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Veröffentlicht am 10­.08.2022

9.8.2022 - sueddeutsche.de

Problem sind die Reformverweigerer

Leserbriefe zu "Der Vatikan gibt sich den Rest" und "Vatikan bremst Reformen" vom 22. Juli, "Georg Bätzing" vom 25. Juli, "Kardinal Müller rügt Synodalen Weg" vom 1. August:

Die ohne Absender verbreitete Erklärung zeigt, wie gefährlich die Kommunikationslücke zwischen Vatikan und der katholischen Kirche in Deutschland sowie die Störmanöver aus dem In- und Ausland gegen den Synodalen Weg geworden sind. Der Vatikan muss endlich die Gesprächskontakte zwischen dem Präsidium des Synodalen Weges in Deutschland und dem römischen Synodalbüro aufnehmen. Um ein Gegengewicht gegen die gezielten, von Angst getriebenen Störmanöver zu setzen, müssen alle wesentlichen Dokumente mehrsprachig sein.

Unbestritten ist, dass bei Fragen - wie Frauenordination, Zölibatspflicht, einer kirchlichen Zwei-Stände-Ordnung und bestimmter Fragen der Sexualmoral - der Synodale Weg in Deutschland keine Vorgaben für die Weltkirche machen kann. Aber die katholische Kirche in Deutschland stellt fundamentale strukturelle, theologische und menschenrechtliche Fragen, die nicht länger ignoriert werden können - auch nicht vom Vatikan. Denn in immer mehr Ländern kommen ähnliche Themen zur Sprache. Die Skandale, auf die der Synodale Weg in Deutschland Antworten sucht, wurden jetzt auch in Polen, Frankreich, Spanien, Italien sowie in anderen Teilen der Weltkirche offenbar.

Eine Gefahr für die Einheit und Zukunft der Kirche kommt nicht aus Deutschland, sondern geht von den Kräften in der Kirche aus, die sich Reformen verweigern. Diese Kreise haben keine Antwort auf die geistliche und sexualisierte Gewalt, die zu einem dramatischen Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche geführt haben, und sind nicht bereit, sich mit den systemischen Ursachen zu befassen. So wichtig die von Papst Franziskus vorgegebene Grundlinie der Evangelisierung ist: Bevor die Aufarbeitung sexualisierter und spiritueller Gewalt nicht in Angriff genommen und strukturelle, theologische Konsequenzen gezogen werden, laufen alle Bemühungen der Evangelisierung ins Leere.

Christian Weisner, Dachau, Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche"

https://www.sueddeutsche.de/kolumne/leserbriefe-kirche-reformen-1.5636490

Zuletzt geändert am 12­.09.2022