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Veröffentlicht am 01­.11.2010

Zum Anfang des "Gesprächsprozess" der deutschen Bischöfe

Die vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, zum Abschluss der Herbstvollversammlung angekündigte „Dialoginitiative“ (Punkt 2 der Pressemeldung der DBK) hat große Erwartungen erweckt und wurde auch von Wir sind Kirche begrüßt.

Das bemerkenswerte Eröffnungsreferat des Freiburger Erzbischofs, in dessen Bistum in zwei Jahren der nächste Katholikentag stattfinden wird, zeigte die Bereitschaft, über die aktuelle Krise hinaus die viel tiefer greifende Kirchenkrise in den Blick zu nehmen.

Doch was ist seit dem geschehen? An der gemeinsamen Arbeitstagung der Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken Anfang November, bei der über den Dialogprozess beraten wurde, haben viele der eher konservativen Bischöfe gar nicht teilgenommen. Der für Ende November angekündigte Brief der Bischöfe an die Gemeinden wurde verschoben auf das kommende Frühjahr. Auf die Briefe von Wir sind Kirche an jeden einzelnen deutschen Bischof, in dem die Bereitschaft zur Mitwirkung am Dialogprozess (der auch den Mannheimer Katholikentag 2012 einschließen sollte) erklärt wurde, hat – zumindest bis heute – kein einziger Bischof reagiert.

Und von der „Steuerungsgruppe“, in die der Münchener Kardinal Marx, der Essener Bischof Overbeck und der Osnabrücker Bischof Bode im Februar 2010 berufen wurden, hat man lange nichts vernommen.

Ist die bereits vor dem KirchenVolksBegehren 1995 vom Zentralkomitee beklagte Dialogverweigerung der Bischöfe immer noch nicht vorbei? (ZdK-Erklärung „Dialog statt Dialogverweigerung. Wie in der Kirche miteinander umgehen?) .Wenn die bischöflichen Repräsentanten der Kirche wieder Vertrauen gewinnen wollen, dann muss der seit Langem überfällige Dialog mit dem Kirchenvolk schnell begonnen sowie ohne Denkverbote und ergebnisoffen gestaltet werden. Dabei dürfen auch die von den in Deutschland vorhandenen „Laien“-Strukturen und Reformgruppen vorliegenden konkreten Vorschläge für eine spirituelle und strukturelle Erneuerung der Kirche nicht ignoriert werden.

Skepsis gegenüber der angekündigten „Dialoginitiative“ wächst

Die Gläubigen haben nicht vergessen, dass die Ergebnisse der „Würzburger Synode“ (1971-75) und vieler Diözesansynoden größtenteils in den Schubladen verschwanden und von Rom nicht akzeptiert wurden. Der im Jahr 1997 als Antwort auf das österreichische KirchenVolksBegehren mit großen Erwartungen begonnene „Dialog für Österreich“ wurde sehr bald auf Drängen Roms wieder beendet. Die Bischöfe sprechen immer gerne vom „Dienst“, doch letztlich geht es auch in der Kirche um „Macht“. Aber wer kontrolliert die Macht der Hierarchie, der „heiligen Herrschaft“? Für den demokratisch geschulten Staatsbürger sind die Defizite mit Händen zu greifen. Solange die Bischöfe die vom Konzil geforderten Prinzipien von „Dialog“ und „Communio“ verweigern, wird die Kirche in den Negativschlagzeilen bleiben und immer mehr Menschen verlieren. Scheindialoge ohne Transparenz, ohne Gleichheit auf Augenhöhe und ohne Ergebnisse werden kein Vertrauen schaffen.

„Trendmonitor Religiöse Kommunikation 2010“

Wie ernst die Situation und wie dringlich der Dialogbedarf ist, zeigt der von der Bischofskonferenz selber in Auftrag gegebene „Trendmonitor Religiöse Kommunikation 2010“: Nur noch 54 Prozent der Katholikinnen und Katholiken fühlen sich der Kirche verbunden; mehr als zwei Drittel davon in kritischer Weise. Für und mit diesen Menschen meldet sich die KirchenVolksBewegung als unabhängige „Stimme des Kirchenvolkes“ nach dem Motto „auftreten statt austreten“ zu Wort. Die Bischöfe sollten sich durch diese Zahlen ermutigt fühlen, die immer drängender werdenden pastoralen Anliegen immer wieder gemeinsam in Rom in aller Deutlichkeit zur Sprache zu bringen, damit die schon lange aufgestauten Reformthemen endlich auch im Vatikan wahrgenommen und angegangen werden.

Die vom ZdK bereits Anfang der 1990-er Jahre (also noch vor dem 1995 von 1,8 Millionen Menschen in Deutschland unterzeichneten KirchenVolksBegehren) konstatierte Dialogverweigerung der Bischöfe darf sich jetzt auf keinen Fall wiederholen (siehe ZdK-Erklärung „Dialog statt Dialogverweigerung. Wie in der Kirche miteinander umgehen? !

Der deutschen Dialoginitiative ist auch mehr Erfolg zu wünschen als dem „Dialog für Österreich“, der als Antwort auf das 1995 in Österreich gestartete KirchenVolksBegehren mit großen Erwartungen im Jahr 1997 begonnen, aber dann sehr bald auf Drängen Roms wieder beendet wurde. Die Katholikinnen und Katholiken in Deutschland haben aber auch nicht vergessen, dass die Gemeinsame Synode der deutschen Bistümer („Würzburger Synode“ 1971-75) sowie viele Diözesansynoden zwar sehr umfassende Papiere zustande gebracht haben, die Ergebnisse jedoch größtenteils in den Schubladen verschwunden und von Rom nicht akzeptiert worden sind.

Mindestanforderungen für den Dialog
enthalten im Offenen Brief zum 1. Jahrestreffen
> PDF (2 Seiten)

Kontakt:
Christian Weisner: 0172-5184082
E-Mail: info@wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 24­.04.2015