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Veröffentlicht am 05­.02.2014

Vatikan-Umfrage (2)

Auf dem Weg in eine neue Dialog-Kultur. Nicht nur Barmherzigkeit, sondern auch Gerechtigkeit ist gefordert

Pressemitteilung München, 5. Februar 2014

Wir sind Kirche zur Veröffentlichung der Ergebnisse der Umfragen zur Familien-Synode 2014 in Rom

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche begrüßt die Einbindung des Kirchenvolkes bei der Vorbereitung der Familien-Synode im Herbst 2014 in Rom als ein Zeichen einer neuen Dialogkultur in der Kirche. Die von der Bischofskonferenz veröffentlichten Ergebnisse der Umfragen liefern wichtige Impulse für den offenen Dialog über diese Themen in Rom wie auch in Deutschland.

Von den 27 deutschen Diözesen haben 20 in unterschiedlicher Weise die Fragen den Katholikinnen und Katholiken zugänglich gemacht und sie ermutigt, sich damit auseinanderzusetzen und zu Wort zu melden. Auch wenn die Formulierung des Originalfragebogens des Vatikans schwer verständlich und die Umstände für eine Antwort sehr schwierig waren, so wurden doch Wege gesucht und gefunden, das Kirchenvolk aktiv einzubinden. Diese Bischöfe haben sich auf den Weg, den Papst Franziskus eingeschlagen hat, konstruktiv einlassen. Eine Vereinnahmung der Antworten im Sinne der traditionellen lehramtlichen Aussagen wird dem sicher nicht gerecht.

Deutlich wurde in der Umfrage, dass es den Menschen in Partnerschaft, Ehe und Familie sehr wohl um Treue, Verlässlichkeit, gegenseitige Verantwortungsübernahme und christliche Wertevermittlung geht. Die allermeisten der Befragten haben sehr gut verstanden, worum es in den zentralen Werten christlicher Mitmenschlichkeit und Verantwortung geht. Deutlich wurde aber auch, dass sie die kategorischen, einfachen Antworten der kirchlichen Lehre, die oft Ablehnung, Verbote und Ausgrenzung signalisieren, nicht mehr zu akzeptieren bereit sind. Diese Botschaft gilt es ernstzunehmen und nicht schönzureden. Viele Gläubige haben die christliche Botschaft wohl besser verstanden, als es überholte Regelungen und Vorschriften zum Ausdruck bringen.

Das Gebot der Nächstenliebe ist das wichtigste Gebot, dem die Kirche Folge zu leisten hat. Es steht über allen anderen. Doch manche lehramtliche Positionen stehen diesem Gebot entgegen. Die historisch gewachsenen, nicht selten auf Irrtümern beruhenden Lehren, die mit unnachgiebiger Härte vertreten werden, müssen auf der Basis natur- und humanwissenschaftlicher Erkenntnisse sowie der unverkürzten biblischen Botschaft revidiert werden und unmittelbaren Einfluss auf die Lehre der Kirche erhalten. So entbehrt etwa die römisch-katholische Lehre von der Unauflöslichkeit des Ehesakraments der biblischen Grundlage (vgl. die Unzuchtsklausel Mt 5,32).
Erinnert sei auch an die Praxis der Orthodoxen Kirche, die eine mehrmalige Scheidung und Wiederverheiratung ermöglicht.

Wichtig wird es für die Zukunft sein, die Menschen zu ermutigen, sich selbst mit dem Gebot der Nächstenliebe auseinanderzusetzen und dieses Gebot für das Gelingen für ihr Leben in Partnerschaft, Ehe und Familie als Leitlinie zu begreifen. Wenn die aktuelle rigorose Strafpraxis gelockert wird, darf das nicht ausschließlich mit kirchlicher Barmherzigkeit begründet werden. Zur Debatte steht die Frage nach der Gerechtigkeit, also eine menschliche Regelung, die den Menschen von Rechts wegen aufgrund ihrer Würde zusteht.

Links:
Wir sind Kirche zur Umfrage zur Familiensynode: > Link
Mehr Informationen zur Außerordentlichen Bischofssynode 2014: > Link
Wir sind Kirche-Positionspapier „Sexualität als Leben spendende Kraft“:> PDF (2 Seiten)


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Zuletzt geändert am 14­.02.2014