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Veröffentlicht am 20­.01.2008

Konradsblatt 3/2008

zur zweiten Enzyklika "Spe salvi"

Höhenflüge

Bcnedikt XVI. hat - wie nicht anders zu erwarten - mit seiner zweiten Enzyklika „,Spe salvi facti sumus' - auf Hoffnung hin sind wir gerettet" einen tief schürfenden und geistreichen Traktat über die christliche Hoffnung vorgelegt. Ich frage mich: Was wird dieses Schreiben bewirken?

Wird es helfen, manche Hoffnungslosigkeit in der Welt und im Volk Gottes zu überwinden? Ich kann es mir kaum vorstellen. Mir kommt der Papst vor wie ein Traumtänzer, der über der ihm anvertrauten Kirche schwebt und nicht auf die Risse im Gemäuer und die drohende Einsturzgefahr achtet, die für jeden halbwegs wachen Beobachter immer deutlicher erkennbar werden.

Er spricht von Hoffnung und denkt nicht daran, dass in Südafrika täglich Menschen sterben, die gerettet werden könnten, wenn die katholische Kirche endlich aufhören würde, den Gebrauch von Präservativa zu verdammen. Er predigt H offnung von seinem Heiligen Stuhl herab und übersieht Hoffnungslosigkeit und Resignation, die sich unten beim Volk Gottes mehr und mehr ausbreiten. Er redet von Hoffnung und ist nicht bereit, den selbstmörderischen Kurs der römischen Zentrale zu stoppen:

• Priester werden erbarmungslos verheizt, indem ihnen immer mehr Pfarreien aufgebürdet werden,
• die Zulassungsbedingungen zum priesterlichen Dienst werden nicht geändert, weil man an einem Gesetz aus dem Jahre 1215 nicht rütteln will,
• Pfarreien gehen zu Grunde, weil ihnen kein Gemeindeleiter zugestanden wird,
• Frauen wandern aus, weil ihnen wegen eines „unfehlbaren" Satzes in einem fehlbaren Dokument der Zugang zu Diakonat und Or-dination verweigert wird,
• wiederverheiratete Geschiedene werden nicht zu den Sakramenten zugelassen, obwohl die von Rom so hofierte Ostkirche das seit Jahrzehnten so praktiziert,
• die Kirchen der Reformation werden herablassend als „kirchliche Gemeinschaften" abqualifiziert,
• den Beraterinnen von „Donum Vitae", die Rat suchenden und verzweifelten Schwangeren Hoffnung geben wollen, werden die Daumenschrauben angezogen, und die deutschen Katholiken werden angewiesen, dem Verein keine Geldmittel mehr zufließen zu lassen und ihm jegliche Form der Unterstützung zu versagen.

Die Beispiele ließen sich vermehren. Ich möchte dem Papst zurufen: „Benedikt, erwache aus deinen geistigen und theologischen Höhenflügen und beginne endlich zu handeln, damit die Kirche wieder hoffen darf!"

Norbert Scholl, Wilhelmsfeld

Zuletzt geändert am 28­.02.2008