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Veröffentlicht am 24­.03.2021

Kardinal Woelki und Missbrauchsstudie Köln

Norbert Scholl: Glaubwürdigkeit sieht anders aus

Der Augsburger Historiker und Epochenwandel-Experte Martin Kaufhold meint: „Wenn es so weitergeht, würde ich der katholischen Kirche als Institution in Deutschland in dieser Form noch etwa 20 Jahre geben." Auch der Münchener Kardinal Marx sagt: „Der Schaden für die katholische Kirche ist groß." Der katholische Journalist, Buchautor und ehemalige Richter Heribert Prantl meint folgerichtig: „Die katholische Kirche in Köln steht in der moralischen Insolvenz. Sie braucht keinen Kardinal. Sie braucht einen Insolvenzverwalter.“

Doch Kardinal Woelki, der diesen Schaden maßgeblich mitverursacht hat, will von allem nichts gewusst haben. Vieles spricht dagegen. 1990 wurde er Erzbischöflicher Kaplan und Geheimsekretär von Kardinal Meisner, den das jüngste Gutachten schwer belastet. 2003 wurde er zum Weihbischof im Erzbistum Köln ernannt und Kardinal Meisner selbst spendete ihm die Bischofsweihe. Etwas später ernannte Meisner ihn zum Bischofsvikar für die Fragen der Glaubenslehre und Ökumene.

Bei dieser engen Liaison mit Kardinal Meisner soll Woelki nichts von der Sonderakte „Brüder im Nebel“ gewusst haben, in der Meisner belastete Priester der Diözese aufgelistet hatte? Gewiss, das Gutachten („Gut“?-achten) der Kanzlei Gercke, das allein aufgrund der Aktenlage erstellt wurde, konnte Woelki kein Fehlverhalten nachweisen. Das ist auch nicht verwunderlich bei „systembedingter Vertuschung", bei dem „Chaos in der Verwaltung“ und bei einem „System aus Schweigen, Geheimhaltung und mangelnder Kontrolle“ – so Kardinal Woelki am 23.3.2021..

Zwar gibt Woelki zu, im Umgang mit Missbrauchsfällen Schuld auf sich geladen zu haben. Doch einen Rücktritt lehnt er ab mit der kuriosen Begründung: „Die moralische Verantwortung einfach mitnehmen und gehen zum Schutz des Ansehens von Bischofsamt und Kirche - das ist mir zu einfach. Und in meinen Augen ist es auch falsch… So ein Rücktritt wäre nur ein Symbol, das nur für eine kurze Zeit hält." Er könne es nur aus seinem Amt heraus besser machen.  

Damit gibt er eine Steilvorlage für alle Bischöfe, die künftig als Vertuscher entlarvt oder denen andere Vergehen nachgewiesen werden. Glaubwürdigkeit sieht anders aus. Die hat Woelki verspielt.

Prof. Dr. theol. Norbert Scholl, Wilhelmsfeld, 23. März 2021

Zuletzt geändert am 18­.11.2021