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Veröffentlicht am 26­.04.2008

Erzbischof Robert Zollitsch neuer Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

... Indem die Mehrheit der deutschen Bischöfe mit der Wahl des neuen Vorsitzenden auf Kontinuität gesetzt hat, hat sie für einige Jahre auch darauf verzichtet, an der Spitze der Bischofskonferenz neue Akzente zu setzen. Die "Ära Lehmann" war nicht selten durch Staatsnähe, Anlehnung an den Zeitgeist und eine stets spürbare Distanz zum römischen Zentrum der katholischen Kirche geprägt: Eine Position, die vielen in jüngster Zeit neu ernannten Bischöfen zunehmend nicht mehr zeitgemäß erscheint. Es wird unter anderem auch die Aufgabe des neuen Vorsitzenden sein, in einer Zeit des Übergangs diesen Wandel zu moderieren. (Quelle: Dirk Hermann Voß in Katholische Sonntagszeitung am 16.02.2008. Die SoZ erscheint im Auftrag des Bischofs von Augsburg)

Unser Kommentar
(se) Sehr geehrter Herr Voß, Sie haben im Zusammenhang mit dem Abschied von Kardinal Lehmann sowie dem von Kardinal Wetter und der Wahl von Erzbischof Zollitsch mehrfach den "Zeitgeist" zitiert, gerügt u.a. seine "Anlehnung an den Zeitgeist: Eine Position, die vielen in jüngster Zeit neu ernannten Bischöfen zunehmend nicht mehr zeitgemäß erscheint".
Die anderen sind mir weniger bekannt, doch wenn Sie zu diesen auch noch den Regensburger Oberhirten zählen, dann kann ich Ihnen "nach allem, was ich über ihn erfahren habe" gut darstellen, dass dessen Verhalten absolut nicht dem Geist unserer Zeit entspricht, eher dem des Absolutismus. einer fürstbischöflichen Ära, eben dem Geist von vorgestern. Er ist m.E. als typisches Beispiel verfehlter vatikanischer Bischofs-Stuhl-Besetzungs-Politik (siehe Krenn, Groer etc.) den Menschen der Gegenwart nicht mehr zu vermitteln, wenn er, dialogunfähig, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Machtmitteln gegen seine eigenen Diözesanen vorgeht und Mitarbeiter im priesterlichen Dienst bis zur Couch mobbt. Nicht umsonst sagt der Apostel Paulus schon am Anfang der Kirche, dass ein Mann zuerst zeigen soll, dass er einer Familie vorstehen kann, bevor er einer Gemeinde vorsteht, damit solche Entgleisungen möglichst vermieden werden. Darin liegt für mich auch das eigentliche Problem des zölibatären Weltpriesters, dass er vielleicht "als ausdrucksvolles Zeichen der völligen und ausschließlichen Hingabe an Christus" (Benedikt XVI.) dasteht, wobei sein spezifisches Konstitutivum, der Dienst an den Menschen seiner Gemeinde, außen vor bleibt.
Den Papst machen nicht die roten Lackschühchen, den Bischof nicht die roten Knöpfe und den Priester nicht der Zölibat, sondern die liebende, von Menschenfreundlichkeit getragene Sorge um jeden einzelnen, gerade auch den "Geringen", in der ihm jeweils hier und jetzt anvertrauten Gemeinde. Bestimmt diese nicht das Leben des einzelnen Amtsträgers, ist er fehl an seinem Platz, da hilft auch kein ex opere operato.
Zurück zum in der Kirche oft verteufelten Zeitgeist: Wir leben nun einmal im Deutschland und Europa des 21.Jahrhunderts und darin haben nicht geistig Zurückgebliebene, die zwar physisch in unserem Jahrhundert existieren, aber geistig im Mittelalter oder irgendwelchen vergangenen Jahrhunderten zu Hause sind, ob sie nun Amtsträger oder Laien sind, die Linie anzugeben bzw. vorzuschreiben. Sicher bedürfen die in der Vergangenheit Lebenden und Verbliebenen der seelsorglichen Betreuung. Aber wenn sie die Bestimmenden sein sollten und wollten, dann ist das als ob z.B. die gesamte Pastoral auf die Homosexuellen abgestimmt und die große Mehrheit der anderen unter den Tisch fallen gelassen würde. Aber mir ist auch klar, dass es nicht leicht ist, sowohl den Zurückgebliebenen, sowie den im Heute Lebenden gerecht zu werden.
Gegenüber Kardinal Lehmann bemängeln Sie u.a. noch "die stets spürbare Distanz zum römischen Zentrum", was allerdings nicht nur ein Problem von ihm, sondern von jedem aufgeklärten Katholiken unserer Zeit sein dürfte. Kein anderer als Papst Johannes Paul II. selbst hat diese Haltung dadurch provoziert, dass er in antijesuanischer Manier versucht hat, mit allen Mitteln und Tricks die Macht des Papsttums zu vermehren, indem er allen kirchlichen Ebenen, von den Laien bis zu den nationalen Bischofskonferenzen, ihre Selbständigkeit und Freiheit beschnitten hat: das war eine schwere Sünde gegen die Kirche, gegen das Petrusamt und gegen die einzelnen Christen, denn Christus hat uns zur Freiheit berufen und nicht zu Lakaien Roms bestimmt. Auch Petrus wurde von Jesus zum Dienst berufen, dass er seine Brüder stärke, nicht dass er über sie herrsche. Wie das aussehen kann, hat uns Papst Johannes XXIII. gezeigt mit seiner Menschenfreundlichkeit und seiner Nähe zur Gegenwart und zu jedem einzelnen. Doch gerade "damit schließt sich der Kreis" sein "aggiornamento" werden ihm die geistig Zurückgebliebenen nie verzeihen.
Das Anliegen meines Schreibens aber ist, Ihr Plädoyer wider den Zeitgeist und für die in der Vergangenheit Beheimateten nicht unwidersprochen stehen zu lassen und aufgeklärten Katholiken des 21. Jahrhunderts eine Stimme zu geben.

Zuletzt geändert am 26­.04.2008