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Veröffentlicht am 01­.12.2014

26.11.2014 in Stuttgart

Studientag der Pfarrer-Initiative

Strukturreformen in den Diözesen – wo bleiben die Gemeinden?

Pressemitteilung 1.12.2014

Die Pfarrer-Initiative Deutschland hat sich auf einem Studientag in Stuttgart kritisch mit den Strukturreformen in den deutschen Bistümern auseinander gesetzt. 21 Pfarrer und Diakone aus sechs Diözesen diskutierten die Umgestaltung der Pfarrgemeinden zu größeren Seelsorgeeinheiten oder Großpfarreien.

Einig waren sich die Mitglieder der Pfarrer-Initiative, dass die Bildung von größeren pastoralen Einheiten, die gemäß dem Kirchenrecht von einem Pfarrer geleitet werden können, die strukturell einfachste Antwort auf den Priestermangel ist. Dass mit diesen Veränderungen auch eine Öffnung der Gemeinden, eine größere Lebensraumorientierung der Seelsorge und mehr Kooperation von Haupt- und Ehrenamtlichen einhergehen sollen, wurde von den Teilnehmern des Studientags als notwendig begrüßt. Dass ändere aber nichts daran, dass die strukturellen Lösungen grundsätzlich priesterzentriert sind, sei es, dass die Pfarreien so organisiert werden, dass sie von der vorhandenen Zahl der Priester noch zu leiten sind, sei es, dass für die Versorgung Priester aus anderen Ländern herangezogen werden.

Kritisiert wurde, dass in allen Diözesen die Prozesse von den Bischöfen und den Verantwortlichen in den Ordinariaten ausgingen, unter großem zeitlichem Druck umgesetzt würden und es oft an der nötigen Transparenz mangelt. Zudem seien die Gemeinden als Hauptbetroffene zu wenig an den Beratungs- und Entscheidungsprozessen beteiligt gewesen, wobei es diesbezüglich deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Diözesen gibt. Deutliche Kritik übten die Mitglieder der Pfarrer-Initiative, dass alternative Lösungsmodelle wie die Leitung von Gemeinden durch Laien oder die Feier von sonntäglichen Wortgottesdiensten in etlichen Diözesen wieder zurückgefahren wurden. Ein großes Problem sehen die Teilnehmer der Tagung darin, dass in allen Diözesen die Auswirkungen der Strukturveränderungen auf die Aufgaben und die Rolle des Pfarrers viel zu wenig bedacht werden. Hier vermissen die Mitlieder der Pfarrer-Initiative einen Dialog mit den Betroffenen. So stellen sie fest, dass die großen Pfarreien und Einheiten hohe Anforderungen an die Leitungskompetenz der Pfarrer stellen, was nicht selten in einer Spannung zur ursprünglichen Berufung als Seelsorger steht.

Da die Strukturreformen in den meisten Bistümern schon weit fortgeschritten sind, sieht die Pfarrer-Initiative nur noch wenige Möglichkeiten, diesen Prozess zu verändern. Jetzt komme es darauf an, die Gemeinden in ihrer Eigenverantwortung und Selbstständigkeit zu stärken und die Ehrenamtlichen zu Leitungsmodellen „bis an den Rand des Möglichen oder darüber hinaus“ zu ermutigen. Vor allem die kleinen Gemeinden im ländlichen Raum hätten sonst wenig Chance, als selbstständige Einheiten weiter zu bestehen. Zudem sprachen sich die Teilnehmer dafür aus, sich weiter für andere Lösungen wie die Weihe verheirateter Männer oder das Diakonat der Frau einzusetzen. Dazu braucht es aber mutige Bischöfe, die sich dafür stark machen.

Klaus Kempter

Pfarrer-Initiative Deutschland ▪ Kirchplatz 3 ▪ 97631 Bad Königshofen

Zuletzt geändert am 02­.12.2014