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Veröffentlicht am 20­.03.2010

20.3.2010 - Passauer Neue Presse

Offener Brief an Bischof Schraml

Wolfram Hatz und Max Auer verantworten Schreiben der »Besorgten Christen« - Reaktionen »umwerfend bis erschreckend«

Von Regina Ehm-Klier.

Ruhstorf/Passau. Die Nichternennung von Pfarrer Andreas Artinger zum Dekan war der Auslöser. In der Empörung taten sich kirchlich engagierte Menschen aus allen fünf Pfarreien Ruhstorfs zusammen, beratschlagten, was zu tun sei. Daraus ging die Gruppierung »Besorgte Christen« hervor. Und diese wendet sich nun an Bischof Wilhelm Schraml in einem offenen Brief. Nicht, um weiter für Artinger zu kämpfen, sondern um ihren Unmut über die Position von Laienmitarbeitern im Bistum kundzutun und den Bischof deutlich zu kritisieren. Wolfram Hatz jun. und Max Auer geben ihre Namen als Verantwortliche für den Brief an. Doch dieser trägt nicht nur die Unterschriften dieser beiden, sondern elf weiterer »Vertreter aus allen fünf Pfarreien«, betont Wolfram Hatz.

Vorgestern ging das Schreiben per E-Mail raus, gestern landete es zudem im Briefkasten von Bischof Wilhelm Schraml, zur Kenntnis bekommen ihn aber auch »125 aktive Priester im Bistum, etwa zehn Bürgermeister, Mitarbeiter des Bischofs, das gesamte Domkapitel sowie Landrat Franz Meyer«, zählt Hatz auf. Dazu haben die Erzbischöfe Reinhard Marx, Robert Zollitsch und der Nuntius des Papstes in Berlin, Dr. Jean-Claude Pèrisset, ebenso wie Papst Benedikt XVI. in Rom Post aus Ruhstorf erhalten. Wolfram Hatz schreibt in einem weiteren Brief über seine Beweggründe und stellt sich den hohen Würdenträgern persönlich als Unternehmer, als Vizepräsident des Bayerischen Arbeitgeberverbandes der Metall- und Elektroindustrie vor und betont dazu, dass »sowohl aus der Familie meiner Frau wie auch aus meiner eigenen insgesamt fünf Priester und ein Diakon hervorgingen«.

»Es brodelt im Kirchenvolk Ihres Bistums«, warnen die Verfasser des Briefes. Es um die Stellung von Laien und Ehrenamtlichen in den Pfarreien. »Sehr oft kann man (. . . ) erleben, dass Sie Gremien wie Pfarrgemeinderat, Dekanatsrat u. ä. nicht ernst nehmen. « Die Briefverfasser sprechen eine deutliche Sprache. So wird der Bischof kritisiert, dass »man, wie Sie, das Pflänzchen Demokratie (. . . ) überhaupt nicht gießt«, dass »Sie Gremien wie Pfarrgemeinderat, Dekanatsrat nicht ernst nehmen«.

Daraus schließen die Autoren auch die geringe Wahlbeteiligung jüngst bei den Pfarrgemeinderatswahlen. Auch 1500 Kirchenaustritte pro Jahr in der Diözese werden darauf zurückgeführt, »dass viele mit dieser Kirche und ihrer Führung nichts mehr zu tun haben wollen. «

Und es werden Fragen gestellt. Viele Fragen: »Ist es denn gar so schwer, auch den Laien guten Willen, Verständnis und Verantwortungsbewusststein zuzugestehen? Warum haben Sie so wenig Vertrauen in das Wirken des Heiligen Geistes? Warum meinen Sie, die Kirche nur von oben her gestalten, besser gesagt bestimmen zu müssen?« lauten einige davon. Freundlich ist der Brief nicht, weshalb es auch heißt: »Es tut uns leid, dies sagen zu müssen«, um einige Sätze weiter erneut zu kritisieren: »Ein guter Hirte, der ein Bischof ja sein sollte, müsste aber ein offenes Ohr für die Anliegen und Sorgen seiner ihm Anvertrauten haben, müsste seine Schäfchen mitnehmen und nicht unbeachtet stehen lassen. «

»Besorgte Christen« im Pfarrverband Ruhstorf nennen sich die Unterzeichner: »Zeigen Sie uns, dass Sie dialogbereit sind«, wird Bischof Schraml aufgefordert. Am besten sei dies bei einer Diskussion in Ruhstorf möglich. »Wir laden Sie dazu herzlich ein. « Dass es so weit kommt, ist kaum vorstellbar. Gestern nahm Generalvikar Dr. Klaus Metzl in einer schriftlichen Presseerklärung Stellung: »Dieses Schreiben ist keine Einladung zum Dialog. Wer das persönliche Gespräch sucht, findet auch den richtigen Weg und vor allem den richtigen Ton. «

Der Inhalt des Briefes hat sich in der Region verbreitet wie ein Lauffeuer. Noch am Donnerstagabend, sagt Wolfram Hatz, habe das Telefon nicht mehr stillgestanden. »Die Resonanzen waren umwerfend bis erschreckend, weil sie so deutlich waren«, bilanziert Hatz, der sich als »relativ konservativer, praktizierender Katholik« beschreibt. Auch Priester hätten sich an ihn gewandt, die sich »aus Angst vor Druck« nicht an die Öffentlichkeit wagten, so Hatz: »Sie haben von Mobbing im Bistum gesprochen und davon, dass der Brief viel zu anständig gewesen sei. « Viel Unterstützung habe er in dieser Sache bereits erfahren: »Der Grundtenor lautete: Herr Hatz, halten Sie bitte den Finger in der Wunde«. Hatz hat nicht vor, etwas anderes zu tun, wie er gestern auch gegenüber der PNP betonte: »Es geht mir nicht um Krawall, ich bin in ehrlicher Sorge um unsere Pfarrei und unser Bistum. «

Zuletzt geändert am 20­.03.2010