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Veröffentlicht am 21­.02.2008

an die Süddeutsche Zeitung

zu "Risse im schwarzen Block" vom 18.2.2008

Es ist nicht verwunderlich, dass sich gerade in der Zölibatsfrage die Gegensätze innerhalb des Bischofskollegiums offenbaren und die lange unter der Einigkeitsdecke gehaltenen Konflikte aufbrechen. Die nach außen demonstrierte, aber nie wirklich vorhandene Einigkeit der Bischofskonferenz war für mich als kritische Katholikin schon immer äußerst fragwürdig, denn "so" kann die Kirche die Herausforderungen und Konflikte der Gegenwart und Zukunft nicht bewältigen. Persönlich finde ich das Fernbleiben der angesäuerten Kirchenherren Mixa, Müller und Schraml bei der Verabschiedung Kardinal Wetters kleinlich und eines Bischofs unwürdig, denn es zeigt, dass sie sich als Verlierer im kirchenpolitischen Machtspiel begreifen, das es ja angeblich gar nicht geben darf unter "Brüdern".

Warum aber löst die Zölibatsfrage soviel Turbulenzen aus, zumal sie so vorsichtig gestellt wurde? Nun, mit demselben Argument, dass keine theologisch stichhaltigen Gründe für die Beibehaltung (des Zölibats) sprechen, könnte auch der Ausschluss der Frau vom geweihten Amt in dieser Kirche angegriffen werden. Und da würde es dann wirklich brenzlich für die Kirchenherren und ihr Amts- und Machtverständnis. Denn dann ginge es auf einmal darum, Frauen die gerechte und volle Teilhabe in allen Bereichen der Kirche zu geben. Zölibat und Kirchenrecht halten bis heute Frauen gänzlich aus der Amtshierarchie der Kirche heraus, beschränken ihre Einflussmöglichkeiten auf das den Kirchenherren genehme und jederzeit steuerbare Maß, da sie ihre Amtsautorität gegenüber Laien jederzeit ausspielen können.

Hoffentlich, kann ich nur sagen, beginnen die Bischöfe endlich, sich über die Frage des Zölibats und der Weihe für Frauen öffentlich auseinanderzusetzen. Es wird höchste Zeit, den offenen Diskurs in der Kirche zu wagen, die sich immer mehr einzementiert in ihren für gottgegeben, heilig und damit unantastbar gehaltenen Traditionen und Gesetzen. Wenn Kirche sich so der Erstarrung verschreibt, weil sie aus Angst vor der Veränderung nicht einmal mit Diskussionen "Präzedenzfälle" schaffen will, hat sie den Weg Jesu und der Urkirche endgültig verlassen. Jesus selbst hat durch seinen Umgang mit Männern und Frauen unzählige Präzedenzfälle in seiner Zeit geschaffen, die Menschen und besonders Frauen aus seelischer und körperlicher Krankheit, Vorurteilen, Isolation, Diskriminierung u. v. m. befreiten. Die frühen Christen hatten die Sprengkraft seiner Botschaft und seines Lebens verstanden und lebten danach - unter Bedrohung ihres Lebens. Nicht von ungefähr waren viele Frauen im Urchristentum tragende Kräfte in den Gemeinden als Apostelinnen, Hauskirchenleiterinnen, Diakoninnen und Presbyterinnen (Priesterinnen), ja sogar Bischöfinnen. Die Bischöfe würden heute nicht einmal ihr Leben riskieren, wenn sie es wagten, offen über Veränderungen in der Kirche nachzudenken. Aber dazu fehlt ihnen die persönliche Courage. Und wenn einer öffentlich vorprescht, wie der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz, wird er gleich von seinen kirchenpolitischen Gegnern abgestraft. "Kindergarten", wie Kardinal Lehmann es formulierte, ist ein viel zu schwaches Wort dafür!

Zuletzt geändert am 21­.02.2008