ist tot"
> domradio.de 18.7.2021

Bernhard Rasche-Remling: Versuch einer Erwiderung auf Hoping
> Link

Was die Papst-Reform der Alten Messe in Deutschland bringen wird
> vaticannews.va 19.7.2021

Wie das Papstschreiben zur "Alten Messe" weltweit aufgenommen wurde
> katholisch.de 20.7.2021

Kardinal (Erdö) weist Berichte über angebliche Motu-Proprio-Ablehnung zurück
> katholisch.de 20.7.2021

Reaktionen auf "Traditionis custodes" Notwendiger Schritt oder "anmaßend und beleidigend"?
> domradio.de 21.7.2021

Lüdecke: Priester haben bei "Alter Messe" keinen Spielraum mehr
> katholisch.de 21.7.2021

Was in "Traditionis custodes" wirklich steht
> die-tagespost.de 22.7.2021

Fast 20.000 Unterschriften für Petition gegen "Traditionis custodes"
> katholisch.de 22.7.2021

Brief von Pater Pagliarani zum Motu proprio “Traditionis custodes”
> fsspx.news 23.7.2021

Kardinal Kasper: Mehrheit der Gläubigen will "Alte Messe" nicht
> katholisch.de 23.7.2021

Kasper: Mehrheit der Gläubigen will „Alte Messe“ nicht
> die-tagespost.de 24.7.2021

Weihbischof Athanasius Schneider: Das Motu Proprio von Franziskus ist ein Pyrrhussieg und wird einen Bumerang-Effekt haben.
> kath.net 27.7.2021

Papstbiograph Weigel: Die ‚autoritäre Ader’ des ‚progressiven Katholizismus’
> kath.net 27.7.2021

 

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Bernhard Rasche-Remling: Versuch einer Erwiderung auf Hoping

Nun hat also der Dogmatiker Hoping der FAZ einen Text kredenzt, der sich der „traditionellen
lateinischen Messe“ widmet und die Direktive von Franziskus dazu aufs Korn nimmt.
Zu Beginn schreibt Herr Hoping von „militärischem Vorbild“ der Jesuiten und davon, dass
Franziskus in Argentinien ein „strenges Regiment“ führte und, dass er auch als Papst so agiert,
denn „streng ist auch sein Regiment als Papst, worüber die Rhetorik und Gesten der
Barmherzigkeit von Franziskus nicht hinwegtäuschen können“. Das Schreiben von Franziskus
zeuge von „ungewöhnlicher Härte“, und dass Franziskus der „der alten Messe, die Benedikt
XVI. mit seinem Schreiben „Summorum Pontificum“ (2007) allen Priestern des Römischen
Ritus erlaubt hatte, endgültig ein Ende setzen“ wolle. Ein wirklich harter Hund dieser Papst
Man neigt dazu ihn als Diktatot zu betrachten. Tja, einen solchen „Diktator“ hätten so viele
TheologInnen und Theologen als Papst zu ihrer Zeit gerne gehabt. Dieser Franziskus, der mit
einem „strengen Regiment“ seine Gegner, also die Viganos, die Stricklands, die Sarahs, die
Müllers und die Burkes mit der Höchststrafe des Schweigens straft, ganz anders als seine
Vorgänger, die in „liebevoller Zurechtweisung“ unliebsame Personen von ihren Ämtern
enthoben oder entmachteten. Tja, auf solche Ideen kann nur ein wirklicher Dogmatiker
kommen.
Und dann wird es wirklich lustig: „Mit ihrem gewachsenen rituellen Gefüge widersetzt sich die
alte Messe dem Versuch einer Entsakralisierung. Dies macht sie für Gläubige mit Sinn für
Heiligkeit, Schönheit und Objektivität des christlichen Kultes, darunter vermehrt junge
Menschen, attraktiv.“
Die „alte Messe“ widersetzt sich gar nichts, denn sie kann dies nicht. Widersetzen können sich
nur Menschen. Und diejenigen, die der „alten Messe“ frönen widersetzen sich nicht dem
„Versuch einer Entsakralisierung“, sie widersetzen sich dem Versuch die Botschaft des
Nazareners in eine moderne Form zu gießen, die Menschen hier und heute verstehen und
nachleben können. Wenn Herr Hoping meint hier von Gläubigen sprechen zu können, die
einen „Sinn für Heiligkeit, Schönheit und Objektivität des christlichen Kultes“ hätten, dann
mag er das so sehen, aber das ist eine Meinung und veranschaulicht deutlich das Problem. Die
alten Messianer haben eben diesen Sinn, die anderen haben eben nur das Gegenteil davon,
also einen Sinn für „Unheiligkeit, Hässlichkeit und Subjektivität des christlichen Kultes“. Wer
soviel Vorurteile in einen Satz packen kann mag rhetorisch fit sein, von der Sache selbst hat er
auf jeden Fall keine Ahnung, auch nicht von der Theologie. Es war ein ziemlich merkwürdiger
Mann aus Nazareth, der sich noch jedem Versuch einer „Sakralisierung“ widersetzt hat und
wert darauf gelegt hat, dass es in erster Linie um den Menschen geht und nicht um „Gebote“,
nicht um „die Kirche“, nicht um „Gott“. Dieser komische Mann aus Nazareth, der schon den
damaligen Theologen die Köpfe gewaschen hat, wenn sie etwas für wichtiger erachteten als
den konkreten Menschen vor ihnen, dieser Nazarener hätte auch einem Dogmatiker Hoping
den Kopf gewaschen wenn er meint, dass die alte Messe „vor jener Kreativität schützt, mit der
heute etliche Priester die Messe selbst zusammenbasteln - unter Missachtung der Normen“.
Denn diese Normen waren für den Nazarener weder „objektiv“, noch absolut, sie mussten sich
am konkreten Menschen erweisen und sind genau daran zerbrochen. Zudem ist Kreativität
kein Danaergeschenk, sondern ein Geschenk, das den Menschen an der göttlichen Kreativität
teilhaben lässt. Dass auch Kreativität in eine falsche Richtung gehen kann, tja, ist so, denn wir
sind Menschen. Aber, auch die alte Messe ist nur einer bestimmten Kreativität geschuldet, die
dann aber in Stahlbeton gegossen wurde und so (auch) für Herrn Hoping zu einem „da-gehtnix-
drüber“ geworden ist. Doch die alte Messe ist nur der Versuch einen höfischen Ständestaat,
oder besser, eine Diktatur zu sakralisieren, die magisches und esoterisches Denken und einen
solchen Glauben befördert hat und die Glaubenden zu „Empfängern“ klerikalistischer
Amtshandlungen und Amtsanmaßung machte. In einer Sprache, die schon zu Beginn niemand
wirklich verstanden hat. Und, dass es „Schriftsteller, Intellektuelle und Künstler waren, die
nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil Paul VI. mit Petitionen bedrängten, die traditionelle
lateinische Messe als Teil einer universalen Kultur zu erhalten“ zeigt nur, dass dies schon
immer eine elitäre und eine kulturelle Form war, die einen kulturellen Habitus, eben den der
Ständegesellschaft, performte, in der die genannten an der Spitze standen und sich an der
Spitze sahen. Dass die neue Messe für die meisten Menschen eine echte Befreiung darstellte,
weil sie das Gesagte verstehen konnten, weil sie sich in ihrer eigenen Sprache beteiligen konnte,
weil die Zonengrenze Kommunionbank niedergerissen wurde ... das unterschlägt Herr Hoping
wohlweislich. Dass sich „wohl nur wenige Päpste so machtbewusst gezeigt haben wie
Franziskus“ wie Hoping meint, ist wohl eher einer Geschichtsvergessenheit geschuldet denn
tatsächlichen Fakten oder einer realen Erkenntnis, man müsste sich nur an den einen und den
anderen Papst zurück erinnern.
Die alte Messe ist vor allen Dingen eines, sie ist alt. Dazu kommt aber, dass die alte Messe die
religiöse Reproduktion einer diktatorischen Ständegesellschaft als Schauspiel präsentiert und
nicht wenige meinen so würde der Himmel sein. Und diese religiöse Verniedlichung der
Ständegesellschaft meint(e) man dann noch allen Kulturen dieser Erde aufs
Auge drücken zu müssen, was völlig zu Recht als westlicher Kulurkolonialismus bezeichnet
wird. Mit dem Nazarener, dem Gott der Bibel oder gar dem Mensch gewordenen Gott hat
gerade die alte Messe nur wenig zu tun. Die seit Beginn des 20. Jahrhunderts aufkommende
neue Messe (Achtung, da war doch glatt Kreativität am Werk, welch ein Frevel) ist da
wesentlich näher an dem Nazarener dran, schon alleine deshalb, dass auch der Nazarener in
einer solchen Messe eine Chance gehabt hätte etwas zu verstehen. Gut, er hätte wie alle
anderen auch etwas mitbrabbeln können ohne etwas zu verstehen und dies für besonders
„sakral“ erachten können. Aber, auch wenn viele Menschen etwas nach- oder mitbrabbeln was
sie nicht verstehen dann ist das noch immer kein Zeichen von Sakralität sondern schlicht und
einfach von Dummheit.

Zuletzt geändert am 05­.08.2021