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Veröffentlicht am 11­.04.2008

11. April 2008

Katholische Uni Eichstätt: Vatikan blockiert Ernennung des neuen Präsidenten

Er ist Theologe und Topmanager - doch beim Wechsel von Ulrich Hemel auf den Chefsessel der Katholischen Universität Eichstätt hakt es. In Rom gibt es "Bedenken" ohne nähere Angaben. Eine Vermutung: Stört den Vatikan, dass Hemel bereits zum dritten Mal verheiratet ist?

Papst Benedikt XVI. wollte die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) zu einer der besten Hochschulen Deutschlands machen. Doch jetzt hängt an Benedikts Lieblingslehranstalt der Haussegen schief: Die Mini-Uni im idyllischen oberbayerischen Naturpark Altmühltal hat zu Beginn des kommenden Sommersemesters keinen Präsidenten - denn aus dem Vatikan kommt Widerstand gegen die Berufung des Wunschkandidaten Ulrich Hemel, 51.

Am 1. April hätte der frühere Unternehmensberater zum Präsidenten der einzigen katholischen Universität Deutschlands in Eichstätt ernannt werden sollen. Die Kongregation für das Katholische Bildungswesen im Vatikan habe jedoch "Bedenken" gegen Hemels Bestellung angemeldet, teilte die Universität am Freitag mit. Eine abschließende Entscheidung über die Bestätigung von Hemel liege noch nicht vor. Die offizielle Amtsübergabe mit dem Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke war für den 23. April anberaumt worden.

Jetzt wird zu diesem Datum nur der bisherige Hochschulpräsident Ruprecht Wimmer verabschiedet. "Eine Übergabe des Präsidentenamtes wird nicht stattfinden", heißt es in der Mitteilung der Universität. Den Vorsitz der Hochschulleitung hat bis auf weiteres KU-Vizepräsident Stefan Schieren inne.

Dass die Verzögerung bei der Ernennung des neuen Unichefs mit "Bedenken" im Vatikan zusammenhängt, überrascht auch die Eichstätter Unileitung: "Wir hatten erwartet, dass die Ostertage der Grund für die Verzögerung seien", erklärte KU-Sprecher Constantin Schulte-Strathaus auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE.

Hemel selbst sagte lediglich: "Es ist zu Verzögerungen gekommen. Ich bin überzeugt, dass die Bestätigung noch eingehen wird." Der Sprecher des Bistums, Martin Swientek, kündigte an, die bayerischen Bischöfe wollten sich "in nächster Zeit" mit dem Thema befassen.

Rätselraten: Gibt es Vorbehalte gegen Hemels Vita?

Welcher Art die Bedenken gegen Hemel sind, wurde nicht mitgeteilt. Der Vorgang gilt selbst in Kirchenkreisen als ungewöhnlich. Dort wird nicht ausgeschlossen, dass der aus Bayern stammende Papst Benedikt XVI. persönlich in die Angelegenheit eingebunden ist.

Die Vorbehalte im Vatikan geben offenbar auch der Hochschulleitung Rätsel auf: "Wir haben lediglich die Information, dass jemand der Kongregation Bedenken vorgetragen hat", sagte Schulte-Strathaus SPIEGEL ONLINE. Die Trägerstiftung der Universität habe die Personalie eingängig geprüft, bevor sie nach Rom geschickt wurde. Dass die Bedenken mit dem Privatleben des früheren Topmanagers - Hemel ist bereits zum dritten Mal verheiratet - zusammenhängen, bezweifelt Schulte-Strathaus: "Die Trägerstiftung hat die Vita von Herrn Hemel eingängig geprüft und keine Problematik erkannt. Ulrich Hemel lebt in einer kirchenrechtlich gültigen Ehe."

Der zwölfköpfige Hochschulrat hatte den Theologen und früheren Topmanager im Januar gewählt, mit zwölf Ja- bei vier Gegenstimmen. Hemel, dreifacher Vater, war 2003 vom Bundesverband Deutscher Unternehmensberater als Vorstandschef des Medizin- und Pflegeproduktfirma Paul Hartmann AG zum "Manager des Jahres" gekürt worden. Zusammen mit seiner Frau, einer gebürtigen Kolumbianerin, gründete er die international tätige Stiftung "Kinder ohne Grenzen", die sich unter anderem um Kinder in den Elendsviertel der kolumbianischen Millionenstadt Medellín kümmert.

Auch die akademische Vita des 1956 geborenen Managers ist beeindruckend: Er studierte in Mainz und Rom Katholische Theologie, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Philosophie und Sprachwissenschaften. Danach promovierte und habilitierte er 1988 an der Katholischen Fakultät der Universität Regensburg, wo er anschließend als Privatdozent und als außerordentlicher Professor tätig war. 1991 wechselte Hemel zur Unternehmensberatung Boston Consulting Group, bevor er 1996 in die Heidenheimer Hartmann AG eintrat.

Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt ist einzigartig im deutschen Sprachraum. Die Hochschule hat acht Fakultäten; derzeit werden rund 50 Fächer gelehrt. Die etwa 4600 Studenten werden von 120 Professoren und mehr als 200 wissenschaftliche Mitarbeitern betreut. Die Universität wird zu etwa drei Vierteln vom Land Bayern, zu einem Viertel von den bayerischen Bischöfen finanziert.

Papst Benedikt XVI. wollte dass die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) eine der besten Hochschulen Deutschlands wird, wie der Präfekt der päpstlichen Bildungskongregation, Kardinal Zenon Grocholewski, während seines letzten Besuchs in Eichstätt erklärte.

http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,druck-546836,00.html

Zuletzt geändert am 09­.05.2008