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Veröffentlicht am 08­.08.2010

8.8.2010 - Münchner Kirchenzeitung

Vom Umgang mit Krifik

Zur Kolumne »Wir sind Kirche« von Professor Alois Baumgartner, MK vom 25. Juli, Seite 13:

Von drei Gruppierungen erwartet Alois Baumgartner keine Erneuerung der Kirche, sondern nur von dem konsequent gelebten Kirchenbild des Zweiten Vatikanums. Dem stimme ich voll und ganz zu. Nur: Mich macht ratlos, wen er denn bei den Negativgruppierungen gemeint hat. Wer verbirgt sich für ihn hinter denen, die Kirche nur als Dienstleistungsunternehmen betrachten? Wer sind diejenigen, die zwar Erneuerung der Kirche auf ihre Fahnen schreiben, aber wie Agenten eines immerwährenden kritischen Katholizismus zu Gang sind? Und wen meint er mit denen, die jede kritische Äußerung in der Kirche als Selbstschwächung verabscheuen? Falls er bei der mittleren Gruppierung die Kirchenvolksbewegung »Wir sind Kirche« im Blick hat, so ist deren (Dis-)Qualifizierung eines Vorsitzenden des Diözesanrats unwürdig. Ich würde mir sehr wünschen, dass der Diözesanrat sich mehr für die Integration unterschiedlichster katholischer Laiengruppierungen stark macht und nicht ihrer (kirchen)öffentlichen Diffamierung Vorschub leistet.

Dr. Hubert Brosseder, Unterhaching

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Der Artikel könnte den Eindruck erwecken, als sei »Wir sind Kirche« nur eine kleine, lautstarke Protestgruppe gegen Papst und Bischöfe. Doch der Zuspruch zuletzt beim Ökumenischen Kirchentag und aktuelle Untersuchungen zeigen, wie groß die Unterstützung der Reformanliegen ist, die teilweise schon lang vorher bei der Würzburger Synode fast gleichlautend formuliert worden sind. Unterstützt von vielen anerkannten Theologen, Priestern und Ordensleuten ist die Kirchenvolksbewegung »Wir sind Kirche« seit 15 Jahren ein Ausdruck des »sensus fidelium«.Angesichts der weltweiten Krise in unserer Kirche sollte es endlich zum echten Dialog zwischen Bischöfen, Laienvertretungen und auch Initiativen wie »Wir sind Kirche« kommen, denn die gegenwärtige Austrittswelle wird nur zu stoppen sein, wenn endlich die viel zu lange aufgeschobenen Reformen mutig angepackt werden.

Christian Weisner, Dachau

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Baumgartners Klage über zu viel öffentlich geäußerte Kritik ist weder für »Laien« noch für geweihte Amtsträger repräsentativ. Nicht nur er sollte begreifen, dass deutliche, für Selbstkritik offene Kirchenkritik ein notwendiger Dienst an der Kirche sein kann. Wenn wir selbstkritisch und ehrlich sind, dann müssen wir eingestehen, dass ohne die »säkulare Presse« einige Missstände in der Kirche nicht so konsequent aufgedeckt worden wären. Und wenn sich, jahrzehntelang »oben« nichts erneuert, dann kann Kritik »immerwährend« sein. Klagen über kirchliche Amtsträger sind uns deshalb Ansporn, mutige Reformen anzupacken, damit die Kirche - unsere Kirche - aus dem Glaubwürdigkeitsdefizit vielleicht eines Tages doch wieder herauskommt. Berechtigte Kritik rechtfertigt keine Ausgrenzung. Nehmen wir das freie Wort von Professor Baumgartner zum Anlass, um ernsthaft und fair mit geeigneten Argumenten über gangbare Wege aus der Krise zu streiten.

Dr. Edgar Büttner, Bad Aibling

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Was würde Jesus Christus heute selbst zur gegenwärtigen Situation sagen? Ich mache mal einen Versuch: »Millionen gebt Ihr aus für ökumenische Kirchentage, um herauszufinden, wie sehr Ihr euch liebt und versteht. Wenn Ihr in der eigenen Kirche Eurem Nachbarn und Mitchristen die Hand zum Friedensgruß geben sollt, dann braucht Ihr dazu eine besondere Aufforderung. Schöne Christen seid Ihr!«

Hanns Peters, München

Zuletzt geändert am 07­.08.2010