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Veröffentlicht am 07­.07.2016

26.-28. Februar 2016 in Osnabrück

38. öffentliche Bundesversammlung Wir sind Kirche zur Enzyklika Laudato si’

> Pressemitteilung 28.2.2016 > Presse-Echo > Beschlüsse > Fotos

Die 38. Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche in Osnabrück befasste sich unter verschiedenen Aspekten mit der Enzyklika Laudato si' von Papst Franziskus. Es war die erste Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung in dieser Domstadt, die Wir sind Kirche jedoch durch die Teilnamen am regionalen Ökumenischen Kirchentag 1998 sowie am 97. Deutschen Katholikentag im Jahr 2008 vertraut war.

Am Freitagabend begann die öffentliche Bundesversammlung in der Familienbildungsstätte Osnabrück mit Grußworten der Vorsitzenden des Katholikenrats Osnabrück, Katharina Abeln, des neugewählten ZdK-Präsidenten Prof. Dr. Thomas Sternberg sowie von Gert Heizer von der österreichischen Plattform Wir sind Kirche. Generalvikar Theo Paul hatte einen Gruß ausrichten lassen.

Auf die anschauliche Vorstellung Geschichte der Domstadt durch Heinz-Dieter Pees, Vorsitzender des Forums Osnabrück, folgte die spirituelle Einführung „Was ich nicht brauche, macht mich reich“ über die Lebenskunst von Bruder Franz und Papst Franziskus durch Dr. Martina Kreidler-Kos, Diözesanreferentin im Bistum Osnabrück, die auch über das Leben und Werk Klaras und Franziskus forscht.

Das Hauptreferat am Samstagvormittag hielt Dr. Andreas Lienkamp, Professor für Christliche Sozialwissenschaften am Institut für Katholische Theologie der Universität Osnabrück zum Thema „Die Sorge für unser gemeinsames Haus - Impulse der Enzyklika Laudato si‘ von Papst Franziskus“. Lienkamp zeigte eindrücklich auf, welch Meilenstein diese Umwelt- und Sozialenzyklika in der Tradition päpstlicher Sozialverkündigung ist. Papst Franziskus mache deutlich, dass der Einsatz für eine „ganzheitliche Ökologie“ zentraler Bestandteil unseres Glaubens ist. Dies erfordere auch eine neue Wahrnehmung und Deutung der biblischen Schöpfungserzählungen sowie des sich daraus ergebenden Auftrags an die Menschheit, Hüterin von Mutter Erde zu sein.
Die Enzyklika liefere kein Weltuntergangsszenario, so Lienkamp. Die wissenschaftlich fundierte Beschreibung der ökologisch-sozialen Krise mache aber deutlich, wie dringend notwendig eine „kulturelle Revolution“ sei, bei der die Kirchen Anwältin all derer sein müsse, die jetzt und zukünftig von jeder Teilhabe ausgegrenzt sind.
Die PowerPointPräsentation kann für den privaten Gebrauch Wir sind Kirche angefordert werden: info@wir-sind-kirche.de

In der anschließenden Diskussion gab es viel Zustimmung zu den politischen und moralischen Herausforderungen der Enzyklika. Die ganze Kirche sollte sich diese Enzyklika noch viel mehr zu eigen machen, als dies bis jetzt der Fall ist. Als Defizite bzw. "blinde Flecken" der Enzyklika werden allerdings die mangelnde Berücksichtigung der Frauenfrage und fehlende Aussagen zur Familienplanung und Bevölkerungspolitik gesehen.
> mehr bei Wir sind Kirche zur Umwelt-Sozial-Enzyklika LAUDATO SI'


Der Samstagnachmittag war geprägt durch Arbeitsgruppen zur aktuellen Weiterarbeit von Wir sind Kirche sowie durch Informationen über das Engagement beim Katholikentag Leipzig 2016, zum Reformationsjubiläum 2017 und der Diözesan- und Themengruppen. Danach wurden drei Anträge für die weitere Arbeit beschlossen.

Am Samstagabend feierten die 80 Teilnehmenden Gottesdienst mit der Gemeinde der Kleinen Kirche Osnabrück (www.kleinekirche.de). Den Abschluss am Sonntagvormittag bildete ein Stadtrundgang mit Stationen für eine geschwisterliche Kirche, der am Osnabrücker Dom endete.
> Textheft des Stadtrundgangs (PDF 7 Seiten)

> Einladung und Programm der Bundesversammlung PDF (2 Seiten)

> aktualisierte Tagesordnung (PDF 1 Seite)

Bereits im Vorfeld und nach dem Pressegespräch am Freitagnachmittag haben verschiedene Medien über die Bundesversammlung berichtet.
> Presse-Echo


Musikalisches Grußwort der Vorsitzenden des Katholikenrats Osnabrück, Katharina Abeln


Heinz-Dieter Pees stellt die Geschichte der Stadt vor


Prof. Dr. Thomas Sternberg bei seinem Grußwort


Sehr spirituelle Einführung durch Dr. Martina Kreidler-Kos


Hauptreferent Prof. Dr. Andreas Lienkamp


... und eine sehr aufmerksame Versammlung


... moderiert von Bundesteammitglied Magnus Lux


Gert Heizer als Vertreter der österreichischen Plattform Wir sind Kirche


Station des Stadtrundgangs vor dem Rathaus der Friedensstadt


Friedensgebet in der Marienkirche


Abschluss des Stadtrundgangs und der Bundesversammlung vor dem Dom






Auf der Bundesversammlung beschlossene Anträge

Antrag 1: Einberufung einer neuen Synode für die deutschen Diözesen (einstimmig beschlossen)

Die Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche fordert die deutschen Bischöfe auf, gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken und auch unter Einbeziehung nichtorganisierter Laien einen konkreten Zeitplan und einen rechtlichen Rahmen für die Einberufung einer neuen Synode für die deutschen Diözesen vorzulegen. Die Synode darf nicht auf beratende Funktionen eingeschränkt werden, sondern muss auch Entscheidungsbefugnisse haben, wie das bei der Würzburger Synode der Fall war.
    Begründung:
    Die deutschen Bischöfe hatten am 12. Februar 2016 angekündigt, im Anschluss an die fünf Jahresgespräche künftig „nach Möglichkeit“ alle zwei Jahre etwa 120 Vertreterinnen und Vertreter aus den Diözesen, dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken, den Orden, den Verbänden, den Gemeinschaften und Bewegungen sowie Theologen zu „Versammlungen“ einzuladen, die „sich konkreten (Einzel-)Fragen des kirchlichen Auftrags widmen.“
    Nach Ansicht der katholischen Reformbewegung wird diese unverbindliche Fortführung des fünfjährigen Gesprächsprozesses in keiner Weise dem Anspruch des Zweiten Vatikanischen Konzils gerecht; schon der bisherige Gesprächsprozesses war mit deutlichen Defiziten behaftet (siehe dazu auch die Veröffentlichungen von Luisa Fischer und Prof. Dr. Gerhard Kruip). Papst Franziskus hatte auf der Bischofssynode 2015 in aller Deutlichkeit gefordert, dass der Weg der Kirche in die Zukunft ein Weg des synodalen Miteinanders sein muss, und zwar auf allen Ebenen. Ein synodales Miteinander fordert aber klare Regeln, die den teilnehmenden Gruppierungen angemessen Rechte zuerkennt und diese verbindlich festlegt.

Antrag 2: Theologische Aufarbeitung der Ursachen sexualisierter Gewalt (mit großer mehrheit beschlossen)

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche unterstützt die Forderungen von Theologinnen und Theologen, die sich für eine theologische Aufarbeitung der jahrzehntelangen und andauernden Verbrechen sexualisierter Gewalt und deren Vertuschung ausgesprochen haben. Für die Aufklärung von bestehenden Missbrauchsvorwürfen sollten alle deutsche Bistümer niederschwellige Kontaktstellen mit kirchenunabhängigen und speziell ausgebildeten Personen einrichten.
    Begründung:
    Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche sieht über die bisherige, in den einzelnen Bistümern sehr unterschiedlich geleistete Arbeit der Entschädigung und Prävention hinaus die dringende Notwendigkeit einer grundlegenden theologischen Aufarbeitung der Ursachen jahrzehntelanger Verbrechen von sexualisierter Gewalt und deren Vertuschung.

Antrag 3: Zu TTIP und anderen Freihandelsabkommen (mit großer Mehrheit beschlossen)

Die Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche spricht sich dafür aus, dass die Kirchen auf allen Ebenen eindeutig gegen TTIP und andere Freihandelsabkommen Stellung beziehen und die Politik auffordern, diese abzulehnen, weil
  • eine umfassende demokratische Kontrolle nicht gewährleistet ist,
  • unsere Rechtsordnung durch private Schiedsgerichte umgangen werden kann,
  • Kommunen und Landkreisen die Versorgung mit Energie und Wasser und auch Kulturgütern aus der Hand genommen werden kann,
  • Rechte der Arbeitnehmenden sowie soziale und ökologische Standards ausgehebelt werden können,
  • durch Freihandelsabkommen ohne demokratische Kontrolle in der Regel die Ärmsten weltweit noch ärmer werden.
Diese Punkte verstoßen fundamental gegen die Option für die Armen, wie sie zuletzt auch Papst Franziskus in der Enzyklika Laudato si‘ formuliert hat.
    Weiterführende Links:
    TTIP-Stellungnahme der Bischöfliche Kommission Mission, Entwicklung, Frieden des Bistums Osnabrück, Dezember 2015 > mehr

    Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising: Kirchliche Verbände kritisieren das geplante Freihandelsabkommen TTIP > mehr


Willi Knecht: TTIP - aus der Perspektive einer Kirche der Armen
> mehr




Presse-Echo

Reformkatholiken gegen Freihandelsabkommen
> Nordwest-Zeitung 29.2.2016

"Wir sind Kirche" verlangt Protest gegen TTIP
> KNA 29.2.2016

"Wir sind Kirche" hat zum Widerstand gegen das Freihandelsabkommen TTIP aufgerufen
> NDR 28.2.2016

Reformkatholiken rufen zu Ablehnung von TTIP auf
> epd 28.2.2016

Reformbewegung „Wir sind Kirche“ lobt den Papst
> Neue Osnabrücker Zeitung 27.2.2016

Meldung über "Wir sind Kirche"-Bundesversammlung
> NDR 28.2.2016

Reformkatholiken sprechen über sexualisierte Gewalt
> Neue Osnabrücker Zeitung 26.2.2016

Laien auf Augenhöhe mit Bischöfen und Papst
> Bayrischer Rundfunk 26.2.2016

Laien wollen mehr Mitsprache
> Kirchen-Newsletter des BR 26.2.2016

Kirchen-Volks-Bewegung trifft sich in Osnabrück > Die Welt 26.2.2016
> Focus 26.2.2016

Sexualisierte Gewalt: Kircheninitiative für Profis zur Aufarbeitung
> DPA 26.2.2016

„Wir sind Kirche“ kommt nach Osnabrück
> Kirchenbote Osnabrück 21.2.2016





























Zuletzt geändert am 09­.03.2016