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Veröffentlicht am 10­.01.2021

10.1.2021 - Passauer Neue Presse

Theologe: "Die Doppelmoral der Kirche"

Leserbrief zu: Am Sonntag 3.1.21 „Bischof Oster beleidigt Homosexuelle!“

Mit dieser Predigt hat Bischof Stefan Oster die ganze Widersprüchlichkeit der bisherigen katholischen Morallehre offenbart. Beim Synodalen Weg versuchen sie z.Zt. eine Korrektur, die wird aber von den katholischen Hardlinern und Retro-Katholiken wie dem Kölner Weihbischof Schwaderlapp heftig bekämpft.

Im Dritten Reich wurden nicht-heterosexuelle Menschen z.T. zum Tode verurteilt und die Amtskirche hat nicht widersprochen. Die Amtskirche hat auch bisher versagt, wenn es um eine Verhinderung von Diskriminierung geht. Dabei sind im Klerus bis hin zu Bischöfen und zum Papst (nicht Franziskus!) überdurchschnittlich viele homosexuelle Geistliche zu finden. Diese dürfen aber nicht offen und ehrlich wie es sich für einen Christen ziemt zu ihrer sexuellen Identität stehen. Das hat eine Doppelmoral zur Folge. Es ist nicht selten, dass homosexuelle Geistliche, um von ihrer Orientierung abzulenken, besonders sich homophob geben.

Und wenn die Amtskirche sagt, sie achtet z.B. die Würde der Frauen, aber das Weihesakrament dürfen sie trotz ihrer Würde nicht empfangen, dann ist das genauso ehrlich wie wir achten die Würde der nicht-heterosexuellen Menschen, um ihnen dann den „Zwangszölibat“ aufzuerlegen.

Nur eines: wir sollten nicht aus der Kirche austreten, denn das stärkt nur die Hardliner und Retrokatholiken, wir sollten statt austreten auftreten und unsere Stimme erheben. Die katholische Kirche besteht zu über 99 % aus „Laien“. Nur eine kleine Gruppe von Klerikern meint, sie habe den wahren Glauben und die Macht. Und es wird immer deutlicher, dass es zwar auch gute Kleriker gibt, dass aber die Amtskirche insgesamt unsere Kirche in eine schlimme Sackgasse geführt hat.

Axel Stark, Passau

Zuletzt geändert am 10­.01.2021