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Veröffentlicht am 07­.02.2008

7.2.2008 - Süddeutsche Zeitung

zu „Freiheit im Geist des Herrn“ von Monika Maier-Albang in der SZ vom 29.01.2008

Ihre Berichterstattung hat mich sehr traurig gestimmt. Da wird also am Lichtmesstag eine pittoreske Heerschau abgezogen, wo ich meine, wenn man den Tatsachen ins Auge sieht, bestünde keinerlei Grund zu solchen Vorschußlorbeeren. Aber vielleicht müssen sich 60 Bischöfe in Schale werfen, weil sie nichts Besseres zu tun wissen als devot zu repräsentieren. Von Marx weiß ich, dass „ich Verständnis dafür haben muss, dass er am Zölibatgesetz für die Priester festhalten wird“ (Antwort auf meine Anfrage vom 6.6.06) genau so wie der Papst, von dem er dieser Tage seine letzten Befehle in Rom entgegennimmt.

Marx bringt eine Altlast mit. Hasenhüttel hat nichts anderes getan als der Papst, der Roger Schutz die Kommunion reichte, allerdings hat Hasenhüttl nicht Sprüche im Wappen wie ‚Wo der Geist des Herrn, da ist Freiheit’, sondern hat darnach gehandelt. Regina Ammicht Quinn darf in Ihrer Zeitung lobenswerterweise allen Leserinnen sagen, dass sie bis heute nicht weiß warum ihr von Marx der Lehrstuhl an der Uni Saarbrücken ohne Gespräch und ohne Begründung verweigert wurde. Und unsere Laienverantwortlichen in München-Freising sollten wissen, dass Marx in Trier die Seelsorgestellen bereits auf die Hälfte zusammengestrichen hat.

Dass das ganze Volk Gottes Träger der Seelsorge sein sollte, das ist auch für Marx reine Theorie. Hätte er zum Bischof gewählt werden dürfen wie weiland Ambrosius von Mailand, kein Mensch hierzulande wäre wohl auf diesen Westfalen vom Trierer Bischofsthron gekommen. Die Abwendung von G.L. Müller in München ist noch kein Grund zu solch überschwänglicher Freude.

Mich interessiert nicht Marxens Zigarrensorte und in welchem Schloss er zwischenzeitlich residiert, sondern welchen Anwalt er für den mühseligen und beladenen Menschen abgibt.

Wenn er keinen besseren Umgangsstil mit der Basis hat als die Firmenbosse von Nokia, nur eben clever weihrauchvernebelt, dann muss ich ihm entgegen halten: «In dieser Welt unterdrücken die Herrscher ihre Völker, und Diktatoren lassen sich als Wohltäter feiern. Bei euch sei es nicht so.“ (Lk 22,25f) Ich fürchte, er wird ein gar treuer Diener seines Herrn in Rom sein, der retrospektiv und nostalgisch die Zeichen der Zeit leider nicht zudeuten weiß.

Manchmal schäme ich mich, katholisch zu sein, weil die Kirche, der ich meine Jugend und Lebenskraft geopfert habe, offensichtlich unfähig ist, sich dem Ruf der Stunde zu stellen. Meine Kirche insgesamt ist auch nach dem 2.02.2008 in keiner erfreulichen Verfassung.

Wolfgang Dettenkofer, PoA, Prien a. Chiemsee

Zuletzt geändert am 08­.02.2008