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Veröffentlicht am 28­.10.2007

22. Bundesversammlung Münsterschwarzach

Gelebte Freiheit – damit die Lichter der Kirche nicht erlöschen

Pressemitteilung
Münsterschwarzach/München, 28. Oktober 2007

Mit neuer Bestärkung und Ermutigung für die aus ganz Deutschland angereisten Teilnehmenden ging am Sonntag die 22. öffentliche Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche in Münsterschwarzach bei Würzburg zu Ende. Das Treffen der katholischen Reformbewegung vom 26. bis 28. Oktober 2007 stand unter dem Leitthema „Gelebte Freiheit - Befreiung aus dem Zwang der Rechtfertigung“. Hauptreferent war Dr. Erwin Koller, Schweizer Theologe, Journalist und Vizepräsident der Herbert Haag-Stiftung „Für Freiheit in der Kirche“, der auch herzliche Grüße von Professor Hans Küng, dem Präsidenten des Stiftungsrates der Herbert Haag-Stiftung überbrachte.

Koller betonte in seinem spirituellen Impulsreferat: Von den biblischen Quellen des Christentums her kann nicht der geringste Zweifel an der Freiheit des Christenmenschen aufkommen. Wer sich als Christ auf Jesus von Nazareth beruft, beruft sich zuallererst auf einen freien Menschen. Auch Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. sei nur zuzustimmen, wenn er in seinem Buch Jesus von Nazareth über die Bergpredigt schreibt „Das ‚Gesetz Christi’ ist die Freiheit.“ Wo die Kirche die Autorität der Freiheit durch ein Joch der Abhängigkeit ersetzt, finde zunehmend eine Abstimmung mit den Füssen statt.

Deshalb appellierte Koller an die Bischöfe, mehr Mut zu haben und auch gegenüber Rom immer wieder deutlich zu machen: „Wir müssen dringend ein paar Dinge ändern, die überfällig sind, sonst erlöschen die Lichter der Kirche.“ Der KirchenVolksBewegung gab er die Aufforderungen mit auf den Weg: „Erschöpft die Freiheit des Christenmenschen nicht in bloßer Kritik! Schöpft die Freiheit des Christenmenschen aus der Tiefe ihrer Quellen! Packt schöpferisch an, was die Zeichen der Zeit eurer Freiheit als Christenmenschen gebieten!“ Wenn aber die Bischöfe, so Koller, euch nicht verstehen oder nicht verstehen dürfen und das Gespräch verweigern, dann sind sie „traurige Gesellen und tragische Versager vor ihrer Christenpflicht“. Zu rechtfertigen brauche sich also nicht, wer an die Freiheit und ihre Errungenschaften erinnere, sondern wer sie verweigert.

In Arbeitsgruppen beschäftigte sich die Bundesversammlung mit den jeweiligen Wechsel- und Spannungsverhältnissen Religion und Gewalt, Religion und Vernunft, Religion und Staat, Religion und Naturwissenschaften, Religion und Sexualität sowie Religion und Frauen.

Am Samstag fand ein intensiver Gesprächsabend mit Dr. Wunibald Müller statt, dem Leiter des Recollectio-Hauses Münsterschwarzach. Auch in der Priesteraus- und –weiterbildung, so Dr. Müller, dürfe das Thema Sexualität nicht tabuisiert werden. Nur sexuell gereifte Menschen könnten verantwortete Lebensentscheidungen treffen. Wenn es aber zu Umbrüchen und Lebenskrisen komme - dies gelte auch für geschiedene Eheleute, müsse Kirche die Menschen auch hierin seelsorgerlich begleiten.

Weitere Schwerpunkte dieser Bundesversammlung waren die Vorbereitungen auf den Katholikentag 2008 in Osnabrück und den 2. Ökumenischen Kirchentag 2010 in München.

Der Vorsitzende der Plattform Wir sind Kirche Österreich, Hans Peter Hurka aus Wien, betonte in seinem Grußwort die Wichtigkeit der internationalen Vernetzung, denn die pastoralen Probleme aber auch die Reformbereitschaft des Kirchenvolkes nehmen europaweit, ja weltweit immer mehr zu.

Vertreter des seit bald 20 Jahren bestehenden Münnerstädter Kreises sprachen sich dafür aus, nicht nur sachgemäße Kritik zu üben sondern Visionen zu entwickeln und diese zu beispielhaft zu realisieren.

In das paritätisch besetzte sechsköpfige Bundesteam wurden für zwei Jahre wiedergewählt: Sigrid Grabmeier (Jg. 1962, Deggendorf, Bistum Regensburg), Dietgard Heine (Jg. 1943, Mainz, Bistum Mainz) und Christian Weisner (Jg. 1951, Dachau/München, Erzdiözese München und Freising). Neu in das Bundesteam gewählt wurden Doris Ahlers (Jg. 1969, Hannover, Bistum Hildesheim), Georg Kohl (Jg. 1940, Bad Homburg, Bistum Limburg) und Herbert Tyroller (Jg. 1940, Augsburg, Bistum Augsburg). Nicht mehr kandidiert hatten Eva-Maria Kiklas und Karl Graml die mit herzlichem Dank für ihre langjährige Arbeit im Bundesteam verabschiedet wurden, aber mit ihrem Engagement der KirchenVolksBewegung weiterhin eng verbunden bleiben werden.

Die nächste Bundesversammlung zum Thema „Sexualität in christlicher Verantwortung“ wird vom 28. bis 30. März 2008 in Bielefeld stattfinden.

Mehr Informationen:
Christian Weisner
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Zuletzt geändert am 28­.10.2007