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Veröffentlicht am 25­.06.2023

Offener Brief an vier Bischöfe

„Nicht mit der Verweigerung unserer (!) Kirchensteuergelder den Synodalen Ausschuss verhindern!“

> Offener Brief als PDF (2 Seiten)

An den Erzbischof von Köln und an die Bischöfe von Eichstätt, Passau und Regensburg

25. Juni 2023

Liebe Diener des Volkes Gottes, liebe Glaubensbrüder im Bischofsamt!

In großer Sorge um unsere vier Diözesen schreiben wir Ihnen als Vertreter der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche und der Laienverantwortung Regensburg e.V. einer Vereinigung von Gläubigen nach dem CIC can. 215. Wir wollen in unseren Diözesen Ihren von allen anderen 23 deutschen Bistümern abgetrennten Weg zu einer synodaleren Kirche nicht mitgehen, der zum Blockadeweg wird. Wir fordern Sie auf, sich der großen Mehrheit der anderen Bischöfe anzuschließen.

Kein Sonderweg von Ihnen!
Bei der letzten Sitzung des Ständigen Rates haben Sie die finanziellen und personellen Ressourcen für die Bildung des Synodalen Ausschusses verweigert. Da die Zustimmung auf Ebene der Deutschen Bischofskonferenz hätte einstimmig erfolgen müssen, stellt Ihre Blockadehaltung bei der Finanzierung des Synodalen Ausschusses, der auf der letzten Synodalversammlung mit großer Mehrheit beschlossen wurde, eine unkluge, unverantwortliche und kurzsichtige bischöfliche Machtausübung dar. Offensichtlich haben Ihre theologischen und hierarchischen Argumente nicht ausgereicht, die anderen 23 Bischöfe zu überzeugen und so versuchen Sie nun mit der Verweigerung von Kirchensteuergeldern der Gläubigen in Ihren Diözesen den Synodalen Ausschuss zu blockieren.

Blockadehaltung
Ihre Blockadehaltung ist ein gezielter Affront gegen die große Mehrheit Ihrer Brüder im Bischofsamt und es ist eine bewusste Provokation sehr vieler Mitglieder der katholischen Kirche in Deutschland, nicht nur in unseren vier Bistümern. Damit manifestieren Sie Ihren eigenen Sonderweg und die seit langem bestehende und immer offensichtlicher werdende Spaltung innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz. Zur Erinnerung: Nach der erschütternden MHG-Studie Ende 2018 war es die Deutsche Bischofskonferenz, die im März 2019 einstimmig (aber auch da gab es vier Enthaltungen) einen Synodalen Weg für Deutschland beschlossen und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken um gleichberechtigte Mitwirkung gebeten hat. Mit Ihrem Verhalten während des Synodalen Weges, jetzt aber vor allem mit Ihrer Blockadehaltung zu einem wesentlichen Beschluss für die Umsetzung der mühsam erarbeiteten Entscheidungen, gefährden Sie erneut die Glaubwürdigkeit und
Vertrauenswürdigkeit der Kirchenleitungen.

Werbung gegen Missverständnisse im Vatikan?
Wenn Sie auf die skeptischen und irritierenden Stimmen aus dem Vatikan verweisen und sich dahinter verschanzen wollen, so fragen wir Sie: Was haben Sie persönlich dafür getan, im Vatikan für den Synodalen Weg in Deutschland zu werben und bestehende Missverständnisse dort auszuräumen? Oder haben Sie gar mit eigenen Stellungnahmen und Webseiten versucht, den Synodalen Weg als angeblichen „deutschen Sonderweg“ zu diskreditieren? Gegen diese „Sonderweg-Verleumdung“ spricht auch deutlich das neue Instrumentum laboris aus dem vatikanischen Synodenbüro. Wenn Sie sich bei Ihrer Blockadehaltung auf Ihre Gewissensentscheidung als Bischof berufen, so fragen wir Sie: Wie autoritär und selbstherrlich verstehen Sie Ihr Hirtenamt? Mit wem in Ihrem Bistum haben Sie sich beraten? Und wäre es, wenn Sie die dringend anstehenden Reformschritte partout nicht mittragen wollen, nicht konsequent, Ihr Bischofsamt für das Ihnen anvertraute Bistum abzugeben?

Wem gehört das Kirchensteuergeld?
Wir schließen uns gemeinsam der Stellungnahme des Münsteraner Kirchenrechtlers Prof. Dr. Thomas Schüller an, der die Kirchensteuerräte in den vier Bistümern auffordert, „zu ihren Bischöfen zu sagen: ‚Ihr seid nicht Besitzer dieses Geldes, das ihr jetzt nicht geben wollt. Das sind wir, es ist das Geld der Kirchensteuerzahlenden.‘ Wenn diese Bischöfe mit diesem Geld Kirchenpolitik machen, ist das kirchenrechtlich verwerflich, widerrechtlich und der eigentliche Skandal, dass sie ihre Organe missachten, die über die Verwendung der Gelder zu entscheiden haben.“ (1) Ihr Handeln in dieser Hinsicht zeigt uns eine unkontrollierte Machtausübung und das sehen wir als Auswüchse eines Klerikalismus, den Papst Franziskus mehrfach scharf kritisiert hat. Die mit der gezielten jahrzehntelangen Vertuschung sexualisierter und geistlicher Gewalt größte Glaubwürdigkeits- und Kirchenleitungskrise in der neueren Kirchengeschichte wird dadurch fortgesetzt und gefestigt.

Gottvertrauen und pastorale Klugheit!
Als vier Neinsager in der Deutschen Bischofskonferenz stehen Sie nicht für die „Weltkirche“, sondern für eine kleine, rückwärts gewandte, letztlich antikonziliare Fraktion von Kurienkardinälen. Damit schaden Sie aber der gesamten Kirche auf dem Weg durch die Zeit! Erkennen Sie endlich die heutigen „Zeichen der Zeit“ (Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“). Nicht Angst vor Machtverlust, sondern Gottvertrauen und pastorale Klugheit sollten Sie prägen und bestimmen.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Johannes Grabmeier
Laienverantwortung Regensburg e.V. nach CIC c. 215

Köckstr. 1, 94469 Deggendorf,
Tel: 0991-2979584, 0151-681-70756
E-Mail: johannes.grabmeier@laienverantwortung-regensburg.de

Walter Hürter
Wir sind Kirche im Bistum Eichstätt

Humboldstr. 3
85049 Ingolstadt
Tel: 0841-33704, 0176-51751405
E-Mail: awhuerter@t-online.de

Georg Mollberg
Wir sind Kirche im Erzbistum Köln

Am Hohen Weg 20
53572 Unkel
Tel: 02224-3960
E-Mail: g.mollberg@t-online.de

Axel Harald Stark
Wir sind Kirche im Bistum Passau

Prinz-Eugen-Str. 47
94034 Passau
Tel: 0851-45442
E-Mail: axelharaldstark@web.de

(1)  https://www.kirche-und-leben.de/artikel/kein-geld-fuer-synodalen-rat-eine-kriegserklaerung-der-vier-bischoefe

Presse-Echo auf diesen Offenen Brief: www.wir-sind-kirche.de/echo ab 26.6.2023

 

 

 

Ständiger Rat der Deutschen Bischofskonferenz berät zum Synodalen Weg
> dbk.de 20.6.2023

kfd und KDFB ratlos über Blockadehaltung und Realitätsverweigerung
> kfd-bundesverband.de 20.6.2023

Hauptausschuss des ZdK fordert Ende bischöflicher Alleinverfügung über Finanzhaushalt
> zdk.de 23.6.2023

Initiative NEUER ANFANG fordert: Keinen weiteren Cent Kirchensteuer für einen deutschen Sonderweg
> kath.net 22.6.2023

Zuletzt geändert am 27­.06.2023