"30 Jahre Wir sind Kirche"-Tagung und BV
„Viel bewegt, weiter geht’s!“
Mit der Bitte um Vorankündigung und Berichterstattung
Pressemitteilung München, Nürnberg, 31. Oktober 2025
Anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens lädt die katholische Reformbewegung Wir sind Kirche vom 7. bis 9. November 2025 unter dem Motto „Macht / Ohnmacht / Hoffnung“ zu einer offenen Tagung und ihrer 53. öffentlichen Bundesversammlung ein. Tagungsort ist das Caritas-Pirckheimer-Haus in Nürnberg.
Der Freitagnachmittag beginnt mit einer zeitgeschichtlichen Einordnung durch den Pastoraltheologen und Religionspädagogen Prof. Norbert Mette: „Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche zwischen erreichten Reformen und neuen Herausforderungen“ (erscheint in Kürze als Broschüre). Der Samstag ist dem Blick in die Zukunft gewidmet, durch den Pastoraltheologen Prof. Christian Bauer: „Mehr Synodalität wagen! Auf der Suche nach frischen Ideen für Kirche und Gesellschaft“, gefolgt von „Konkreten Hoffnungswegen der Transformation“ mit Vorstellung bewährter Beispiele aus der aktuellen kirchlichen Praxis (Details siehe Pressemitteilung vom 25. August 2025).
Prof. Norbert Mette, Münster, der Wir sind Kirche seit dem KirchenVolksBegehren 1995 mit seinen damals 1,8 Millionen Unterschriften in Deutschland begleitet:
„Was ihren Status in der allgemeinen und kirchlichen Öffentlichkeit angeht, so lässt sich feststellen, dass die KirchenVolksBewegung Wir sind in Kirche in ihrer Unabhängigkeit einen festen Stand hat und ihre Stimme gehört wird. Auch ist nicht zu übersehen, dass sich das geistige und geistliche Klima in der katholischen Kirche in den letzten 30 Jahren erheblich verändert hat. Es ist aus der damaligen winterlichen Erstarrung unter den Pontifikaten von Johannes Paul II und Benedikt XVI aufgetaut. So sind beispielsweise die 1995 im KirchenVolksBegehren formulierten Ziele und Forderungen zwar nicht ausdrücklich, aber doch implizit zum Verhandlungsgegenstand des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland gemacht worden. Allerdings heißt das nicht, dass es dabei nicht noch erheblichen Spielraum zu deren Umsetzung gäbe.“
Angelika Fromm, Mainz, Begründerin der Aktion „Lila Stola“ und ausgebildete Diakonin:
„Die Gleichberechtigung der Frauen auch in allen kirchlichen Ämtern war der zweite Punkt des KirchenVolksBegehrens. Ein Jahr zuvor, 1994, hatten Papst Johannes Paul II. und sein damaliger Glaubenspräfekt Joseph Ratzinger jede Diskussion über die Frauenweihe verboten. Auf der ersten Europäischen Frauensynode 1996 in Gmunden, Österreich, an der ich teilgenommen habe, entstand die Idee, mit einer „Lila Stola“ für die Frauenordination zu demonstrieren. Mehr als 120 Frauen erklärten sich damals schriftlich bereit, ein Amt in der Kirche zu übernehmen. Das Tragen der „Lila Stola“ ist seitdem unser sichtbares Zeichen für die Frauenordination bei vielen Mahnwachen und Aktionen, das auch von Männern unterstützt wird. Mittlerweile gestehen auch immer mehr Bischöfe ein, dass die „Frauenfrage“ entscheidend für die Zukunft der römisch-katholischen Kirche sein wird. Beim „Synodalen Weg“ in Deutschland hat das Synodalforum 3 die Rolle der Frau in der Kirche behandelt und wegweisende Beschlüsse erarbeitet. Jetzt haben wir sehr aufmerksam verfolgt, dass Papst Leo die Frauenfrage nicht als theologisches, sondern als kulturelles Problem sieht.“
Annegret Laakmann, Haltern, Mitinitiatorin des deutschen KirchenVolksBegehrens und bis Ende 2014 Referentin der KirchenVolksBewegung:
„Wir sind Kirche stellt nicht nur Forderungen auf, sondern hat auch immer wieder konkrete Beratung und Hilfe geleistet. In der unsäglichen Auseinandersetzung Ende der 1990er Jahren zwischen Vatikan und deutschen Bischöfen um den Verbleib der katholischen Beratungsstellen im staatlichen System der Schwangerschaftskonfliktberatung haben Frauen und Männer der KirchenVolksBewegung mitgeholfen, im Jahr 1998 den Verein „Frauenwürde e.V.“ zu gründen. In dessen Beratungsstellen erhalten Frauen im Schwangerschaftskonflikt bis heute ein ergebnisoffenes Beratungs- und Hilfsangebot mit Bescheinigung der Beratung. - Von 2002 bis 2012, also lange vor dem Notruf und den Beratungsstellen der Bischöfe, hat das „Wir sind Kirche-Not-Telefon“ mehr als 400 von sexueller Gewalt durch Priester und Ordensleute betroffene Menschen beraten und begleitet. Mit den zwischenzeitlich entstandenen Betroffenenorganisationen arbeiten wir eng zusammen und unterstützen deren Arbeit. Auch bei den Bischofskonferenzen waren wir immer wieder präsent, um dringend notwendige Reformen anzumahnen.“
Sigrid Grabmeier, Deggendorf, von Anfang an in einer Pfarrgemeinde und seit 2001 im Bundesteam aktiv:
„Wir sind Kirche wird von vielen vor allem durch unsere Pressearbeit und kirchenpolitischen Stellungnahmen wahrgenommen, mit denen wir u.a. demokratische und synodale Strukturen in der Kirche einfordern, so wie sie das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) vorbereitet und angelegt hat. Auch für eine gesicherte Beteiligung an finanziellen Entscheidungen sowie eine Neuordnung des Staat-Kirche-Verhältnisses setzen wir uns ein. Genauso wichtig sind uns aber eine breite theologische Bildung, eine zeitgemäße Spiritualität und die Ökumene. Dies sind Gründe, warum wir uns seit 1996 mit viel Engagement und auch Kosten an allen Katholikentagen und Evangelischen Kirchentagen aktiv und kreativ beteiligt haben. Unser Markenzeichen, unsere „Gespräche am Jakobsbrunnen“ mit namhaften Persönlichkeiten, veranstalten wir seit Corona auch im Internet. In Deutschland sind mittlerweile viele andere Reformgruppen entstanden wie Maria 2.0, neue Priester- und Gemeindeinitiativen, Out in Church, OrdensFrauen für MenschenWürde, mit denen wir eng vernetzt sind. Ebenso besteht eine gute Zusammenarbeit mit zahlreichen katholischen Verbänden und auch dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Gleiches gilt auf der internationalen Ebene.“
Susanne Ludewig, Kassel, seit 2013 im Wir sind Kirche Bundesteam und Teil der Delegation von Wir sind Kirche International beim „Heilig-Jahr-Treffen von synodalen Teams und partizipativen Gremien“ vor einer Woche in Rom:
„Dass bei dieser weltweiten Zusammenkunft im Vatikan auf Einladung von Kardinal Mario Grech auch Vertreter:innen von Wir sind Kirche International aus Deutschland, Österreich, Italien und Irland teilnehmen konnten, ist ein Novum, das hoffen lässt. Wir haben sehr freundliche Aufnahme und viel Zustimmung erfahren. Deutlich wurde: die Reformthemen von Wir sind Kirche sind überall relevant und der „Synodale Weg“ ist kein deutscher Sonderweg. Synodalität, also verantwortliche Mitgestaltung kirchlichen Lebens durch alle Glaubenden, ist eine herausfordernde, aber notwendige Aufgabe für die römisch-katholische Weltkirche. Bei dem Treffen jetzt in Rom wurde betont, wie zentral dafür eine gute theologische Bildung sowohl in der Kirchenleitung als auch im Kirchenvolk ist. Da machen wir gerne mit.“
Christian Weisner, Dachau, Mitinitiator des deutschen KirchenVolksBegehrens und seitdem Mitglied im Bundesteam:
„In Deutschland war 2010 das Jahr „annus horribilis” mit der Aufdeckung jahrzehntelang vertuschter sexualisierter und spiritueller Gewalt am Berliner Canisius-Kolleg der Jesuiten. Die daraufhin im Auftrag der deutschen Bischöfe durchgeführte „Missbrauchsstudie“, die sogenannte MHG-Studie, zeigte 2018 die systemischen Ursachen auf, die in vielem dem entsprechen, was Wir sind Kirche bereits 1995 in Österreich in positiver Weise formulierte und was dann ab 2019 auf dem „Synodalen Weg“ in Deutschland behandelt wurde. Auch bei den beiden Weltsynoden 2023 und 2024 und bei dem Heilig-Jahr-Treffen jetzt in Rom haben sich die Wir sind Kirche-Themen als zentrale, weltweite pastorale Kernpunkte herauskristallisiert. Jetzt muss der von Papst Franziskus initiierte und von Papst Leo fortgesetzte synodale Prozess weitergehen, damit es spürbare Veränderungen gibt. Laut Schlussdokument der Weltsynode 2024 stehen vor allem die Ortskirchen in der Verantwortung, geeignete Formen zu finden, dass die gesamte kirchliche Gemeinschaft in alle wesentlichen Entscheidungen nicht nur mitberatend, sondern mitentscheidend einbezogen wird.“
Pressekontakt:
Prof. Dr. Norbert Mette, norbert.mette@freenet.de
Angelika Fromm, mariafromm@googlemail.com, Tel: 06131-222478
Annegret Laakmann, laakmann@wir-sind-kirche.de, Tel: 02364-5588 oder 0151 57454786
Sigrid Grabmeier, grabmeier@wir-sind-kirche.de, Tel: 0170 8626 290
usanne Ludewig, ludiewig@wir-sind-kirche.de, Tel: 0173 1592216
Christian Weisner, presse@wir-sind-kirche.de, Tel: 0172 518 4082
Wir sind Kirche Chroniken: www.wir-sind-kirche.de/chronik
Worte der Ermutigung und kritischen Begleitung: www.wir-sind-kirche.de/ermutigung
Medienecho und andere Materialien: www.wir-sind-kirche.de/30jahre
Zuletzt geändert am 01.11.2025

