| |
Veröffentlicht am 17­.12.2013

Rückblick 2013 – Ausblick 2014

Wir sind Kirche: „Am Anfang einer neuen Kirchenepoche?“

Pressemitteilung München, 17. Dezember 2013

Wenn die von Papst Franziskus eingeleiteten Reformen und geistlichen Impulse auf allen Ebenen konsequent aufgegriffen und weitergeführt werden, sieht die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche zum Jahreswechsel 2013/2014 die große Chance, dass die römisch-katholische Kirche Schritt für Schritt die tiefe Orientierungs- und Leitungskrise überwindet und auf den Erneuerungskurs des Zweiten Vatikanischen Konzils zurückkehrt. Die in diesem Jahr erfolgte internationale Vernetzung der Pfarrer-Initiativen, die kürzlich entstandene „Kölner Kircheninitiative“ und viele andere neue Entwicklungen sieht Wir sind Kirche als ermutigende Beispiele für eine konstruktive Aufbruchstimmung, die an vielen Orten zu beobachten ist.

R ü c k b l i c k - 2 0 1 3
  • Entscheidende Veränderungen in Rom ...
  • Für das Jahr 2013 ragt der unerwartete Rücktritt von Papst Benedikt als entscheidendes Ereignis heraus, das Respekt verdient, aber angesichts von Vatileaks absolut notwendig war. Dieser Rücktritt hat – im guten Sinne – das Papstamt von innen her verändert und die gesamte Hierarchiestruktur relativiert.
    Neun Monate nach der Wahl des argentinischen Kardinals Bergoglio zum Bischof von Rom wird der Kurs von Papst Franziskus immer deutlicher erkennbar. Er setzt auf Kollegialität statt auf päpstlichen Absolutismus, auf pastorale Zuwendung statt auf herzlosen Buchstabenglauben, auf Dialog statt auf autoritative Entscheidungen, auf Bescheidenheit statt auf Pomp. Das jüngste Apostolische Schreiben „Evangelii Gaudium“ zeigt seinen Willen zu konkreten Reformen, auch in der Kirchenstruktur. Vor allem gibt es der Gesamtkirche eine neue, klar erkennbare und weithin beachtete Ausrichtung vor.
    Wir sind Kirche begrüßt den spirituellen Leitungsstil von Papst Franziskus und ist bereit, einen zukunftsorientierten Reformkurs auch gegen die Widerstände zu verteidigen, die sich im Vatikan und anderswo offensichtlich formieren. Eine große Gefahr liegt auch darin, dass viele Bischöfe – alle unter den beiden Vorgängerpäpsten ernannt – immer noch zögern, dem neuen Kurs zu folgen. Die begonnene Kurienreform darf nicht zum Ziel haben, nur die Machtzentrale Vatikan wieder handlungsfähig zu machen und zu stärken, sondern muss endlich den einzelnen Bistümern in ihren Kulturkreisen mehr Eigenverantwortung („Subsidiarität“) zugestehen, so wie es das Konzil wollte.

  • ... aber auch in Deutschland?
  • Fraglich ist, wann der „wind of change“ endlich auch bei den deutschen Bischöfen spürbar wird. Bewegung scheint in die Frage der nach Scheidung Wiederverheirateten zu kommen. Zwar hat der von den Bischöfen seit dem Skandaljahr 2010 betriebene „Gesprächsprozess“ auch in dieser Frage noch keine konkreten Ergebnisse gebracht. Der Vorstoß aus dem Freiburger Erzbistum und die abwehrende Antwort des Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, haben jedoch eine Diskussion in Gang gesetzt, die nicht mehr zu stoppen ist, wie der Münchner Kardinal Reinhard Marx zu recht sagt.

  • Lehren aus Limburg
  • In Deutschland haben die Ereignisse um den Limburger Bischof Tebartz-van Elst die schon seit Jahren schwelende Kirchenkrise (Stichworte: Aufdeckung der Vertuschung sexualisierter Gewalt im Jahr 2010, pastorale Umstrukturierungen) noch einmal sehr verschärft. Es ist verständlich, wenn auch bedauerlich, dass derzeit wieder viele Katholiken und Katholikinnen den Austritt aus der Kirchensteuergemeinschaft als letztes Mittel des Protestes sehen.
    Nach dem immensen Vertrauensverlust durch sein Verhalten ist es nicht vorstellbar, dass Bischof Tebartz-van Elst in Limburg oder irgendwo sonst das Bischofsamt ausüben kann. Der „Fall Limburg“ hat die schon lange gestellten grundsätzlichen Systemfragen wieder ganz oben auf die Tagesordnung gebracht: Bischofsprofil und Bischofsbestellung, Transparenz und effektive Kontrolle aller Kirchenfinanzen sowie das Zusammenwirken von Staat und Kirche (die Bischofsgehälter werden immer noch zu 100 % über die Länder durch den Staat finanziert und viele soziale kirchliche Einrichtungen werden vom Staat bzw. den Sozialkassen zum Teil mit bis zu 100 Prozent finanziert).

A u s b l i c k - 2 0 1 4
  • Hoffnungen in die Familien-Synode
  • Die im Oktober 2014 stattfindende Außerordentliche Bischofssynode zur Familienpastoral (kurz: Familiensynode) wird noch keine endgültigen Entscheidungen treffen, hat aber schon jetzt neue Hoffnungen geweckt. Der Fragebogen zur Familiensynode zeigt zwar, dass Franziskus auf den sensus fidelium, den Glaubenssinn des Kirchenvolkes, hören will. Erstmals interessiert, was die Katholikinnen und Katholiken in aller Welt denken und wie sie leben – und nicht nur die Einschätzung der Bischöfe. Aber die Fragen wirken hilflos und realitätsfern und die Durchführung der Umfrage in den einzelnen Diözesen zeigt schwere Mängel, wie die Recherchen von Wir sind Kirche zeigen. Dennoch begrüßt Wir sind Kirche diesen Versuch als wichtigen und notwendigen Schritt der Beteiligung des Kirchenvolkes. Ihm müssen weitere folgen, die besser vorbereitet sind.

  • Anstehende Bischofswechsel
  • Im kommenden Jahr stehen wichtige Bischofsbesetzungen in Deutschland an. Die Bistümer Erfurt und Passau sind schon unbesetzt, im Freiburg übt der bisherige Erzbischof Dr. Robert Zollitsch das Amt als Apostolischer Administrator aus, die Erzbistümer Köln und Hamburg werden 2014 vakant. Und auch im Bistum Limburg wird eine Neubesetzung erfolgen müssen. Jetzt wird sich sehr konkret zeigen, ob der neue Kurs des Papstes in Deutschland schon zum Tragen kommt und welche Rolle der neue Nuntius, Erzbischof Dr. Nikola Eterovic, spielen wird.
    Wir sind Kirche begrüßt, dass der Essener Bischof Overbeck auch eine Beteiligung der Laien an der Auswahl von Bischöfen für sinnvoll hält. Konkrete Verfahrensvorschläge, wie das geschehen könnte, hat Wir sind Kirche schon vor einigen Jahren vorgelegt. Eine wesentliche Weichenstellung wird auch die Wahl eines neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz im Februar 2014 bringen.

  • Katholikentag
  • Beim Regensburger Katholikentag Ende Mai 2014 wird Wir sind Kirche – wie 2012 in Mannheim – im offiziellen Programm vertreten sein, mit anderen Reformgruppen aber auch ein zusätzliches Programm anbieten. Alle weiteren Termine und Aktivitäten auf der Seite www.wir-sind-kirche.de/?id=632

* * *

Sonderveröffentlichung „Vom Bohren dicker Kirchenbretter“
In dieser Woche erscheint in der Zeitschrift „Publik-Forum“ die 4-seitige Sonderveröffentlichung von Wir sind Kirche „Vom Bohren dicker Kirchenbretter“. Der darin gebotene Überblick über die Arbeit der katholischen Reformbewegung zeigt, wie Wir sind Kirche seit dem KirchenVolksBegehren 1995 zum Bewusstseinswandel im Kirchenvolk beigetragen hat – eine gute und notwendige Ausgangsbasis für die grundlegenden pastoralen und strukturellen Reformen von Franziskus.
Link auf Seite www.wir-sind-kirche.de/?id=266

* * *

Das Wir sind Kirche-Bundesteam wünscht Ihnen und Ihren Angehörigen schon jetzt frohe Weihnachtstage und ein gutes und Hoffnung bringendes Neues Jahr!

Für das Wir sind Kirche-Bundesteam:

Christian Weisner, Tel: 08131-260250 o. 0172-5184082, presse@wir-sind-kirche.de
Sigrid Grabmeier, Tel: 0991-2979585 o. 0170-8626 290, grabmeier@wir-sind-kirche.de
Magnus Lux, Tel: 09721-58875 o. 0176-41266392, Famlux@t-online.de

Zuletzt geändert am 02­.01.2014