| |
Veröffentlicht am 30­.07.2014

30.7.2014 - KNA

Jesuit Waldenfeils: Bischöfe arrangleren sich mit Priestermangel

Den Jesuit Hans Waldenfels bedauert, dass die deutschen Bischöfe Anstößen von Papst Franziskus nicht folgten, dem Priestermangel zu begegnen, sondern sich mit der Situation arrangierten.

Bonn (KNA) Für eine offene Debatte über die verpflichtende Ehelosigkeit für Priester in der katholischen Kirche plädiert der Jesuit Hans Waldenfels. Derzeit versuchten die Bischöfe in Deutschland sich "mit dem Priestermangel zu arrangieren, indem sie Großgemeinden schaffen", schreibt der Fundamentaltheologe in einem Gastbeitrag für die "Zeit"-Beilage "Christ&Welt". Dies sei "viel zu klerikalistisch" gedacht und laufe Anstößen von Papst Franziskus zuwider, die Kirche von unten aufzubauen.

"Warum macht sich kein deutscher Bischof den Appell von Bischof Erwin Kräutler zu eigen, der den Papst um eine Auflösung des Zölibats in seinem Bistum am Amazonas gebeten hat?", fragt Waldenfels. "Hier fehlt es nach wie vor an einem offenen Gespräch zwischen Bischöfen und Gottesvolk." Der aus Österreich stammende Amazonas-Bischof Kräutler regte wiederholt an, regional unterschiedliche Regelungen für den Zölibat zu schaffen sowie die Fragen der Eucharistiefeier und der priesterlichen Ehelosigkeit zu entkoppeln.

Waldenfels wandte sich zugleich gegen Ansätze, Eucharistiefeiern "ohne autorisierten Vorsteher" abzuhalten. Entsprechende Vorstöße interpretierte er allerdings als Zeichen von Ungeduld. "solchen Signalen mit dem Ausspruch der Exkommunikation zu begegnen ist zu wenig", so der emeritierte Bonner Professor. Im Mai sorgte der Fall des österreichischen Ehepaars Martha und Gerd Heizer für Schlagzeilen. Die Vorsitzende der österreichischen Reformbewegung "Wir sind Kirche" und ihr Ehemann hatten in ihrem Haus simulierte Eucharistiefeiern abgehalten und sich damit nach dem Kirchenrecht wegen "schweren Vergehens" gegen die katholische Lehre selbst exkommuniziert.

Waldenfels betonte, Papst Franziskus binde sein Amt "in hohem Maße zurück an die Gemeinschaft der Bischöfe und schließlich an das Gottesvolk". Wenn Franziskus von der "Unfehlbarkeit des Gottesvolkes" spreche, dann heiße dies allerdings nicht: "Jeder kann machen, was er will", so der Fundamentaltheologe. "Wichtig ist ihm, dass wir uns in allem dem Ganzen verpflichtet fühlen und niemals sektiererisch werden."

Zuletzt geändert am 16­.12.2014