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Veröffentlicht am 09­.03.2016

an die Süddeutsche Zeitung

Raus aus der Sackgasse der Unfehlbarkeit!

Leserbrief zu „Hans Küng, Der Fehler der Unfehlbarkeit“, Süddeutsche Zeitung 9.3.16:

Seit 1870 seit es das Unfehlbarkeitsdogma in der röm.-kath. Kirche gibt, haben die Päpste nur einmal davon Gebrauch gemacht: 1950 Papst Pius XII. In der kirchlichen Praxis scheint dieses Dogma keine große Rolle zu spielen. Zu Recht weist Hans Küng aber darauf hin, dass dies nur die „Spitze des Eisbergs“ ist. Gefährlich sind die vielen „kleinen Päpste“ in der Kirche, die sich autoritär und rechthaberisch im Besitz der scheinbar absoluten Wahrheit wähnen und die im Anderen schnell einen potentiellen Ketzer sehen. Gefährlich ist der entstandene Reformstau in der Kirche, den es deshalb gibt, weil man sich weigert die nötigen Herausforderungen („Zeichen der Zeit“) rechtzeitig zu erkennen und eine Lösung verantwortlich zu suchen. Der Reformstau verhindert auch, dass die Kirche als eine lebendige, vom heiligen Geist geleitete und als eine glaubwürdige erfahren wird. Mehr oder weniger Distanz zur Kirche ist die Folge. Papst Franziskus versucht die notwendigen Reformen anzustoßen. Er will die Kirche dezentralisieren und dem alten Synodalprinzip neues Leben einhauchen. Die Kirche soll eine Kirche der Armen werden und keine wie im 19. Jahrhundert fast durchgehend von italienischen Grafen geleitete, die ihre Vorstellungen von Monarchie und gesellschaftlicher Restauration in der Kirche durchgesetzt haben. Das Papstamt soll nicht sakralisiert und überhöht werden: Franziskus nennt sich selbst einen „demütigen, der Barmherzigkeit Gottes bedürftigen Sünder“. Die Kurie soll umgewandelt werden in ein Dienstleistungsorgan an der Weltkirche, das das „Heil der Menschen“ (can. 1752 CIC/1983) fördern soll und nicht durch seine „Kurienkrankheiten“ anderen das Leben schwermachen kann . Diese notwendigen Reformen, die einen „Frühling“ im kirchlichen Leben herbeiführen sollen, stoßen leider bei den Nutznießern des bisherigen Kirchenmodells auf z.T. erbitterten Widerstand. Leider gehören auch deutsche Kardinäle wie Meisner, Cordes, Brandmüller und auch Müller zu dieser „Kirchenpartei“. Die Nutznießer des synodalen, dezentralen, reformwilligen Kirchenmodells stellen aber die Mehrheit dar, sie können die Reformen von Papst Franziskus unterstützen und sie damit zum Erfolg führen. Hans Küng sei für sein jahrzehntelanges Eintreten für eine Theologie und eine Reform zur Auferbauung der Kirche gedankt.

Axel Stark, Passau

Zuletzt geändert am 10­.03.2016