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Veröffentlicht am 05­.08.2013

75. Geburtstag Erzbischof Zollitsch

Wir sind Kirche: „Am Konzil und an der Zukunft orientierter Moderator“

Pressemitteilung München / Freiburg, 5. August 2013

Wir sind Kirche zum 75. Geburtstag des DBK-Vorsitzenden Erzbischof Dr. Robert Zollitsch (9. August 2013)

Wir sind Kirche gratuliert dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), dem Freiburger Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, herzlich zur Vollendung seines 75. Lebensjahres und erwartet von Rom, dass er sein Bischofsamt wenigstens noch bis zum Ende seiner Amtszeit als Vorsitzender der DBK im Frühjahr 2014 ausüben kann.

Zollitsch, viele Jahre mit den konkreten pastoralen Problemen der Priester und der Gemeinden im zweitgrößten deutschen Bistum vertraut, ist ein Mann des Dialogs, gerade auch mit den so genannten „Laien“ in der Kirche. Er hat der deutschen Bischofskonferenz auch in gesellschaftspolitischen Fragen auf neue Art eine kompetente wie konsequente Stimme gegeben.

Zollitsch liebt nicht die publikumswirksamen Auftritte und die großen Worte, sondern bevorzugt Bescheidenheit und Zurückhaltung. Das war wohl auch ein Grund, weshalb der im Jahr 2003 zum Erzbischof von Freiburg ernannte Priester ziemlich überraschend im Februar 2008 (nach dem Rücktritt von Kardinal Lehmann) für eine sechsjährige Amtszeit zum Vorsitzenden der DBK gewählt wurde.

In dieser Funktion bemühte er sich intensiv, die stark auseinanderstrebenden Flügel unter den deutschen Bischöfen zusammenzuhalten und – bei aller Loyalität gegenüber Rom – die Anliegen der katholischen Kirche in Deutschland immer wieder nachdrücklich und selbstbewusst in Rom zu vertreten. Doch in seinem am Konzil und an der Zukunft orientierten moderaten Kurs wurde und wird er bedauerlicherweise nicht von allen bischöflichen Mitbrüdern unterstützt.

In einem Spiegel-Interview gleich nach Amtsübernahme des Vorsitzes der DBK sprach sich Erzbischof Zollitsch gegen ein „Denkverbot“ in der Frage des Priester-Zölibats aus und erinnerte daran, dass die „Verbindung zwischen Priestertum und Ehelosigkeit nicht theologisch notwendig“ sei – worauf sich der damalige Regensburger Bischof Gerhardt Ludwig Müller genötigt sah, ihm zu widersprechen. Müller ist jetzt Präfekt der Glaubenskongregation in Rom.

Als Antwort auf den im Januar 2010 in Deutschland aufgedeckten Missbrauchsskandal initiierte Zollitsch eine „Dialog-Initiative“ unter den deutschen Katholiken – die dann später allerdings sehr schnell von seinen Mitbischöfen zu einem unverbindlicheren „Gesprächsprozess“ zurückgestuft wurde. In seinem viel beachteten Impulsreferat „Zukunft der Kirche – Kirche für die Zukunft“ bei der Herbst-Vollversammlung der Bischofskonferenz warnte er vor „Verschlossenheit und Realitätsferne“ und plädierte für eine „hörende und dienende Kirche“. Selbstkritisch gab er zu: „Wir spüren die bohrende Frage nach der Glaubwürdigkeit unserer Kirche in Deutschland…. Wir haben Zweifel aufkommen lassen an der Ernsthaftigkeit und Lauterkeit unseres Redens und Tuns.“ Zollitsch ermahnte seine Mit-Bischöfe: „Wir wollen uns stärker auf die Menschen zu bewegen und den Gläubigen noch mehr Weggefährten sein… Es geht um mehr als bloß Reparaturen: Es geht um die Verlebendigung des kirchlichen Lebens.“ (www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse/2010-144-Eroeffnungsreferat.pdf)

Aufrüttelnde Worte fand Erzbischof Zollitsch auch beim Katholikentag in Mannheim 2012 „Einen neuen Aufbruch wagen“: „Aufzubrechen gehört für uns Christen zum Grund unseres Daseins… Aufbruch hat immer mit Wagnis zu tun. Es ist ungewiss, was kommen wird. Wer sein gewärmtes Nest verlässt, der muss sich auf Unvorhergesehenes einstellen. Neu aufzubrechen ist damit ein Protest gegen jegliche Versicherungsmentalität, die sich in unserer Gesellschaft, aber auch in der Kirche, nur allzu gerne breit macht.“ Das sind Töne, die wir ähnlich jetzt auch von Papst Franziskus hören.

Bei der konkreten Aufarbeitung sexueller Gewalt und der Vertuschungsmanöver auf Seiten der Kirchenleitungen hätten sich viele allerdings gewünscht, dass Zollitsch den Aufklärungsprozess in seinem Erzbistum und bundesweit energischer vorangetrieben hätte und mehr auf die Opfer zugegangen wäre.

Zum Abschluss der Freiburger Diözesanversammlung im April 2013 sah sich Zollitsch mit der Forderung nach einem gleichberechtigten Diakonenamt für Frauen konfrontiert. Auch die Situation von Katholiken, die geschieden sind und wieder geheiratet haben, müsse verbessert werden. Mit seiner Aussage „Dies aber auf Grundlage der Lehre der katholischen Kirche“ und am latenten Widerstand und der Hinhaltetaktik reformresistenter Bischöfe stoßen aber alle seine gut gemeinten und richtig angesetzten Initiativen an eine unüberwindliche Mauer. Bisher jedenfalls. Ob sich unter Papst Franziskus daran etwas ändern wird, bleibt nur zu hoffen.

Wir sind Kirche dankt Erzbischof Zollitsch für sein nie erlahmendes Bemühen um Reformen in der Kirche und für seine vielen Versuche, die verlorene Glaubwürdigkeit der kirchlichen Gemeinschaft zurückzugewinnen. Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche wünscht dem Freiburger Erzbischof weiterhin Mut und Zuversicht, Entschlossenheit und Reformbereitschaft, Gesundheit und Gottes Segen.

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Zuletzt geändert am 04­.08.2013