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Veröffentlicht am 18­.02.2012

18.2.2012 - Passauer Neue Presse

Passauer Priester unterstützen österreichische Kirchen-Rebellen

Mit einem "Aufruf zum Ungehorsam" sorgt eine Pfarrerinitiative aus Österreich seit einigen Monaten für viel Aufregung in der katholischen Kirche. Im Bistum Passau hat die gegen bestehende Strukturen und Grundsätze aufbegehrende Gruppe Gleichgesinnte gefunden. Hier gibt es die Bewegung "Passauer Priester im Dialog", die sich weitgehend denselben Zielen verschrieben hat wie ihre Kollegen aus dem Nachbarland: Beide sagen Nein zu immer größeren Pfarrverbänden, zur daraus resultierenden Überforderung der Pfarrer und zu einem "unbarmherzigen Kirchenrecht". Darunter verstehen die Reform-Initiativen vor allem das Pflichtzölibat sowie das Kommunion-Verbot für wiederverheiratete Geschiedene. Beides solle aufgehoben werden, fordern die Pfarrer.

Die "Passauer Priester im Dialog" haben sich bereits vor etwa eineinhalb Jahren zusammengeschlossen, erklärt der Ruhstorfer Pfarrer Andreas Artinger (52). Sie kommen regelmäßig zusammen, um ihre Probleme und Reformideen zu diskutieren, vor wenigen Tagen fand ein Treffen in Vilshofen statt. Gast war der oberösterreichische Sprecher der "Pfarrerinitiative", Pater Arno Jungreithmair aus Kremsmünster. "Es ging vor allem um die Zukunftsfähigkeit der Gemeinden", sagt Artinger, doch natürlich legte Jungreithmair auch seine "ungehorsamen", Amtskirchen-kritischen Positionen dar. Am Ende sei der Gast "mit großem Applaus verabschiedet" worden, berichtet Artinger. Nun erwägen die Passauer Priester sogar einen Zusammenschluss oder zumindest "die intensivere Zusammenarbeit" mit den Österreichern, deren Initiative rund 400 Mitglieder zählt.

Von dieser Zahl sind die Ostbayern natürlich weit entfernt. Ihr Bündnis bestehe derzeit aus "20 bis 25 Personen", sagt Artinger. "Wir wollen eine lebendige Kirche, in der man auch Diskussionen entfachen kann", beschreibt er die Zielrichtung der Priester-Bewegung. "Wir sind gehorsam gegenüber Gott, gegenüber dem eigenen Gewissen und dann erst gegenüber der Kirche − in dieser Reihenfolge." Viele drängenden Probleme würden von der Diözesanleitung, aber auch vom Vatikan "abgewürgt". Beispiel Frauenpriestertum: "Rom hat entschieden: Das gibt es nicht, Aus, Äpfel, Amen", sagt Artinger, der sich damit nicht abfinden mag. "Warum sollen nicht auch Frauen Ämter in der katholischen Kirche übernehmen − oder bewährte Laien die Leitung von Pfarreien?"

http://www.pnp.de/nachrichten/bayern/346841_Passauer-Priester-unterstuetzen-oesterreichische-Kirchen-Rebellen.html

Zuletzt geändert am 18­.02.2012