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Veröffentlicht am 26­.06.2021

Aktuelle Priesterweihen

„Neupriester sollten dem Vorbild von Papst Franziskus folgen“

Wir sind Kirche zu den Priesterweihen in München, Regensburg und anderswo

Pressemitteilung München, Regensburg, 26. Juni 2021

  • Priester in der Gemeinde, nicht über der Gemeinde
  • Neue Offenheit in der Zölibats- und Frauenfrage
  • Neue Formen kirchlicher Dienste notwendig

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche gratuliert den Diakonen, die am 26. Juni 2021 in Regensburg (acht), München (fünf) und auch anderswo ihre Priesterweihe empfangen und wünscht ihnen Gottes Segen für ihre künftige Arbeit in der Seelsorge (> Brief an die Neupriester). Die katholische Reformbewegung hofft, dass die Neupriester, die ihr Studium nach der Wahl von Papst Franziskus im März 2013 aufgenommen haben, auch seinem pastoralen Vorbild folgen werden. Das bedeutet konkret, besonders für die Menschen am Rande von Kirche und Gesellschaft da zu sein, so wie es Papst Franziskus früher in Argentinien und jetzt in Rom eindrucksvoll vorlebt.  

Priester in der Gemeinde, nicht über der Gemeinde

In Franziskus’ Forderung, dass Priester mit dem „Geruch der Schafe“ inmitten ihrer Herde leben und auch an die „Peripherie“ gehen sollten, sieht Wir sind Kirche ein notwendiges Miteinander von Klerikern und sogenannten Laien (das griechische Wort für „Volk Gottes“) auf Augenhöhe. Als Antwort auf den jahrzehntelangen Missbrauchsskandal und die MHG-Missbrauchsstudie der Bischöfe findet jetzt auch innerhalb des Synodalen Weges in Deutschland eine theologische Debatte über ein erneuertes Priesterbild statt. Ohne Papst Franziskus wären der Synodale Weg und auch das Forum „Priesterliche Existenz heute“, das erstmals in der Geschichte der katholischen Kirche im deutschen Sprachraum die Zölibatsfrage ergebnisoffen behandelt, nicht einmal denkbar.

Neue Offenheit in der Zölibats- und Frauenfrage

Wir sind Kirche begrüßt es, dass sich auch immer mehr Bischöfe in der Zölibats- und Frauenfrage offen äußern. Es gibt im Neuen Testament keinen Beleg dafür, dass Jesus nur unverheiratete Männer für die Feier des Gedächtnisses von Leben, Tod und Auferstehung gewollt hätte. Der Verweis auf die Tradition überzeugt nicht, gab es doch auch in der katholischen Kirche mehr als tausend Jahre keinen Pflichtzölibat. Und dies ist auch heute noch in einigen mit Rom unierten Kirchen der Fall. Außerdem arbeiten allein in Deutschland gut einhundert konvertierte lutherische und anglikanische Priester mit ihren Familien. Jesus war ein Mann, doch die theologisch entscheidende Botschaft ist die „Mensch“werdung Gottes.

Vor allem dürfen Frauen nicht länger diskriminiert und vom priesterlichen Dienst ausgeschlossen werden. Paulus schreibt: „Ihr seid alle durch den Glauben Töchter und Söhne Gottes, denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Es spielt keine Rolle mehr, ob ihr (….) Männer oder Frauen seid, denn ihr alle seid ‚eins’ in Jesus Christus“ (Gal. 3, 26-28).

Die Zukunft unserer Kirche hängt wesentlich davon ab, dass sie zur ursprünglichen „Communio“ (Gemeinschaft) zurückfindet. Die Aufspaltung in „Kleriker“ und „Laien“ widerspricht fundamental der Idee vom „Volk Gottes“: alle gehören dem Volk an und sind somit „Laien“; alle sind von Gott Erwählte und sind somit „Kleriker“. Auch mit seiner bemerkenswerten Aussage „Wir sind alle gleich – Ich bin einer von euch“ hat Papst Franziskus deutlich gemacht, dass „kirchliche Würdenträger“ keine Sonderstellung vor Gott haben.

Neue Formen kirchlicher Dienste notwendig

In den letzten Jahren sind deutlich weniger als 100 Männer pro Jahr ordiniert worden. Die höchst problematischen Strukturreformen (XXXL-Pfarreien, Pfarrverbände usw.) in den deutschen Diözesen haben sich an der zur Verfügung stehenden Zahl von Priestern orientiert. Das hat zu einer Entseelung der Gemeinden geführt. Die persönliche Seelsorge und die spirituelle Hinwendung zu einzelnen Menschen in kleinen Gemeinschaften werden nahezu unmöglich. Immer mehr Priester und andere Seelsorger fühlen sich ausgelaugt und überlastet.

Das erfordert dringend Konsequenzen: Die Zugangsbedingungen zum priesterlichen Dienst müssen geändert werden, denn sie verhindern, dass berufene Männer und Frauen ordiniert werden. Eine neue Sicht von Kirche ist nötig, die das Volk Gottes in den Mittelpunkt stellt, dem alle Dienste zugeordnet und nicht mehr sakral überhöht und klerikal übergeordnet sind.

Pressekontakt Wir sind Kirche:

Dr. Edgar Büttner (Wir sind Kirche München, Priester im Dialog, Synodalforum „Priesterliche Existenz heute“:  Tel: 0170-2928327, E-Mail: info@dr-buettner.com

Magnus Lux (Bundesteam): Tel. 0176 41707725, E-Mail: lux@wir-sind-kirche.de

Christian Weisner (Bundesteam): Tel. 0172-5184082, E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de

Mehr: www.wir-sind-kirche.de/zoelibat

 

Wir sind Kirche-Brief an die Neupriester 2021

Sie haben am vergangenen Samstag die Priesterweihe empfangen, Sie sind ordiniert worden und haben sich damit in den Dienst der Gemeinde des Herrn, der Kirche gestellt. Dazu gratulieren wir Ihnen.

Sie übernehmen diesen Dienst in einer Zeit des großen Umbruchs. Kardinal Marx hat von einem „toten Punkt“ gesprochen, an dem die Kirche angekommen ist. Doch als Christen und Christinnen glauben wir, dass dem Tod die Auferstehung folgt. Für diesen neuen Aufbruch braucht es Menschen, Männer wie Frauen, unverheiratete wie verheiratete, die unserer Kirche Zukunft eröffnen, indem sie alte Gleise verlassen und Neues wagen. Dabei vertrauen wir auf die heilige Geistkraft, die allen Glaubenden im Volk Gottes zukommt.

Es ist gut, wenn Sie deshalb nicht nur den „sensus ecclesiae“ hochhalten, sondern vor allem auf den „sensus fidei fidelium“ achten. Für Paulus ist selbstverständlich: „Wir wollen ja nicht Herren über euren Glauben sein, sondern wir sind Helfer zu eurer Freude; denn im Glauben seid ihr fest verwurzelt“ (2 Kor 1,24).

Das Zweite Vatikanische Konzil erinnert uns immer wieder daran, die „Zeichen der Zeit“ zu erkennen. Lassen Sie sich nicht von denen leiten, die jede Reform als „dem Zeitgeist nachjagen“ verunglimpfen; sie verwechseln ihre Reformunfähigkeit mit dem „Festhalten am wahren Glauben“. Glauben ist aber nicht ein Für-wahr-Halten von überkommenen Lehr-Sätzen, die sich oft als Leer-Sätze erweisen, weil sie niemand mehr versteht. Glauben meint das Ur-Vertrauen, dass Gott auf unserer Seite steht.

Der Synodale Weg, den die Kirche in Deutschland geht, ist ein Weg, auf den sich die Kirchenleiter zusammen mit dem Kirchenvolk aufmachen. Wir sprechen dort offen über alles, was uns als Christinnen und Christen heute bewegt. Ein einfaches „weiter so“ kann es nicht geben, sonst wird die Kirche zur Sekte. „Ecclesia semper reformanda“ ist eine Haltung, die nicht mit dem Hinweis auf das kirchliche Gesetzbuch und auf Verlautbarungen der Vatikanischen Bürokratie auf die Seite geschoben werden kann.

Wir freuen uns, wenn wir als KirchenVolksBewegung mit Ihnen in Kontakt bleiben, damit wir alle voneinander lernen können. Die Wege, die wir jetzt gehen, werden die Kirche nicht nur in Deutschland, sondern weltweit prägen, und zwar über die Zeit des „toten Punktes“ hinaus. Gehen wir sie gemeinsam!
 

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> bistum-regensburg.de 26.6.2021

Zuletzt geändert am 16­.07.2021