an die Rhein-Zeitung
zu "Bischof Tebartz-van Elst für Beibehaltung des Zölibats"
"Wo der Geist des Herrn, da ist Freiheit!" (2 Kor 3,17) Welche weiteren Bibelbefunde muss der neue Bischof ignorieren und aus der Schrift tilgen? Oder will er in den Dialog mit der evangelischen Kirche eintreten, um diese zum Zölibatsgesetz zu bekehren? Es gehen ja angeblich so viele Pfarrerehen kaputt. Ein gutes Beispiel geben ist also gar nicht so leicht, vor allem wenn die Latte bewusst sehr hoch gelegt wird. Ich schlage vor, dass wir nicht mehr Auto fahren, weil wir ja jährlich einige Tausend Verkehrstote haben. Das Leben überhaupt ist so lebensgefährlich!
Auch ich bin für Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen, aber braucht es dazu wirklich ein Gesetz mit menschenverachtenden Sanktionen? Empfehlungen und Charismen kann man doch nicht befehligen und mit Gesetzen erzwingen.
Was muss Vorrang haben: das Aufrechterhalten einer liebgewordenen, angeblich bewährten (?) Gewohnheit oder neue Wege in die Zukunft für die Menschen? Salus animarum suprema lex! Gilt diese pastoraltheologische Maxime noch?
Warum sagt Bischof Franz-Peter Tebartz von Elst nichts darüber, was Frauen in Zukunft in der Kirche dürfen? Wer stand außer Johannes noch unterm Kreuz - und wo war Petrus? Will sich die römisch-katholische Kirche in Frauenfragen weiter auf dem Niveau der Islamisten bewegen? Ist auch homosexuelle oder gar pädophile Veranlagung eine Lebensform, mit der sich Menschen mit ganzer Kraft für den Dienst am Reich Gottes einsetzen können?
Und wer sagt einer Gemeinde, dass der von ihrem Hochwürden so hochgelobte Zölibat nicht ein frommes Mäntelchen ist, das eine Zeitbombe versteckt?
Warum sind alte Männer die alleinig kompetenten Bestimmer darüber und warum ist ein Outen einer homosexuellen Veranlagung (8 - 20% im Klerus?) bei hohen römisch-katholischen Amtsträger noch nie vorgekommen? Dieses Kirchengesetz kastriert und stranguliert die katholische Kirche. Laut Forsa-Erhebung sind mehr als 90 % für die Aufhebung, aber die betroffenen Leute an der Basis werden ja nicht gefragt. Wer kann sich eine solch feudalherrliche Einstellung heute noch leisten? Ich, (nach katholischer Lehre 1960 zum Priester auf ewig geweiht,) wegen Heirat aus dem Amt entfernt und aus dem Bewusstsein der Amtskirche verdrängt und totgeschwiegen, finde das ganze Gebaren ziemlich unchristlich, um nicht zu sagen schlichtweg schlimm und infantil.
Wolfgang Dettenkofer, Prien a. Chiemsee
Zuletzt geändert am 31.03.2008