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Veröffentlicht am 13­.03.2019

Frühjahrsvollversammlung DBK Lingen (2)

„Immer noch kein gemeinsames Konzept der Bischöfe im Umgang mit sexualisierter Gewalt“

Pressemitteilung München / Lingen, 13. März 2019

Wir sind Kirche zur Information über Aufarbeitung und Prävention am 13. März 2019 in Lingen

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche findet es äußerst enttäuschend, dass fast ein halbes Jahr nach Veröffentlichung der von der DBK in Auftrag gegebenen MHG-Studie heute von Bischof Dr. Stephan Ackermann, dem Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz, in keinem wesentlichen Punkt wirklich konkrete Fortschritte vorgestellt werden konnten.

Die heute präsentierten Detailfragen und Ankündigungen bleiben deutlich hinter den Erwartungen zurück, die Kardinal Dr. Reinhard Marx als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz in seinem Eröffnungsstatement am Montag, 11. März 2019 in Lingen geweckt hat. Neun Jahre nach Bekanntwerden der lange vertuschten Skandale sexualisierter Gewalt in Deutschland scheint es noch immer kein grundlegendes und mit allen Bischöfen abgestimmtes Konzept zu geben.

Im September 2018 hatten die Bischöfe noch ausdrücklich erklärt, den weiteren Weg gemeinsam mit Betroffenen sexueller Gewalt zu gehen. Dies scheint jedoch, abgesehen von einzelnen Kontaktgesprächen wie beim Krisengipfel in Rom, noch keinesfalls zu erfolgen. - Offen ist bis jetzt auch, inwieweit einzelne Bischöfe oder Mitglieder der Kirchenleitungen sich überhaupt mit der Frage auseinandergesetzt haben, gegebenenfalls persönlich oder institutionell Verantwortung übernehmen zu müssen.

Messlatte für alles weitere Handeln der deutschen Bischöfe in ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich und als Gesamtheit der Deutschen Bischofskonferenz muss sein, was schon im September 2018 direkt nach der Veröffentlichung der MHG-Studie von der DBK-Vollversammlung und dann nochmals vom Ständigen Rat der DBK am 20. November 2018 angekündigt wurde:

  • direkte Begegnung und Zusammenarbeit mit Betroffenen in allen Phasen des Aufarbeitungsprozesses.
  • Einbeziehung externer unabhängiger Fachleute
  • verbindlich standardisierte Personalakten in allen deutschen Bistümern
  • uneingeschränkte Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden
  • wirksames überdiözesanes Monitoring für die Bereiche Intervention und Prävention
  • Mitwirkung an der Entwicklung verbindlicher Standards mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung

So dringend notwendig alle Einzelmaßnahmen von Aufklärung, Aufarbeitung und Prävention sind - solange nicht auch die systemischen innerkirchlichen Ursachen in den Blick genommen werden, wie dies auch die MHG-Studie in aller Deutlichkeit angemahnt hat, so lange wird die auch von vielen Bischöfen gewünschte grundlegende Erneuerung der katholischen Kirche nicht möglich sein.

Es wird weiter massiven Drucks seitens der Betroffenenverbände, des Kirchenvolkes, der staatlichen Stellen und der Öffentlichkeit bedürfen, damit die Bischöfe endlich ihre selbstformulierten und dringend notwendigen Zielvorgaben erfüllen.

 

Wir sind Kirche-Pressekontakt zur Frühjahrsvollversammlung in Lingen:

Christian Weisner, Dachau, Tel: 0172-5184082, presse@wir-sind-kirche.de
Magnus Lux, Schonungen bei Schweinfurt, Tel: 0176-41707725, lux@wir-sind-kirche.de
Dr. Magdalene Bussmann, Essen, Tel: 0201-236006, magda.bussmann@gmx.de
Dr. Wunibald Müller, Würzburg, Tel: 0931-273952, wunibald.mueller@yahoo.de
Annegret Laakmann, Haltern, Tel: 02364-5588, 0175-9509814 laakmann@wir-sind-kirche.de

Annegret Laakmann ist bei rechtzeitiger Kontaktaufnahme ggfs. auch bereit, am 14. März in Lingen vor Ort zu sein. Sie hatte bereits im Jahr 2002 das niederschwellige Wir sind Kirche-Nottelefon für Betroffene sexualisierter Gewalt in der Kirche aufgebaut und war bis 2014 Referentin der KirchenVolksBewegung.

Zuletzt geändert am 14­.03.2019